Amelie Wengert (von links) und Joleen Meißner zeigten den Neuntklässlern der Hebelschule, wie sie im Alltag mutig sein können und anderen helfen können, ohne sich selbst zu gefährden. Foto: Stadt Kehl

Um jungen Menschen zu zeigen, wie sie sich in Notsituationen für Mitmenschen einsetzen können, ohne sich selbst zu gefährden, organisierte die Stadt Kehl eine Workshop-Reihe an den weiterführenden Schulen. Bei den Neuntklässlern kam die Aktion gut an.

Um Neuntklässler für Themen rund um Zivilcourage zu sensibilisieren, wurde an Kehls weiterführenden Schulen eine Workshop-Reihe zum Thema angeboten. Was ist eigentlich Zivilcourage? Woran erkennt man eine Notsituation? Und wie können sich junge Menschen für Mitmenschen in Not einsetzen, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben? Diesen Fragen wurde im Rahmen der Aktion nachgegangen.

 

„Für die beiden Studentinnen Joleen Meißner und Amelie Wengert ist es das erste Mal, dass sie in ihrer Rolle als Zivilcourage-Trainerinnen vor einer Schulklasse stehen und den Workshop in Eigenregie leiten“, berichtet die Stadt Kehl in einer Mitteilung. Zwar hatten die beiden im Rahmen ihres vom Verein „Team Zivilcourage“ angebotenen rund zweiwöchigen Weiterbildungskurses Trainer in eine Schulklasse begleitet, aber selbst erstmals auf sich gestellt vor den jungen Menschen zu stehen, sich ihren Fragen zu stellen und mit ihnen zu diskutieren – dies war eine Premiere für die beiden.

Die Schüler der Klasse 9a seien ein dankbares Publikum gewesen. In einer Art Stuhlkreis saßen die 18 Mädchen und Jungen im Klassenzimmer und hörten den beiden Trainerinnen dabei zu, als sie über Heldenreisen, „heroic acts“ (deutsch: Heldentaten) und den „Bystander-Effekt“ – das Phänomen, dass Augenzeugen eines Unfalls weniger oft eingreifen oder Hilfe leisten, wenn weitere Zuschauer anwesend sind – sprachen. Doch der Workshop war kein reiner Frontalunterricht, sondern sehr interaktiv gestaltet, wie die beiden Trainerinnen betonten.

Schüler brachten sich ein

Immer wieder waren die Schüler aufgefordert, sich Gedanken zu machen über Notsituationen, die sie beobachtet oder selbst erlebt haben, über „heldenhafte Vorbilder“ aus der eigenen Familie oder Popkultur. „Wir möchten ein Bewusstsein für richtiges Handeln schaffen“, erklärten Joleen Meißner und Amelie Wengert. Dabei schreckten sie auch nicht vor drastischen Negativbeispielen zurück, wie etwa der Geschichte der New Yorkerin Kitty Genovese. Die 28-Jährige wurde 1964 vor den Augen der Nachbarschaft vor ihrem Wohnhaus misshandelt und ermordet. „Die Angst, aufzufallen oder in einen Konflikt hineingezogen zu werden, teilen viele Menschen“, berichteten die beiden Trainerinnen. Zu lernen, wie sich diese Angst überwinden lässt, war Teil des Workshops. „Wir üben das, indem sich die Schülerinnen und Schüler einen Punkt auf die Stirn kleben und damit in die Pause gehen“, erläuterten die Trainerinnen. Im Verlauf des Workshops kamen Rollenspiele dazu.

Kriminalprävention der Stadt organisiert Projekte

Die Trainings werden von der Carl-Friedrich-Geiger-Stiftung und dem Verein Courage unterstützt. Der kommunalen Kriminalprävention der Stadt (KKP) kommt dabei eine Vermittlerrolle zu. Jannate Hammerstein in ihrer Rolle als KKP-Beauftragte der Stadt brachte die Akteure und die Schulen zusammen und half bei der Workshop-Organisation. „Zivilcourage ist für das gesellschaftliche Miteinander unerlässlich“, betonte Jannate Hammerstein. „Mit diesem Pilotprojekt setzen wir den Alltagsmut an den Schulen auf den Stundenplan.“ Die KKP bietet den Schulen immer wieder bedarfsorientierte Projektversuche an, die bei Erfolg auch verstetigt werden. „Mit diesem Projekt sind wir aktuell noch in der Probierphase“, fügte Jannate Hammerstein hinzu.