Bauarbeiten starten / 77 stationäre Pflegeplätze
Seit einer Woche wird im "Gässle" kräftig Mutterboden abgeschoben. Auf einer Fläche von rund 5000 Quadratmetern wird eine zentrumsnahe Seniorenresidenzanlage entstehen, die im Sommer 2021 in Betrieb gehen soll.
Aichhalden. Nach Auskunft von Bürgermeister Michael Lehrer war im Bereich "Hintere Stadt – Gässle" einst vorgesehen, ein Wohnbaugebiet zu entwickeln. Da jedoch nicht alle Grundstücksbesitzer bereit waren an die Gemeinde zu verkaufen, scheiterte dieses Vorhaben.
Der Wunsch nach einer Seniorenresidenz in Aichhalden bestehe schon lange, bereits vor der Jahrtausendwende sei in diese Richtung geplant und die Ausweisung der circa 5000 Quadratmeter großen Fläche im Gässle in den Flächennutzungsplan beantragt worden. Der Bedarf an stationären Pflegeplätze für Bürger im Seniorenalter nehme stetig zu, derzeit schätzt Bürgermeister Lehrer die Zahl auf 30 bis 40 Personen, wie er auf Nachfrage erklärt.
Nachdem sich mehrere Investoren bei der Gemeinde vorgestellt hatten, fiel die Entscheidung des Gemeinderats im September 2018 auf den Investor WI-Immogroup aus Hildesheim und die spätere Betreibergesellschaft MENetatis GmbH mit Sitz in Bergheim bei Köln, ein Kooperationspartner der Investorengruppe. Bereits im Oktober 2018 erfolgte der Aufstellungsbeschluss für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan Seniorenheim.
Hauseigene Kapelle und Café-Restaurant
Der dreigeschossige Neubau sieht 77 hochwertig ausgestattete stationäre Pflegeplätze, einen ambulanten Pflegedienst sowie einen Tagespflegebereich mit bis zu 16 Plätzen mit Hol- und Bringdienst vor. Das hat den großen Vorteil, dass pflegebedürftige Menschen abends wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückkehren und die Angehörigen tagsüber ihrer beruflichen Beschäftigung nachgehen können.
Ferner sollen eine hauseigene Kapelle mit seelsorgerischer Begleitung, ein Friseursalon und ein öffentliches Café-Restaurant Platz finden, in dem ein stationärer Mittagstisch auch für Gäste angeboten wird. "Mit dem Bau dieses Seniorenheims erhält Aichhalden einen ambulanten Pflegedienst, der die Nachbarschaftshilfe entlasten wird. Sie leistet in diesem Bereich Großes, stößt aber zunehmend an ihre Leistungsgrenze", unterstreicht der Bürgermeister die Bedeutung des Großprojekts im zweistelligen Millionenbereich.
Mit dem Neubau wird aber zumindest einem Anlieger die bisher freie Sicht in den mittleren Schwarzwald verbaut und stark eingeschränkt, weshalb sich während der Planungsphase ein Rechtsstreit anbahnte. In Gesprächen mit dem Anlieger sei es Lehrer jedoch gelungen, diesen davon zu überzeugen, dass der Baustart des Projekts für die Allgemeinheit zwar verzögert, nicht aber verhindert werden könne.
Dass es nicht dazu kam und de r Baubeginn nun erfolgt ist, darüber ist der Bürgermeister ziemlich erleichtert, zumal die Gemeinde mit ihrem Vorhaben mit dem Schramberger Stadtteil Waldmössingen in direkter Konkurrenz steht. Wie bereits berichtet, soll auch in der Heimbachstraße auf dem Areal des ehemaligen Gasthauses Kreuz ein Seniorenwohnheim in ähnlicher Größenordnung entstehen. Allerdings ruhen dort die Abrissbagger seit mehr als einer Woche, da dem Umweltschutzamt und der Bauberufsgenossenschaft, die den begonnenen Abbruch vor zehn Tagen eingestellt haben, eine Gesamtanalytik über das aus dem 19. Jahrhundert stammende Gebäude seitens der Abrissfirma vorgelegt werden muss.