Berthold Disch (rechts) als Nikolaus und Gerd Laun als Knecht werden in diesem Jahr nach über 50 Jahren zum letzten Mal bei der Nikolausaktion der Villinger Kolpingfamilie mitmachen. Foto: Martin Disch

Am Donnerstag und Freitag, rund um den Nikolaustag, werden wieder Mitglieder der Kolpingfamilie Villingen eine jahrzehntelange Tradition annehmen. Seit 1955 gibt es die Nikolausaktion in Villingen.

Als Bischof Nikolaus und Knecht Ruprecht verkleidet werden sie versuchen, Kindern in der Vorweihnachtszeit eine Freude zu bereiten.

 

Die Männer und die Frauen, letztere eher im Hintergrund beim Schminken, Anziehen, Herrichten der Paramenten und bei der Ausleihaktion, die mithelfen, dass diese Aktion vonstattengehen kann, machen alles auf ehrenamtlicher Basis. Sie opfern sogar ihren Jahresurlaub dafür.

So auch Berthold Disch, der mittlerweile Pensionär ist. Seit 51 Jahren ist er schon dabei. Dreimal musste er aussetzen: zweimal in der Coronazeit und vergangenes Jahr krankheitsbedingt.

Vater Alois begleitet

Doch in diesem Jahr soll es das letzte Mal sein. Begonnen hat er als Knecht Ruprecht mit gerade 14 Jahren. Er begleitete seinen Vater Alois, der den Nikolaus mimte. Deshalb trug Disch später lange auch den gleichen grünen Rauchmantel, wie einst sein Vater. Auch während des Studiums in Mainz und Köln, später aus Basel und seit einigen Jahren aus Sexau bei Emmendingen, zieht es ihn in seine Heimatstadt.

Nach wie vor macht es ihm Freude, in die strahlenden Kinderaugen zu schauen, die sich über die kleinen Gaben freuen und Lieder und Gedichte versuchen vorzutragen. Nun soll aber Schluss sein, sagt Disch. Etwa 20 Familien wird er an beiden Tagen noch besuchen. Dazu gehören auch der Besuch bei seinem Patenkind und seiner Familie sowie bei der Familie seiner Nichte.

An Schule Rietheim

An der Grundschule in Rietheim wird er sich verabschieden, wo man ihn in all den Jahren immer wieder willkommen hieß. Er wird es genießen, wenn man ihn und seinen Knecht Ruprecht mit dem altbekannten Lied „Lasst uns froh und munter sein“ begrüßen wird. Auch sein Knecht Ruprecht, den Gerd Laun seit über 30 Jahren verkörpert, wird seine Stiefel in eine Ecke stellen. Mit Wehmut werden beide von der geliebten Aktion Abschied nehmen und die Tage genießen.

Viele Anekdoten

Beide können viele Anekdoten erzählen. Gerd Laun muss heute noch darüber lachen, als der Nikolaus ein Kind ermahnte, dass es den Teller nicht immer leer aß. Der Kommentar des Kindes: „Hast du schon einmal bei meiner Mutter gegessen..?“

Zu Beginn des Besuches begrüßt der Nikolaus stets die Gastgeber mit einem Gedicht, in dem die Geschichte des Mannes aus Myra (Türkei) aufgenommen wird. Er mahnt, dass man nett zueinander sein soll, auch wenn es einem schwer fällt.

Der Besuch ist kostenfrei, aber man freut sich über Spenden, die die Kolpingfamilie an Verbände und Aktionen, die Kinder unterstützen verteilen. Man ist aber schon über den Satz „Vergelt’s Gott“ zufrieden, denn in erster Linie will man den Kindern eine Freude bereiten.

Beide sind sich einig, dass sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten viel geändert hat. Die Geschenke sind viel mehr geworden, was bei den beiden doch auf Unverständnis stößt. „Früher gab es Nüsse und Orangen und heute werden die Kinder mit Spielzeug überschüttet“, so die beiden.

Der Kolpingfamilie ist es auch wichtig, dass ihre Mitglieder als Bischof mit Mitra, Bischofsstab und violetten Chorrock auftreten und wollen sich nicht mit dem Weihnachtsmann gleichstellen. Stilvoll mit einem Gedicht endet nach etwa 20 bis 30 Minuten der Besuch.