An der Uni Hohenheim machen Studenten durch Plakate und Aktionen auf die finanzielle Not der Hochschulen im Land aufmerksam. Foto: www.7aktuell.de | Oskar Eyb

Ungeachtet der Zusagen der Landesregierung auf mehr Mittel, haben die Hochschulen im Land am Mittwoch mit ihrem groß angelegten Protesttag "Unis in Not" begonnen. Die Uni Hohenheim verlegte Vorlesungen in die Stuttgarter Stadtbahn.

Ungeachtet der Zusagen der Landesregierung auf mehr Mittel, haben die Hochschulen im Land am Mittwoch mit ihrem groß angelegten Protesttag "Unis in Not" begonnen. Die Uni Hohenheim verlegte Vorlesungen in die Stuttgarter Stadtbahn.

Stuttgart/Freiburg/Konstanz - An den neun Universitäten in Baden-Württemberg hat der Protest gegen überfüllte Seminare, marode Hochschulbauten und prekäre Arbeitsverhältnisse begonnen. Unter dem Motto „Unis in Not“ gingen erstmals tausende Studenten, Dozenten und wissenschaftliche Mitarbeiter gemeinsam auf die Straße. Mit zum Teil originellen Ideen machten sie ihrem Unmut über die geringe Grundfinanzierung der Hochschulen Luft.

So sorgten 20 Studenten und Doktoranden sowie zwei Professoren der Universität Stuttgart-Hohenheim am Mittwochmorgen in Straßen- und S-Bahnen mit Vorlesungen für Aufmerksamkeit. Ute Mackenstedt, Professorin für Parasitologie, sprach dabei im Berufsverkehr vor überraschten Pendlern über Zecken. Ein Kollege dozierte über Embryologie.

"Lassen Sie meine Uni nicht vor die Hunde gehen"

In Konstanz nahmen rund 1300 Mitarbeiter und Studenten an dem Aktionstag teil. Mit einem Postkartenprojekt wollten sie dabei auf die Situation an den Uni aufmerksam machen: Teilnehmer konnten vorgedruckte Karten unter anderem an Finanz- und Wissenschaftsministerium oder auch an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) senden. „Lassen Sie meine Uni nicht vor die Hunde gehen, sondern sorgen Sie endlich für eine ausreichende Grundfinanzierung“, hieß es darauf.

Rückendeckung erhielten sie von den deutschen Hochschulrektoren. Diese sehen die Bundesregierung in der Pflicht. Der Bund müsse in die finanzielle Grundfinanzierung der Hochschulen einsteigen und dürfe diese nicht länger allein den Bundesländern überlassen, sagte der Präsident der deutschen Hochschulkonferenz, Horst Hippler, bei einer Kundgebung in Freiburg. Union und SPD hätten dies im Koalitionsvertrag vereinbart, doch getan habe sich nichts.

„Das einzige, was aus Berlin kommt, ist langes Hinhalten“, sagte Hippler. Die Bundesländer seien nicht in der Lage, den steigenden Finanzbedarf der Hochschulen alleine zu decken. „Hochschulfinanzierung ist eine nationale Aufgabe. Der Bund kann die Länder nicht im Regen stehen lassen.“

"Sind in der Pflicht, auf die Notsituation der Universitäten aufmerksam zu machen"

Der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz, Freiburgs Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer, kündigte weitere Protestaktionen an. Zugleich lobte er die grün-rote Landesregierung für ihre Ankündigung, mehr Geld für die Hochschulen bereitzustellen. „Wir stehen hier in Loyalität mit der Landesregierung“, sagte Schiewer. „Aber wir sind auch in der Pflicht, auf die Notsituation der Universitäten aufmerksam zu machen.“ Gebe es nicht mehr Geld, müssten Leistungen gestrichen und Personal entlassen werden.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) zeigte erneut Verständnis für die Proteste und forderte ebenfalls den Bund auf, seine Zusagen für die Hochschulfinanzierung einzuhalten. Die finanzielle Grundausstattung der Hochschulen sei seit 18 Jahren nicht mehr angepasst worden, sagte sie dem SWR-Hörfunk.

Auch die Hochschule in Konstanz sei ohne die Finanzierungshilfe des Landse empfindlich bedroht, sagte Rektor Ulrich Rüdiger im vollbesetzten Hörsaal der Universität. Sollte die Grundfinanzierung nicht gesichert werden, seien die Sperrung von freiwerdenden Stellen sowie eine Reduzierung beim Angebot und den Studentenzahlen erste konkrete Folgen. „Das ist keine leere Rhetorik“, sagte Rüdiger.