So viel Betrieb wie hier herrscht vor dem Lahrer Kreisimpfzentrum schon lange nicht mehr. Auch weil die Abläufe verbessert und damit die Wartezeiten verkürzt wurden. Indes – das Landratsamt berichtet von einer schlechten Impfmoral. Foto: Archivfoto: Bender

Corona: 15 Prozent erscheinen in Lahr nicht zum Termin / Amt warnt vor Sorglosigkeit

Lahr - Die Impfmoral geht bundesweit zurück – in Lahr sogar überdurchschnittlich. 15 Prozent der Termine im Impfzentrum in der Rheintalhalle werden nach Angaben des Landratsamts nicht wahrgenommen. Eine besorgniserregende Entwicklung.

War es vor wenigen Wochen noch schwer und oft eine Frage von Glück, an den ersehnten Coronaschutz-Piks zu kommen, herrscht mittlerweile vielerorts Flaute am Impftisch. Ein immer häufiger auftretendes Phänomen: Viele machen zwar einen Termin aus, erscheinen dann aber nicht wie verabredet. So werden die Schlagzeilen derzeit von "Impfschwänzern" dominiert – von nun an wohl auch in der Region.

Denn: Im Lahrer Impfzentrum lassen mittlerweile rund 15 Prozent der Impflinge ihren Termin sausen, wie Kreissprecher Kai Hockenjos am Montag auf LZ-Nachfrage berichtete. Zum Vergleich: Deutschlandweit sind es "nur" fünf bis zehn Prozent. Eine mögliche Erklärung für die überdurchschnittlich schlechte Impfmoral könnte sein, dass in Lahr seit einiger Zeit hauptsächlich Zweitimmunisierungen stattfinden. Viele, die einmal gespritzt sind, meinen angesichts niedriger Infektionszahlen offenbar, dass eine Spritze genügt, die Pandemie vorüber ist. Ein fataler Trugschluss, wie Hockenjos erklärt: "Mit dem Wissen um die deutlich ansteckendere Delta-Variante raten wir allen, sich wie geplant impfen zu lassen, um den bestmöglichen Schutz zu erreichen. Wer denkt, dass eine Impfung noch im Herbst reicht, irrt. Da ist es dann zu spät und wir vielleicht schon mitten in der vierten Welle."

"Wir können uns ein Zögern nicht erlauben"

Deshalb appelliert das Landratsamt, die Termine jetzt auszumachen, da genügend Vakzin auf dem Markt ist – und auch zu halten. Wenn Letzteres nicht möglich ist, solle man zumindest absagen, damit die tatsächlich Impfwilligen zum Zug kommen. "Das verlangt eigentlich schon der Anstand", sagt Hockenjos – und: "Wir können uns ein Zögern nicht erlauben."

Was 15 Prozent Absagen bedeuten, zeigt ein Blick auf die absoluten Zahlen: Laut Landratsamt finden im Lahrer Impfzentrum derzeit täglich 500 Immunisierungen statt. Das heißt, dass jeden Tag 75 Menschen mit Termin einfach wegbleiben.

Das einzig Positive bei der Sache: Durch die Schwänzer geht kein Impfstoff verloren. Hockenjos: "Die Dosen werden erst kurz vor dem Termin aufgezogen. Wenn absehbar ist, dass der Impfling nicht erscheint, kommen sie nicht in die Spritze. Es wird nichts weggeworfen."

Wahl zwischen "Astra" und Biontech

Der Kreissprecher weist in diesem Zusammenhang auf die seit Samstag geltende neue Impfstrategie im Land hin: Wer beim ersten Termin mit Astrazeneca geimpft wurde, kann beim zweiten Biontech wählen. Mit dieser Kreuzimpfung soll der Schutz vor Delta deutlich erhöht werden – und der latente Vorbehalt gegen das "Astra"-Vakzin ausgeräumt werden.

Zuletzt wurde diskutiert, ob Impfschwänzer eine Strafe zahlen sollen. Für verpasste Termine stand ein Bußgeld von 25 bis 30 Euro im Raum. Die Bundesregierung hat diesen Überlegungen am Montag aber eine Absage erteilt.