Der Mittwochstreff des Bürgerengagements befreit den Wöhrd-Park und das Neckarufer von allerlei Unrat und Müll.
„Mir kann man helfen, indem man mir nicht hilft und das auch akzeptiert. Alles andere ist für mich übergriffig“, so die mit einem Handicap versehene Sabine Ludi, die in der Stiftung St. Franziskus in Heiligenbronn zuhause ist und an diesem Mittwochnachmittag mit ihrer Freizeitassistenz Renate Storz zur „Aktion gegen Kippen“ im Sulzer Stadtpark mit dabei ist.
Inklusion wird gelebt
Ludi ist Stammteilnehmerin am Mittwochstreff der Denkwerkstatt des Bürgerengagements in Sulz. Sabine Ludi ist von Geburt an blind. Sie scheint allerdings mit ihrem Leben trotzdem zufrieden sein, indem sie es so annimmt, wie es ist und sich auch regelmäßig unter Menschen mit und ohne Handicap mischt.
Sie steht, wie alle anderen Teilnehmer, für Inklusion, was auch sichtlich gelebt wird. Zur Begrüßung nehmen sie sich herzlich in den Arm und tauschen ein paar nette Worte aus. Da tritt die Behinderung in den Hintergrund und man sieht nur noch den liebenswerten Menschen gegenüber.
Die Denkwerkstatt möchte Raum und Strukturen schaffen die es jedem Menschen, auch den Menschen mit Behinderung, ermöglichen, ein wertvoller Teil der Gesellschaft zu sein, was mit der Mittwochsnachmittag-Truppe sichtlich gelungen ist.
Integration von Migranten
Ein nicht weniger wichtiges Thema der Denkwerkstatt ist die Integration von Migranten. Andreas Mischel kommt sehr gerne in die Gruppe, da er hier ohne Hemmungen mit anderen Menschen reden und sich austauschen kann. Die Gruppe der Denkwerkstatt Bürgerengagement trifft sich jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr in der Brühlstraße 18.
Am vergangenen Mittwoch hatte sich die Gruppe im Wöhrd-Park getroffen, um mit ihrem Projekt „Aktiv gegen Kippen“ ein Zeichen zu setzen und auf die Umweltverschmutzung aufmerksam zu machen. Die Sammelaktion erstrecke sich auf den Stadtpark Wöhrd und dem angrenzenden Neckarufer. Ausgestattet mit Zangen, Handschuhen und kleinen Eimern machte sich ein Dutzend bunt gemischter Teilnehmer an die Arbeit. Als besondere Geste drückten die „Kippensammler“ jedem Raucher, den sie sahen eine kleine Blechdose in die Hand, um seine Kippe zu entsorgen.
Immense Folgen für Natur
„Das achtlose Wegschnippen von Kippen auf die Straße ist gesellschaftlich akzeptiert und das in einem Maße, wie es bei anderen Abfällen undenkbar wäre“, so äußerte sich Hans-Ulrich Händel, Beauftragter für Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung und Integration in der Stadt Sulz.
Die Raucher dürften sich nicht im klaren sein, was ihr Wegknipsen für Auswirkungen auf die Umwelt habe. Regen löst die giftigen Stoffe innerhalb zehn Minuten aus den Stummeln, wobei eine einzige Kippe rund 40 bis 60 Liter Wasser verunreinigen und bis zu 1000 Liter so belasten kann, dass Kleinstlebewesen nicht überleben können. Im Schnitt dauert es bis zu 15 Jahre, bis eine Zigarettenkippe in der Natur verrottet ist.
Die kleine Matteah mit ihren fünf Jahren hat ihr Urteil gefällt: „Die Menschen sind dumm.“ Barbara Hägele, als eine der ältesten Teilnehmerinnen, machte sich am Neckarufer ans Werk und hatte schnell ihren Eimer mit allerlei Unrat gefüllt. „Der Mensch macht die Natur kaputt und nicht die Natur den Menschen“, so Hägele. Sie werde sich nicht mit der Vermüllung des öffentlichen Raums abfinden, sondern werde immer wieder auf die damit verbundenen Probleme aufmerksam machen.