Das französische Atomkraftwerk Fessenheim in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze. Foto: Rothermel

Regierungspräsident Julian Würtenberger erwartet im Zweifelsfall Stilllegung des AKW.

 Von Ralf Deckert

Colmar/Freiburg. Hinterher war er so schlau wie vorher: Nach der Sitzung der regionalen Atomüberwachung CLIS im elsässischen Colmar am Mittwoch hat Südbadens Regierungspräsident Julian Würtenberger »weiteren Informationsbedarf« zur Reaktorsicherheit des Atomkraftwerks in Fessenheim geltend gemacht. Im Zweifelsfall müsse der Reaktor abgeschaltet werden, so Würtenbergers Resümee aus der Sitzung.

Sorgen machen dem Regierungspräsidenten vor allem die Vorkehrungen des Kraftwerk-Betreibers EDF gegen Erdbeben, Überschwemmungen und Ausfälle der Strom- und Kühlwasserversorgung für das häufig kritisierte Alt-AKW im Elsass: »Es bleiben Zweifel, ob diese Vorkehrungen ausreichend dimensioniert sind«, so Würtenberger nach der Sitzung am Mittwoch.

Laufzeitverlängerung: Meldungen dementiert

So gebe es völlig unterschiedliche Angaben der EDF und des französischen Departements Haut Rhin zu möglichen Wassermengen, die im Falle eines Bruchs des Rheinseitenkanals in das AKW eindringen könnten: Das Departement geht von 20 Mal mehr Wasser pro Sekunde aus als die EDF.

Alleine deshalb sei ein besserer Schutz des AKW durch die EDF erforderlich, so der Regierungspräsident, der nun die französische Atomaufsicht ASN in der Pflicht sieht, Nachbesserungen zu fordern, bevor der Weiterbetrieb des AKW erlaubt wird. Sollte eine Nachbesserung nicht ausreichen, erwarte er, dass die ASN die Stilllegung des AKW Fessenheim anordnet, ließ Würtenberger nach der CLIS-Sitzung mitteilen.

Auch seine Anfrage an die EDF in Sachen Erdbebensicherheit sieht Würtenberger nicht befriedigend beantwortet, und eine Untersuchung über die Sicherheit des AKW im Falle eines Flugzeugabsturzes liege ihm ebenfalls nicht vor. »Ich wünsche mir, dass diesen Fragen auch bei dem Stresstest in Frankreich bis Ende 2011 detailliert nachgegangen wird. Sollten Nachbesserungen nicht ausreichen, erwarten wir als ehrliche Konsequenz eine Stilllegung des AKW Fessenheim«, so der Regierungspräsident.

Berichte französischer Medien, wonach die Atomaufsicht ASN der Laufzeitverlängerung für den Reaktorblock Fessenheim 1 bereits zugestimmt habe, wurden mittlerweile von der Atomaufsicht dementiert. Auf der Homepage der ASN heißt es dazu, man werde sich Anfang Juli äußern. Die Entscheidung über den Weiterbetrieb muss dann von der französischen Regierung gefällt werden.