Die Arbeiter am Haken Foto: Wegner

Arbeiten nur vom Hubschrauber aus möglich. Leitung ohne Strom aber keine Auswirkungen auf Stadt.

Aichhalden - Sie sehen aus wie gewundene Tomatenstecken. Allerdings sind sie nicht dazu gedacht, dem Nachtschattengewächs beim Ranken zu helfen, sondern um eine Überlandleitung zu reparieren, in die wahrscheinlich ein Blitz eingeschlagen hat.

Drei Einsätze an diesem Tag hat der Energieversorger EnBW mit dem Hubschrauber bestellt, überall dort, wo der oberste Draht einer Hochspannungsleitung, Erdseil genannt, einen Defekt aufweist, und es nicht möglich ist, mit dem Hubsteiger bis zum Kabel zu gelangen. Begonnen worden war am Morgen in Wildberg, nach Aichhalden war dann ein Schaden in Meersburg am Bodensee zu reparieren.

"Es gibt drunter nur eine schräge Weide", sagt ein Mitarbeiter der EnBW, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will – und schon gar nicht im Fernsehen, wie er betont. Das ZDF begleitet an diesem Dienstagmorgen nämlich mit einem Fernsehteam für die "Drehscheibe" die Arbeiten. Aber man merkt es schnell, der Mann kennt sich aus: Er hat den Fehler an dem Kabel genau lokalisiert, mit dem Fernglas mehrfach betrachtet und geht davon aus, dass zwei bis vier der Aluminiumumhüllungen des Stahlseils defekt sind.

Bevor der Einsatz per Hubschrauber starten konnte, hat der EnBW-Mann auch einen Landeplatz auf der Aichhalder Buz ausgesucht und mit Markierung und Windsack versehen. "Nicht einfach zu befliegen" sei das Gelände, sagt er, denn an vielen Stellen gebe es Leitungen, die eine besondere Vorsicht nötig machten.

So steigt der Hubschrauber der Luftreederei Meravo aus Oedheim etwas höher, um auch alle Hindernisse sicher überfliegen zu können. In einem Arbeitskorb, der zunächst noch auf einem Anhänger stand, haben zuvor Rainer Sauter, ein Meister Hochspannung der Netze BW, sowie Till Rohatschek von Meravo zuvor Sicherungsgeschirr und Helm angelegt und aufgesetzt, bevor dieser an Seilen in die Luft schwebt. Das Ziel ist punktgenau kaum eine Minute später das defekte Stück Leitung am Hochspannungsmasten über dem Schiltachtal.

Insgesamt 13 der gewundenen Stangen werden auf die Leitung geklemmt, nachdem die abgewickelte Umhüllung wieder angebracht wurde. Diese Art der Reparatur werde mit Erfolg seit Jahren angewendet, heißt es seitens der EnBW – und durch das Wickeln könne auch später nichts herunterfallen, versichert der Hochspannungs-Meister. Übrigens: Sein Kollege lag mit der Einschätzung des Schadens gar nicht schlecht, drei Leitungsstränge waren vom möglichen Blitzschlag betroffen.

Kaum eine Viertelstunde dauern die Arbeiten in der Luft, dann kann der Hubschrauber auch schon wieder zurück an den Landeplatz. Später wird die EnBW, so sagt Tobias Lübbe, die Leitung wieder in Betrieb nehmen – sowohl die 110- wie auch die 20-Kilovolt-Kabel, die gemeinsam auf den Masten übers Tal geführt werden, waren zur Reparatur stromlos geschaltet und sicherheitshalber geerdet worden.

Da die Stromversorgung wie ein Ringsystem aufgebaut wird, merkten die Verbraucher in Schramberg auch nichts von dieser Abschaltung der Leitung, die von Oberndorf her zum Umspannwerk in der Schramberger Schiltachstraße führt.