Bislang wird der Klärschlamm auf der Kläranlage in Rötenberg gepresst und in Containern nach Dotternhausen transportiert. Das soll sich mittelfristig ändern. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Gemeinderat befürwortet Klärschlammverwertungs-Anlage in Böblingen

Aichhalden. Nach Schiltach, Schenkenzell und Zimmern haben auch die Räte in Aichhalden zugestimmt, einem geplanten Zweckverband Klärschlammverwertung Böblingen beizutreten.

Nach Auskunft des stellvertretenden Kämmerers Philipp Stahl wird sich die Problematik der bodenbezogenen Entsorgung des Klärschlamms durch eine strengere Klärschlamm- und Düngeverordnung erheblich verschärfen. Der Markt der thermischen Klärschlammverwertung gerate zunehmend unter Druck, weil Kapazitäten fehlten. Kläranlagenbetreiber müssten künftig mit deutlichen Kostensteigerungen rechnen.

46 Betreiber von größeren Kläranlagen zeigten Interesse, für rund 105 Millionen Euro gemeinsam eine Anlage zur Klärschlammverwertung zu bauen und ab 2026 auf dem Betriebsgelände des Zweckverbands Restmüllheizkraftwerk Böblingen zu betreiben. Das zur Verfügung stehende Volumen von Klärschlamm betrage jährlich rund 166 000 Tonnen.

Bei den Kläranlagen in der Gemeinde fielen rund 82 Tonnen Klärschlamm pro Jahr an. Es sei eine Machbarkeitsstudie erstellt worden und bis 2029 werde auch die Phosphorrückgewinnung ermöglicht. Für die Entsorgung des Klärschlamms je Tonne werden zwischen 80 Euro und 100 Euro gerechnet, dies seien allerdings nur Schätzungen, übermittelte Stahl. Hinzu kämen noch Anfahrtskosten.

Der Aichhalder Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung habe in der Vergangenheit für die Entsorgung 117,22 Euro pro Tonne über einen bestehenden Vertrag mit der Firma Esslinger aus Alpirsbach bezahlt. Hinsichtlich der Preisentwicklung befürchte Klärwärter Roman Butz eine Kostensteigerung.

Das Beteiligungsverhältnis am neuen Zweckverband werde nach dem Verbrennungskontingent in Originalsubstanz festgelegt. Gefordert werde ein Trockensubstanzanteil zwischen 20 und 35 Prozent, das die Kläranlagen in der Gemeinde bereits erfüllten, so der Kämmerer. Wie Bürgermeister Michael Lehrer erläuterte, werde der Klärschlamm, seit er nicht mehr auf den Feldern ausgebracht werden dürfe, auf der Kläranlage gepresst, in Containern nach Dotternhausen transportiert und im Zementwerk verheizt. Die Gründung eines Zweckverbands zur Klärschlammverwertung habe drei Vorteile: "Wir sind Anteilseigner und bestimmen die Kosten mit und sind nicht dem Zementwerk ausgeliefert. Das bisherige Pressen des Klärschlamms verursacht üble Gerüche und die Phosphorrückgewinnung wird kommen. Abwarten, ob wir beitreten sollen, halte ich nicht für eine gute Lösung", warb der Bürgermeister um Zustimmung. Diese erteilten die Gemeinderäte dann einstimmig.