Ein kleiner Pikser gegen die große Sommerwelle: Ernst Möck verabreicht einem Jugendlichen aus der Ukraine die Corona-Schutzimpfung. Foto: Ungureanu

Ernst Möck warnt: Die Corona-Sommerwelle sei im Begriff, Balingen und den Zollernalbkreis zu erfassen. Die Inzidenz sei hoch, nun sei es wichtig, die niederschwelligen Impfangebote fortzusetzen, betont der erfahrene Impfarzt.

Balingen - Das niederschwellige Impfangebot von Corona Mobil – zehn Impfärzte aus der Region, die allesamt im Kreisimpfzentrum in Meßstetten gearbeitet hatten – will Möck auf jeden Fall fortsetzen. Am Samstag bot er wieder Impfungen im Balinger Rathaus an. Jeder konnte kommen, ohne Anmeldung, und sich den Piks setzen lassen. Seit Ausbruch der Pandemie hat Möck schon 20.000 Menschen immunisiert, 8000 davon in Balingen.

Entwicklung nicht hinterherhinken

Möck will im Zweifel auch alleine weitermachen. Denn, das weiß er: Die Sommerwelle kommt. Der will er zuvorkommen. Anders als in der Vergangenheit. Denn da sei man der bundesweiten Entwicklung immer "hinterher gehinkt".

Eine Frau aus der Ukraine kommt am Samstagmorgen mit einem Jugendlichen vorbei. Der Junge wolle sich impfen lassen, erklärt sie in gebrochenem Deutsch. Möck hilft beim Ausfüllen des Anmeldebogens, macht den Eintrag in den gelben Impfpass. Den ersten. In drei bis fünf Wochen, sagt er, sollte die zweite Impfung erfolgen. Hier im Rathaus. Oder anderswo. Sie danken und gehen.

Unkomplizierte Angebote wichtig

Dem Tübinger Arzt, der sich als Ruheständler im Kampf gegen die Pandemie stark macht, ist aufgefallen, dass auch Menschen, die eine Impfung zunächst abgelehnt hatten, für das niederschwellige Impfangebot gewonnen werden konnten: Der Anteil der Erstimpfungen betrug bei Corona Mobil etwa 16 Prozent. Landauf und -ab seien die Impfzentren geschlossen worden, und viele Hausärzte würden nicht mehr impfen, sagt er. Das mache unkomplizierte Angebote wie jenes im Rathaus während des Balinger Wochenmarkts noch wichtiger.

"Jetzt im Intervall boostern"

Die Impfzahlen an den Samstagen im Rathaus würden sich derzeit im unteren zweistelligen Bereich bewegen, Tendenz zwar steigend. Aber noch lange nicht lassen sich so viele Menschen im Rathaus impfen wie etwa während der Feierabend-Aktionen im Spätherbst 2021. "Kluge Mitbürger", sagt Möck, "bei denen die letzte Impfung schon länger als drei Monate her ist, lassen sich jetzt im Intervall boostern."

Möcks Hoffnung: Balingen könnte diesmal tatsächlich zum ersten Mal vor die neue Infektionswelle kommen. Die Bilanz an diesem Samstag: 61 Impfungen, die meisten davon Dritt- und Viertimpfungen. Aber auch fünf Erstimpfungen waren dabei.

Anlass zur Sorge

Dass in Deutschland seit Ostern wieder zwischen 100 und 200 Menschen täglich an oder im Zusammenhang mit Corona sterben, sei Anlass zur Sorge. Anlass zur Sorge ist für Ernst Möck auch, dass ihm von Seiten der Stadtverwaltung mitgeteilt wurde, dass das Rathausfoyer für Kunstausstellungen benötigt werde. Natürlich wolle er die Ausstellungspläne der Stadt nicht beeinträchtigen, versichert er. Aber fürs Impfen würden vier bis fünf Quadratmeter ausreichen. Oder die Nische im Treppenhaus, "wo das nie benutzte Kinderbänkle steht": Ein kleiner Tisch, zwei Stühle, zwei mobile Stellwände, fertig.

Zur Not auch in einem Zelt

Bisher sei es immer gelungen, das Impfen reibungslos in den allgemeinen Publikumsverkehr zwischen Kartenverkauf, Fundamt und Abgabe von Gelben Säcken zu integrieren. Notfalls würde er in einem Zelt auf dem Marktplatz impfen.