Der Landesjagdverband macht auf dem Kaltenbronn mit einer Licht-Installation auf das Aussterben des Schwarzwälder Ureinwohners aufmerksam.
Fünf vor zwölf oder schon nach zwölf im Blick auf die Rettung des Auerwildbestandes im Schwarzwald? Diese beiden beim „Auerhahn-Spotlight“ vor dem Infozentrum Kaltenbronn formulierten Aussagen verdeutlichen die aus der Sicht des Landesjagdverbands Baden-Württemberg bestehende Notwendigkeit und Dringlichkeit eines Maßnahmenplans für den Ur-Wappenvogel des Schwarzwaldes. Dessen zahlenmäßiger Bestand reduziert sich nämlich alljährlich alarmierend.
Dabei waren auch Sabine Kurtz, die CDU-Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, der Grünen-Landtagsabgeordneten Reinhold Pix (Wahlkreis Breisgau) und Landesjägermeister Jörg Friedmann, die für ihre Ansprachen einen kleinen Hochstand zu besteigen hatten, der einen Hauch jagdlicher Atmosphäre vermittelte.
Beeindruckende Illumination
Illumination Aber nicht nur das: Beeindruckend war ein mit Dutzenden von Leuchtelementen großflächig dargestellter Auerhahn am Auslauf des dem Infozentrum gegenüber liegenden Kaltenbronner Skihangs, der in wechselnder Farbgestaltung zum Blickfang des Abends wurde. Zunächst in vollem Licht, dann mit verminderter Leuchtkraft und schließlich wieder, wohl in der Hoffnung auf die Wirkung des geforderten Maßnahmenplans, mit voller Strahlkraft.
Weichen stellen „Das Auerhuhn als Urschwarzwälder wird bald zu einer Erinnerung aus alten Zeiten, wenn nicht jetzt die politischen Weichen neu gestellt werden“, waren die mahnenden Worte von Landesjägermeister Jörg Friedmann. Damit sprach er den schon lange angekündigten Maßnahmenplan zur Erhaltung und Rettung des Auerwildes an. Er prognostizierte außerdem im Falle einer weiteren Verzögerung schwerwiegende Folgen für die vom Aussterben bedrohte, streng geschützte und auch auf dem Sommerberg und bei Kaltenbronn beheimatete Tierart.
Viele Maßnahmen nötig
Maßnahmenplan Dazu seine erste Forderung: „Die Landesregierung muss ihr Versprechen der Umsetzung des Auerhuhn-Maßnahmenplans endlich einlösen – sonst geht dem faszinierenden Vogel endgültig das Licht in seinem Lebensraum aus.“ Notwendig sei es, der Landesforstverwaltung, ForstBW sowie den kommunalen und privaten Waldbesitzern unverzüglich die notwendigen Mittel an die Hand zu geben, um in der Fläche für das Auerhuhn aktiv werden zu können.
Prädatoren-Management Als zweite Säule des Maßnahmenplans sah er das Prädatoren-Management mit der Reduzierung der Fressfeinde des Auerwildes wie etwa Fuchs und Marder, um der Vermehrung des Auerwilds eine Chance zu geben.
Besucherlenkung Als dritte wichtige Maßnahme forderte er eine intensivere Besucherlenkung zum Schutz des Auerwilds. „Wenn wir uns im Wohnzimmer des Auerhahns zurücknehmen, verschaffen wir dem Wild die nötigen Ruhezonen und zollen ihm Respekt“, so Friedmann. Das gelte im Übrigen auch für das Rotwild.
Perfekter Lebensraum
Lebensraum Als den perfekten Lebensraum für das Auerwild bezeichnete er einen lichten Wald mit zehn Prozent Bestandslücken mit Freiflächen und auf mindestens 20 Prozent einen lichten Waldbestand mit einem Kronenschlussgrad von 50 bis 70 Prozent. Die ideale Bodenvegetation bestehe aus einem 20 bis 50 Zentimeter hohen abwechslungsreichen Bewuchs zur Deckung und für die Äsung der Jungtiere.
Verhaltenstipps Als Verhaltenstipps für Waldbesucher nannte er generell den Verzicht auf Störungen des Auerwildes bei Freizeitaktivitäten. Will heißen, seitens der Fußgänger und Radfahrer die Wege nicht zu verlassen sowie sich nicht bei Dämmerung und nachts im Wald aufzuhalten und Schutzgebiete sowie Sperrungen zu beachten.
Population Alarmierende Zahlen gab es zur Entwicklung der Population des Auerwildes: Seit der ersten Zählung im Jahr 1971 hat sich die Anzahl von damals 570 Exemplaren auf 403 im Jahr 1996, auf 315 im Jahr 2012 und auf eine Zahl nur noch im unteren dreistelligen Bereich im Jahr 2022 reduziert, so Friedmann.
Gute Zukunft? Kurtz zeigte Verständnis für die Wünsche und Forderungen des Landesjagdverbands zum Auerwildschutz und kündigte die baldige Fertigstellung des Maßnahmenplans an, den der Verband noch in diesem Jahr erwartet. Das Ministerium sei dabei, Zeichen für eine gute Zukunft des Auerwilds zu setzen. „Wir wissen, wo wir ansetzen müssen“ und „Sie haben uns an Ihrer Seite!“, versicherte die Staatssekretärin und betonte die Bereitschaft, zusammen mit dem Landesjagdverband die von diesem genannten „dicken Bretter“ zu bohren. Auch Pix bekannte sich dazu, um den Charaktervogel des Schwarzwaldes vor dem Aussterben zu bewahren.