Alles auf Abschied: Der Zirkus bereit seinen Umzug nach Aichhalden vor.Foto: Renner Foto: Schwarzwälder Bote

Coronabedingt mehrere Monate im Zollernalbkreis festgesessen. Manege muss geräumt werden. Mit Video

Aichhalden/Rangendingen - Seit März sitzt der Circus Salto Mortale in Rangendingen (Zollernalbkreis) fest. Er wurde auf dem Festplatz und dem Privatgrundstück der Firma Erbe geduldet. Doch nun ist Schluss, der Zirkus muss im wahrsten Sinne seines Wortes seine Zelte abbrechen - und kommt nun offenbar nach Aichhalden.

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Auf Anordnung der Gemeindeverwaltung muss der Zirkus der Familie Bürgler bis 15. September den Festplatz räumen. "Dort gibt es laufend Probleme, ich habe auch darauf hingewiesen", erklärt Bürgermeister Johann Widmaier. "Der Zirkus stellt eine Gefahr für die öffentliche Ordnung dar, da die Bushaltestelle und der Gehweg blockiert wird." Man habe als Gemeinde dem Zirkus lange genug geholfen und kostenlos Wasser und Strom zur Verfügung gestellt. Das Abwasser werde wohl auf die Straße geleitet, ganz zu schweigen vom der Abfall. "Aber das kann kein Dauerzustand sein, der Zirkus muss ja ein Winterquartier haben. Dann muss der Zirkus halt sein Winterquartier früher beziehen. Wenn eine Schlechtwetterphase kommt, ist der Festplatz sonst komplett ruiniert." Die Frist wurde vor dem Hintergrund gesetzt, dass nächste Woche die Schule wieder beginnt. Deswegen werde er nicht nachgiebig sein, betont Widmaier.

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"Irgendwann ist die Grenze erreicht"

Auch ein Privatgrundstück der Firma Erbe hat der Zirkus Salto Mortale mittlerweile in Beschlag genommen und dort sein Zelt für Aufführungen aufgebaut. Auch hier ist in wenigen Tagen Schluss. Bis 14. September muss das Gelände geräumt sein, da Erbe dort bauen will und zuvor Geologen das Gelände untersuchen werden. "Wir haben für alles Verständnis, sind keine Unmenschen und haben dem Zirkus unser Grundstück zur Verfügung gestellt. Aber irgendwann ist die Grenze erreicht", heißt es am Hauptsitz in Tübingen.

"Wir räumen den Festplatz am kommenden Dienstag, spätestens Mittwoch", versichert Monika Bügler. Man werde "Gott sei Dank" nach Aichhalden weiterziehen und dort zwei Wochen verweilen können. Auftritte gibt es dort vom 18. bis 21. sowie 25. bis 27. September täglich um 16 Uhr (Sonntag: 14 Uhr). In Rangendingen trat und tritt die Zirkus bereits wieder auf.

Ab Donnerstag seien die Hüpfburgen wieder geöffnet. Jedoch ohne den großen Besucherzuspruch, zumal auch Freikarten an die Spender von Futter (wie der Landwirt aus Feldhausen der 60 große Ballen Stroh ablieferte) und Arbeitszeit (wie die Hufschmiedin, die nichts verlangte) - ausgegeben wurden. "Dafür sind wir sehr, sehr dankbar", sagt Bügler, der auch über die Gemeinde Rangendingen kein schlechtes Wort verliert.

"Es ging auf die Psyche, dass man nichts tun konnte"

Bügler ist froh, dass es für ihren Zirkus endlich wieder eine Perspektive gibt. Nach Aichhalden hofft sie auf weitere Auftritte. "Ich glaube, dass wir auch danach etwas kriegen. Es ging auf die Psyche, dass man nichts tun konnte", blickt sie auf die vergangenen Wochen zurück. Schließlich sei man früher auch schon in Sulz und Oberndorf aufgetreten. Der Circus Mortale sei fast das ganze Jahr unterwegs, also auch als Weihnachtszirkus. "Im Winter machen wir acht, neun Wochen Pause. Wir haben kein eigenes Winterquartier, sondern nur eine Postanschrift in Bad Kreuznach", betont Bügler. Sie habe gar nicht an einen Überbrückungskredit gedacht, weil dieser dem Zirkus wohl eh nicht zugestanden wäre. "Wir sind Überlebenskünstler."

In Rangendingen waren die Büglers, ein Familienzirkus seit 1811 und - wenn man Monika Büglers Urenkel einrechnet - in neunter Generation -, erstmals 2001. Pro Jahr sind 40 bis 50 Auftritt geplant, nach Rangendingen standen schon 15 Termine fest, als nächstes wäre Empfingen an der Reihe gewesen.

Für zwölf Personen und rund 30 Tiere hat nun also das Warten ein Ende.