Mit Hilfe des Gebläserohrs gelangt das Erntegut vom Korntank des Mähdreschers auf den Ladewagen. Foto: Gauggel

Sie kommt deutlich besser mit Hitze und Trockenheit zurecht als viele andere Gewächse: Die Ernte der "Alb Leisa" von Hermann und Harald Bantle fällt trotz Klimakrise gut aus.

Winterlingen-Harthausen - Die Familie Bantle auf dem Lieshof östlich von Harthausen hat vor zwölf Jahren ihre Landwirtschaft konsequent auf Bio umgestellt und ist inzwischen nach den Kriterien von Bioland zertifiziert. Auf den etwa 30 Hektar Ackerfläche des Betriebes wird seither vor allem Getreide wie Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel und Hafer in Bioqualität angebaut.

"Vor zehn Jahren", erklärt Seniorchef Hermann Bantle, "haben wir es gewagt, auf einer kleinen Fläche von etwa einem Hektar die traditionelle Alblinse anzubauen, die als ›Alb-Leisa‹ nach dem Zweiten Weltkrieg als ausgestorben galt." Erst 2006 sei sie in der ältesten Genbank der Welt im russischen St. Petersburg wiederentdeckt worden und habe danach auf der Alb als Nischenprodukt wieder Fuß fassen können.

Das uralte Erntegut ist wieder in Mode

Das Linsen-Saatgut und den Samen für den Leindotter als notwendige Stützpflanze für die Alb-Leisa bekommen Hermann Bantle und sein Sohn Harald vom Biohof Pfister aus Ringingen, der bis heute auch der Abnehmer des wieder in Mode gekommenen uralten Ernteguts geblieben ist.

Auf dem Acker im Gewann Bromistal waren die Bantles beim Warten auf den Mähdrescher in diesem Jahr ganz besonders gespannt, wie die Ernte angesichts lang anhaltender Trockenperioden in Begleitung sehr hoher Temperaturen wohl ausfallen würde. "Viele wissen überhaupt nicht, wie die Linsenpflanze überhaupt aussieht" , bedauert der Seniorchef, und tatsächlich ist die nur etwa 20 bis maximal 30 Zentimeter hohe Pflanze inmitten der Stützfrucht und anderer Ackerpflanzen kaum zu erkennen. "Man muss sich schon bücken", lacht Harald Bantle, "um die im Reifezustand dunkelbraun verfärbten Schoten zu entdecken", und er zeigt beim Zerreiben der Hülsen einige der darin enthaltenen nahezu schwarzen Alblinsen.

Das Dreschen folgt anderen Bedingungen

Als an diesem Nachmittag bei nahezu 30 Grad Celsius Andreas Schwörer mit seinem Mähdrescher vom benachbarten Birkhof eintrifft, läuft alles relativ schnell ab, denn in den Jahren haben alle Beteiligten Routine entwickelt. Der Schneidetisch des Mähdreschers wird vor dem Beginn des Dreschens im Unterschied zu anderen Getreidearte auf die tiefste Stufe gestellt, damit die Linsen nur wenige Zentimeter über dem Boden geschnitten werden können. Nur so ist es laut Fahrer Andreas Schwörer möglich, dass die kleinen, am Leindotter angelehnten Linsenpflanzen von der Maschine möglichst vollständig erfasst werden können. Nach gut einer Dreiviertelstunde ist die Parzelle abgemäht und das Erntegut mit den Linsen und den winzigen gelben Samenkörnern des Leindotters im Korntank des Mähdreschers.

Robust und wenig anspruchsvoll

Erst nach dem Umladen über das Gebläserohr auf den Ladewagen wird erkennbar, wie es mit der Ernte in diesem Jahr bestellt ist. "Die ist erfreulich gut", merkt Harald vom Hänger herab an, und ergänzt, dass es heuer auch deutlich mehr sei als im vergangenen Jahr. Damit scheint sich zu bestätigen, dass die robusten und – auch was den Boden betrifft – wenig anspruchsvollen Alb-Leisa mit Hitze und Trockenheit offenbar besser zurechtkommen als andere Ackerfrüchte.

Aus dem Leindotter wird hochwertiges Öl

Nach der Ernte kommt die Ladung zunächst für wenige Tage in die heimische Scheune und wird danach nach Ringingen transportiert, wo der Biohof Pfister das Material aufwendig reinigen und die Körner mit speziellen Sieb-Maschinen trennen wird. Da der Pfister-Hof zudem über eine Ölpresse verfügt, wird aus dem Leindotter das hochwertige Leindotteröl gewonnen, das ebenso wie die bekannten Alb-Leisa sowohl im eigenen Hofladen in Killer als auch in anderen regionalen Verkaufsstellen vermarktet wird.