Erstmals lud die Gemeinde Schallbach ihre Bürger zum Äpfelsammeln auf der Streuobstwiese ein.
Windböen pfeifen über das Land, es regnet. Die freiwilligen Apfelernter auf Schallbachs Streuobstwiese lassen sich davon nicht beeindrucken. 13 Erwachsene und sechs Kinder sind auf der gemeindeeigenen Obstwiese beim Bogensportplatz an der Arbeit. Bürgermeister Christian Iselin schüttelt mit einer langen Stange die Äste am Baum, die ungespritzten Äpfel prasseln hinab ins nasse Gras. „S’ isch e gueti Aktion“, findet André Fuchs. Auch seine Tochter Livia ist mit dabei.
Eine gemeinsame Apfelernte ist heutzutage ein seltenes Erlebnis, besonders für Kinder. Später am Nachmittag setzt „Schütterles mobile Safterei“ noch eins drauf. Von Anfang September bis Ende Oktober ist die mobile Saftpresse und Abfüllanlage unterwegs zwischen Offenburg und Wehr. Nun ist sie erstmals in Schallbach und verwandelt die aufgelesenen Äpfel unter lautem Getöse in leckeren Saft.
Damit sich die Anfahrt mit dem großen schweren Gerät auch lohnt, hat sich Bürgermeister Iselin mit weiteren Gemeinden aus dem Gemeindeverwaltungsverband Vorderes Kandertal wegen des Termins abgesprochen. Neben privaten Anlieferern aus dem Dorf sind auch Vertreter aus Eimeldingen, Wittlingen und Fischingen gekommen. Dass es immer noch regnet, nimmt Saftpressen-Chef Markus Schütterle ganz entspannt: „S’ Wetter schreckt den Safter nicht.“
Im gemeindeeigenen Anwesen Dorfstraße 4 bietet die Hofeinfahrt Platz für die Saftpresse und die historische Scheune Platz für Biertischgarnituren und Bewirtung. Annette Iselin und Fiona Fuchs schenken Kürbissuppe aus, es gibt Wienerli und Getränke – nur keinen Apfelsaft. „Der muss ja erst noch gepresst werden“, stellt Fuchs fest.
Saft hält sich ungeöffnet eineinhalb Jahre
Die Einnahmen aus der Bewirtung gehen an den künftigen Schallbacher Dorftreff. Das Einverständnis der Nachbarn für die geplanten monatlichen Treffs im Anbau der Dorfstraße 4 habe man erhalten, sagt Fuchs.
Mittlerweile hat sich eine stattliche Schar Kinder und Erwachsene versammelt. Iselin fährt mit dem Anhänger vor, 600 Kilo Äpfel sind bei der gemeinsamen Aktion zusammen gekommen. „Valentin, jetzt kommen unsere Äpfel“, sagt Gemeinderätin Bettina Kiefer zu ihrem Enkel.
Die freiwilligen Helfererhalten die Fünf-Liter-Beutel im Karton mit Zapfhahn zum günstigen Preis, berechnet werden lediglich die Verarbeitungskosten. Einmal geöffnet, bleibt der pasteurisierte Apfelsaft bei Zimmertemperatur sechs Wochen lang frisch, ungeöffnet hält er sich eineinhalb Jahre.
Der Organisator der Aktion, Bürgermeister Iselin, ist zufrieden mit dem Verlauf dieser ersten Apfelaktion im Dorf: „Für das Wetter war der Zuspruch in Ordnung.“ Im Vorfeld stellte er pragmatisch fest: „Es ist ja schade, wenn man sowas einfach verrotten lässt.“
Streuobstwiesen sind mehr als Obstlieferanten
Dass Streuobstwiesen noch viel mehr sind als Obstlieferanten, erklärt Vivien von Königslöw. Die Zuständige für den Biotopverbund beim Landschaftserhaltungsverband (LEV) im Landkreis Lörrach fragt die Kinder: „Wisst ihr, welche Tiere auf Streuobstwiesen leben?“ Sie erzählt von Igeln, Rehen, Mäusen, Regenwürmern, Käfern und Steinkäuzen. Mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten können auf diesen „Hotspots der Biodiversität“ leben.
Von Königslöw informiert auch über das Ziel des Biotopverbunds im Vorderen Kandertal: Es geht darum, dass die Arten zwischen verschiedenen Lebensräumen wandern und sich genetisch austauschen könnten. Dafür benötigen sie ein dichtes Netz miteinander verbundener Lebensräume. Schallbachs Beitrag hierzu ist die Anlage von zwei Blühwegen.