Seit Samstag hat das Seniorenzentrum in Aichhalden wegen Corona für Besucher geschlossen. Foto: Fritsche

Am Dienstag spricht die Menetatis-Zentrale noch von einer "guten Corona-Lage" ohne Infektionen und hoher Impfquote in der Aichhalder Einrichtung. Dabei gilt schon seit Samstag ein Besuchsverbot, denn es gibt einen Corona-Ausbruch mit inzwischen 27 Betroffenen. Wie kann das sein?

Aichhalden - Seit Samstag gibt es einen Corona-Ausbruch im Seniorenzentrum Menetatis: 22 von 67 Bewohnern und fünf Beschäftigte (Stand später Dienstagnachmittag) sind erkrankt, ein Besuchsverbot wurde schon am Wochenende verhängt. Und dennoch: "Null Fälle" hatte Menetatis-Geschäftsführerin Sandra Leps vom Träger Menetatis GmbH in Bedburg noch am späten Montagnachmittag per E-Mail vermeldet, Besuche seien möglich. Auch bei einem Telefonat am frühen Dienstagnachmittag war keine Rede von einem Ausbruch. Der Schwarzwälder Bote vermeldete also genau das.

 

Umfrage in mehreren Seniorenheimen

Zum Hintergrund: Unsere Redaktion hat jüngst bei den Seniorenheimen in Schramberg und den umliegenden Gemeinden die aktuelle Corona-Lage, Besuchsmöglichkeiten und die Impfquote von Bewohnern und Beschäftigen abgefragt – telefonisch und parallel per E-Mail. Auch in Aichhalden. Wie bei der Seniorenresidenz Lauterbach wurden wir auch vom Seniorenzentrum Menetatis an den Träger verwiesen, die Menetatis GmbH in Bedburg. Die Aichhalder Mitarbeiter selbst wollten keine Auskunft geben. Aus der Menetatis-Zentrale kamen besagte Informationen.

Leser sind entrüstet

Leser des Beitrags über das Seniorenzentrum rieben sich dann verwundert die Augen und wandten sich entrüstet an die Redaktion – zurecht. Aber wie konnte das passieren? Hat die Menetatis-Zentrale die Infektionen etwa bewusst verschwiegen? Nein – allerdings lief in der Kommunikation zwischen Seniorenzentrum und Zentrale wohl etwas gehörig schief.

"Können nur um Entschuldigung bitten"

"Wir können nur um Entschuldigung bitten für diesen Kommunikationsfehler", erklärte Geschäftsführerin Sandra Leps, als unsere Redaktion sie am Mittwochvormittag mit dem Sachverhalt konfrontiert. An der Telefonkonferenz nimmt auch Ragna Sigmund, Leiterin des zentralen Qualitätsmanagements aller Einrichtungen der Menetatis GmbH, teil. Leps beteuerte, dass die Informationen über den Ausbruch in Aichhalden die Zentrale in Bedburg erst am späten Dienstagnachmittag erreicht habe, als ihre Kollegin Sigmund wegen einer anderen Sache mit dem Heim in Aichhalden telefoniert habe – und dabei auch über den Ausbruch informiert wurde.

Ursache für Kommunikationspanne unklar

Sigmund erläuterte im Telefonat, dass in allen Einrichtungen der Menetatis ein sogenanntes "Ausbruchsmanagement" eingerichtet sei: "Das hat reagiert. Die Vorgaben wurden von den Mitarbeitern in Aichhalden sofort umgesetzt." Warum aber kam die Information über den Ausbruch so spät in der Zentrale an? Darüber kann Leps nur mutmaßen: Vielleicht habe in Aichhalden der eine vom anderen gedacht, dass jeder das bereits erledigt hätte.

Milde Verläufe bislang

"Bis jetzt haben alle Betroffenen einen milden Verlauf, vielleicht wegen der hohen Impfquote", berichtete Sigmund weiter. Günstig für die Entwicklung wirke sich aus, dass alle Bewohner in Einzelzimmern untergebracht seien. Sigmunds Ziel ist, im Wohnbereich II, der bislang frei von Corona-Infektionen ist, so bald wie möglich wieder Besuche zu ermöglichen. "Ansonsten versuchen wir mit normalem Telefon und Videotelefonie den Kontakt der Bewohner nach außen so gut wie möglich aufrechtzuerhalten." Den trotz der PoC-Tests erfolgten Ausbruch führte sie auf die Omikron-Variante zurück, weil auch dieser Test dafür verzögert anschlage. "Bis Omikron waren wir corona-frei", versicherte Sigmund.