Wer der Börsenregel „Sell in May“ folgte, ist bisher nicht glücklich geworden. Lohnt sich jetzt sogar der Einstieg? Unser Börsenexperte blickt auf die kommende Handelswoche.
Manchmal hört sich das Investieren an der Börse so einfach an. „Nicht alle Eier in einen Korb legen“ oder „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten.“ Einige dieser Börsenweisheiten haben einen wahren Kern – doch ungeprüft sollten man ihnen nicht folgen. Das zeigt dieser Tage eine der gängigsten Börsenregeln: „Sell in May and go away“. Die zweite Hälfte des Zitats besagt: „But remember to come back in September“. Übersetzt ruft dieses Sprichwort also dazu auf, sich im Mai von Aktien zu trennen, um im September wieder einzusteigen.
Wer dem Ratschlag folgte, ist – zumindest bislang – nicht glücklich geworden. „Anstatt zu verkaufen, kann man sich in diesem Jahr sogar fragen, ob der Mai ein guter Monat für den Einstieg ist“, stellen die Experten vom Finanzportal Stock3.com in Aussicht. Auch Analystin Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen konstatiert: „Der für Aktien traditionell schwierige Monat Mai zeigt bislang eine beeindruckende Performance.“ Mit 18 845 Punkten markierte der Dax ein Rekordhoch – getrieben durch neu belebte Zinshoffnungen und Kauflaune am hiesigen Aktienmarkt.
Realitätsprüfung für Dax-Rekordrallye
In der neuen Handelswoche könnte die ZEW-Umfrage am Dienstag für weiteren Rückenwind sorgen. Denn im Mai dürfte der Index zu den Konjunkturerwartungen erneut zulegen. Somit stünden die Börsenampeln weiter auf grün – wenn nicht die US-Inflation dazwischen grätscht.
Die Rekordrallye des Dax muss sich am Mittwoch einer Realitätsprüfung unterziehen. Falls sich wider Erwarten zeigen sollte, dass sich die Inflation in den USA im April deutlich ausgeweitet hat, könnte es an den Börsen ungemütlich werden. Denn dann könnte sich die US-Notenbank Federal Reserve gezwungen sehen, einen härteren geldpolitischen Kurs zu fahren.
Auf dem Programm der nächsten Wochen stehen zudem viele Geschäftszahlen. So informieren etwa der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer am Dienstag sowie die Commerzbank, der Energiekonzern RWE und der Versicherer Allianz am Mittwoch über ihre Aktivitäten im ersten Quartal. Am Donnerstag folgen dann unter anderem der Industriekonzern Siemens und die Deutsche Telekom.