Änderungen gibt es bei Teilen der Firmengruppe Simon. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Simon Systems in andere Unternehmen der Gruppe integriert / Beschäftigte werden versetzt

Der Bereich Simon Systems der Simon Group wird wegen des erwarteten EU-Verbots von Chrom-VI-Oxid die Produktion entsprechender Teile in den kommenden zwei Jahren aufgeben.

Aichhalden. Darüber informierte die Geschäftsführung der Simon Group am Donnerstag den Betriebsrat. Die Beschäftigten erfuhren es am gleichen Tag über ihre Abteilungsleiter und durch Aushang am Schwarzen Brett. Das von der EU initiierte Verbot werde mit hoher Wahrscheinlichkeit im September 2024 in Kraft treten, erwartet die Geschäftsführung der Simon Group. "Der Automobilsektor hat die EU-Entscheidung für neue Projekte schon vorweggenommen und auch die Simon Systems wurde kundenseitig mehrfach aufgefordert, entsprechende Umstiegsplanungen vorzulegen", berichtet Geschäftsführer Marc Siemer. Simon Systems produziert Teile für den Innenraum von Autos, zum Beispiel Zierblenden aus Kunststoff, diemit dem galvanischen Verfahren beschichtet werden. Dabei wird auch Chrom-VI-Oxid verwendet. "Um die Herstellverfahren auf einen Prozess ohne Chrom-VI umzustellen, wären Investitionen in neue Anlagen in Höhe von mindestens zehn Millionen Euro erforderlich", erläutert Geschäftsführer Tobias Hilgert.

Allerdings halten die Simon-Geschäftsführung und die Gesellschafterin Indus Holding AG eine solche Investition in Kunststoffgalvanik für nicht zukunftsfähig. Das auch im Hinblick auf die absehbar rückläufige Anzahl verchromter Teile im Fahrzeuginnenraum, die technischen Risiken bei den neuen und noch nicht serienreifen Prozessen und die geringen Margen in diesem Geschäft. Dazu komme, so Siemer, dass die EU-Regelung zum Beispiel für USA und China nicht gelte und Unternehmen dieser Ländern mit dem alten Verfahren weiter günstig anbieten könnten.

Produktion "abschmelzen"

Deshalb habe die Geschäftsführung abgestimmt mit Indus entschieden, die Produktion von Simon Systems in den kommenden zwei Jahren "sukzessive abzuschmelzen". Bei der Simon Systems arbeiten 100 der rund 800 Beschäftigen der Simon Group, die bislang rund 16 Millionen Euro zum Gesamtumsatz der Gruppe in Höhe von rund 300 Millionen Euro beitrug.

Die Entwicklung kommt für die Beschäftigten nicht völlig überraschend. Schon im Juli 2019 waren sie von der Geschäftsführung über die "Einstellung der Vertriebsaktivitäten und die geplante Ausarbeitung von Verlagerungsszenarien für laufende Projekte" informiert worden. Nachnutzungskonzepte für die Zeit nach dem Auslaufen der Kunststoffgalvanik befänden sich auch bereits in der Umsetzungsplanung.

Auch das Schweizer Tochterunternehmen Siku in Rickenbach sei von der Umstrukturierung betroffen, da dort 50 Prozent der dort produzierten Kunststoffteile für die Simon Systems bestimmt sind. Zur Zeit werde geprüft, ob die Siku weitergeführt werden kann.

Simon Systems integrieren

Die Geschäftsführung der Simon Systems und auch die Mutter Indus wollen, so steht es im Aushang, die personellen Auswirkungen am Standort in Aichhalden und Rickenbach für die Mitarbeiter so gering wie möglich halten. Unter anderem durch "die Integration von bisher an andere Unternehmen vergebene und den Aufbau neuer Aktivitäten". Dazu würden in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen in Aichhalden getätigt. Geplant seien unter anderem Personalversetzungen zur Betek und die Integration der Simon Systems in die metallverarbeitenden Unternehmen Betek, Sitek und Simon Sinterlutions. Und besonders wichtig für die Beschäftigten: Die Personalstärke solle vorzugsweise durch Renteneintritt und auslaufende Verträge angepasst werden. Betriebsbedingte Kündigungen seien vorläufig noch nicht in Sicht.

Die Simon Group ist nicht nur technisch auf dem neuesten Stand, sondern auch in Sachen Transparenz. Wegen eines EU-Verbots von Chrom-VI-Oxid muss ein Unternehmensbereich bis in zwei Jahren geschlossen werden. Die Alternative wäre eine zweifelhafte Millioneninvestition in neue Anlagen gewesen. Damit legt das Unternehmen Fakten auf den Tisch und teilt Mitarbeitern und der Öffentlichkeit mit, was Sache ist. So sieht moderne Unternehmenskommunikation aus. Anderswo hingegen werden Beschlüsse im stillen Kämmerlein gefasst und Mitarbeiter im Unklaren gelassen. Die Folge: Gerüchte schießen ins Kraut. Da bei weitreichenden Entscheidungen Existenzen auf dem Spiel stehen, haben Mitarbeiter ein Recht darauf, zügig und umfassend informiert zu werden. Simon macht vor, wie es geht – was in der Öffentlichkeit ein gutes Bild abgibt.