Touristen- und Verkehrschaos, hier in Dobel, will man am Neujahrswochenende unbedingt vermeiden. Foto: Deck

Ernste Appelle, kaum Verbote. Polizei will die beliebten Ausflugsziele am Wochenende kontrollieren.

Die Polizei will auch am Neujahrswochenende die beliebten Ausflugsziele im Südwesten kontrollieren, setzt aber verstärkt auf die Eigenverantwortung der Menschen.

Region - Nach dem Verkehrs- und Ausflugschaos des vergangenen Wochenendes an vielen touristischen Orten im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb haben Polizei und manche Gemeinden einige Vorkehrungen getroffen, damit sich die Situation am langen Neujahrswochenende nicht wiederholt.

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Grundsätzlich bleibt man aber zurückhaltend bei Verboten – auch an oberster Stelle, im Sozialministerium, das für die geltende Corona-Verordnung zuständig ist. Es sei nicht beabsichtigt, die Regeln weiter zu verschärfen, heißt es aus dem Ministerium. Allerdings appelliert Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) eindringlich an die Bürger: "Solche Bilder wie vom letzten Wochenende sind ein Schlag ins Gesicht für das gesamte medizinische Personal, das in überfüllten Stationen um das Leben von Covid-Patienten kämpft." Es spreche nichts gegen einen Spaziergang an der frischen Luft, sagte Lucha, aber bitte in der eigenen Umgebung und nicht in Gebieten, die als Ausflugsziele bekannt seien.

Nationalpark warnt Wanderer vor den Gefahren, die der Wald im Winter mit sich bringt

Auch die Gemeinde Dobel im Kreis Calw ist in den vergangenen Tagen von Tagestouristen überrannt worden. Für das lange Silvester-Wochenende appelliert Bürgermeister Christoph Schaack (CDU) vor allem an die Vernunft der Gäste und bittet darum, dem Kurort über Feiertage und Wochenenden fernzubleiben. Sperrungen der Zufahrtsstraßen wie am vergangenen Wochenende will er in Absprache mit dem zuständigen Landratsamt nur im Notfall veranlassen. Für diesen Fall aber sei die örtliche Feuerwehr in Alarmbereitschaft. Auch Schaacks Amtskollegen Klaus Mack (CDU) in Bad Wildbad (Kreis Calw) und Julian Christ (SPD) in Gernsbach (Kreis Rastatt) rufen Gäste dazu auf, die örtlichen Hotspots in den kommenden Tagen besser zu meiden.

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In Bad Wildbad wird die Zufahrt zum Sommerberg abgeriegelt, sobald der vorhandene Parkplatz voll ist. Ein Aufstieg mit der Bahn ist zwar nach wie vor möglich, könnte aber mitunter mit langen Wartezeiten verbunden sein, weil die Beförderungskapazität stark begrenzt worden ist.

Nach den Ereignissen vom vergangenen Wochenende, als es auf dem Kaltenbronn aufgrund kilometerlanger Staus und rücksichtslos parkender Autos über Stunden kaum ein Durchkommen gab, wollen das Gernsbacher Ordnungsamt und die Polizei sowohl die Verkehrssituation als auch die Einhaltung der Corona-Beschränkungen am kommenden langen Wochenende verstärkt kontrollieren und sanktionieren, erklärte eine Sprecherin der Stadt. Eine Sperrung der Zufahrtsstraßen obliege jedoch dem Landratsamt.

Die Polizei im Freudenstädter Raum hat Kontrollen für die kommenden Tage angekündigt und will Verstöße gegen die Corona-Verordnung oder die Verkehrsregeln konsequent ahnden, etwa beim Falschparken an der B  500. Auf beiden Seiten der Schwarzwaldhochstraße waren kürzlich so viele Autos geparkt, dass Polizei und Rettungskräfte kaum noch durchkamen. Schon wegen des Lockdowns sind im Kreis Freudenstadt Freizeit- und Sporteinrichtungen bis mindestens 10. Januar geschlossen. Dazu zählen auch die Skilifte. Die Loipen auf dem Kniebis sind hingegen gespurt.

Am Ruhestein ist die Rodelbahn geöffnet. Der dort beheimatete Nationalpark Schwarzwald warnt Wanderer vor den Gefahren, die der Wald im Winter mit sich bringt. Außerdem sei es wichtig, die Tiere nicht in ihrem Winterschlaf zu stören. Einige Wege und Routen sind deshalb gesperrt.

Der Schneefall hat am zurückliegenden Wochenende auch in der Ortenau Besucher zu beliebten Ausflugszielen gelockt. Das Resultat war unter anderem ein Verkehrschaos am Mummelsee – allein dort verteilte die Polizei knapp 200 Knöllchen. Einen erneuten Besucheransturm für das Silvester-Wochenende hat die Polizei bereits im Blick: "Wir sind selbstverständlich vor Ort", versichert Wolfgang Kramer, Sprecher des Polizeipräsidiums Offenburg. Konkrete Maßnahmen wie Sperrungen, um ein erneutes Chaos einzudämmen, seien jedoch nicht geplant.

Die Wanderwege in Burladingen (Zollernalbkreis) werden laut der dortigen Stadtverwaltung von Besuchern aus nah und fern aktuell noch stärker genutzt, und die Wanderparkplätze, insbesondere im Bereich des Kornbühls und des Baa-Brunnens, haben während der zurückliegenden Feiertage zum Teil ihre Auslastungsgrenze erreicht.

Der Besucherbetrieb am Rottweiler Testturm ruht angesichts der Corona-Situation

Grundsätzlich sei man vonseiten der Stadtverwaltung über jeden Wanderer froh, der die Landschaft "unserer Fehlastadt mit ihren Ortsteilen genießt und wir wollen den Menschen gerade in diesen ohnehin schon schwierigen Zeiten eine optimale Möglichkeit der Entspannung und Erholung auf unserem weitläufigen Wegenetz ermöglichen", heißt es in einer Mitteilung.

Allerdings sehen sich die Behörden auf der Alb gezwungen, aufgrund des zuletzt hohen Verkehrsaufkommens entsprechende Wegbereiche für Privat-Pkws zu sperren, "um die Gefahrensituation, vor allem an Silvester und am Anfang des neuen Jahres, zu entschärfen und die ungehinderte Durchfahrt von Einsatz- und Rettungskräften zu gewährleisten".

Auch die höchste Aussichtsplattform Deutschlands in Rottweil bietet derzeit keinen Zufluchtsort für Touristen. Der Aufzugstestturm mit seinen 246 Metern Höhe lässt sich höchstens von außen bestaunen. Der Besucherbetrieb ruht angesichts des aktuellen Pandemiegeschehens.

In Freiburg haben Stadt und Polizei verstärkte Kontrollen des Böller- und Party-Verbots in der Silvesternacht angekündigt. Aber auch tagsüber dürfte es ruhig zugehen in der Breisgau-Metropole: Das beliebteste Ausflugsziel der Freiburger, der Mundenhof, ist geschlossen, ebenso die Museen in der Stadt. Am vergangenen Wochenende herrschte etwa auf dem Kandel bei Waldkirch (Kreis Emmendingen) so viel Besucherandrang, dass die Polizei die Auffahrt auf den Park zeitweise sperren musste.