29 aktive Bläser im Alter zwischen elf und 77 Jahren sind im Posaunenchor derzeit aktiv. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchenusik: Die evangelische Gemeinde Rötenberg kann damit als einzige in der Raumschaft aufwarten

Mit kontinuierlicher Jungbläserarbeit und Engagement für die Kirchgemeinde seit Generationen behauptet sich der Rötenberger Posaunenchor auch in heutiger Zeit als klangstarke und virtuose Musikgruppe.

Aichhalden-Rötenberg. Beim Reformationsfest der evangelische Kirchengemeinden am 31. Oktober auf dem Schramberger Rathausplatz war er aufgefallen: der CVJM-Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Rötenberg, der einzige und damit größte Posaunenchor der Raumschaft. Weder in Schramberg und Lauterbach, noch in Sulgen verfügen die evangelischen Kirchengemeinden über einen Bläserchor. Nur bei der zur evangelischen Landeskirche in Baden gehörenden Kirchengemeinde Schiltach-Schenkenzell gibt es noch einen.

Wie haben die Rötenberger das geschafft? 1923 gegründet, besteht ihr Posaunenchor in diesem Jahr 2017 seit 94 Jahren. Die inhaltliche Ausrichtung damals und heute: Die frohe Botschaft von Jesus Christus durch die Musik hörbar machen und weitertragen.

Gemeinschaft

"Durch unser Spielen unserem Glauben Ausdruck geben", erklärt Elisabeth Heizmann. Sie leitet den Chor ehrenamtlich seit 2014. Davor hat ihr Vater Dieter Meng den Chor 50 Jahre lang geleitet (als Chormitglied spielt er weiter mit), wiederum davor ihr Großvater mütterlicherseits. Auch ihre drei Kinder im Alter von neun, 14 und 18 Jahren spielen mit. Die Musik- und Dirigentenausbildung in Theorie und Praxis hat sich Heizmann drei Jahre lang in Kursen beim Evangelischen Jugendwerk in Württemberg erworben.

Das Erfolgsgeheimnis der Rötenberger besteht aus einem Bündel von Faktoren: "Kontinuierliche Jungbläserarbeit über 50 Jahre hinweg, mit langem Atem, weil nur ein kleiner Teil bleibt, getragen von einer Begeisterung für die Gemeinde, die Jugendarbeit, die Art der Musik, manchmal über viele Generationen einer Familie hinweg", zählt Heizmann auf.

Der Rötenberger CVJM ist Teil des Chors. Sein Selbstverständnis wie bei allen Chören beruht auf Musik, Glaube und Gemeinschaft. Diese wird gefestigt durch Ausflüge, Wochenendfreizeiten und Grillfeste am Waldrand, nicht zuletzt durch die Mischung der Musikstile, die viel Spaß macht. "Und wer Rötenberg verlässt, um eine Fachschule zu besuchen oder zu studieren, bekommt in der Fremde schnell Kontakt über die dortigen Chöre", nennt Heizmann einen weiteren Vorteil.

Mobile Musikgruppe

29 aktive Bläser im Alter von elf bis über 77 Jahren zählt der Chor heute, viele sind seit Jahrzehnten dabei. Im Durchschnitt besuchen immer 25 von ihnen die Proben. Jungbläser ab neun Jahre – zur Zeit sind es fünf – werden in kleinen Gruppen ausgebildet durch Mitspieler, die diese Aufgabe ehrenamtlich und für die Kinder ohne Kosten übernehmen. Selbst das Instrument wird vom Chor gestellt.

Aktiv ist der Chor bei Gottesdiensten und Veranstaltungen der Kirchengemeinde, aber auch beim regelmäßigen Musizieren im Krankenhaus Oberndorf und den Seniorenheimen der Umgebung, natürlich auch bei Bezirks- und Landesposaunentagen. Für Versammlungen und Gottesdienste außerhalb der Kirchenräume spielt er als klangstarke mobile Musikgruppe zur Begleitung der Gemeinde seine Stärken aus.

Im Rahmen der Verbindungen der Württembergischen Landeskirche mit dem Bundesland Thüringen besteht sogar eine Partnerschaft mit der evangelischen Kirchengemeinde im Riethnordhausen. Vor der Wende waren die Rötenberger regelmäßig in Thürigen zu Besuch. Erst nach der Wende durften auch die Riethnordhausener nach Rötenberg reisen.

Spielen im Chorsatz

Zum Repertoire des Chors gehören nicht nur viele Kirchlieder, sondern auch Popular- und Volksmusik. Wie bei allen Posaunenchören und anders als bei Musikvereinen folgt der Grundton der Ventilinstrumente (Trompeten, Tenorhörner und Tuba) der "Kuhlo-Notation", die den Singstimmen nachempfunden ist. Der "Posaunengeneral" Johannes Kuhlo hatte durchgesetzt, dass Posaunenchöre aus der Partitur und in "C" musizieren. Im Gegensatz zu den anderen Blasmusikvereinen werden also Chorsatznoten verwendet, nicht Einzelstimmennoten. "So sind die Notenkoffer immer groß und schwer und das gemeinsame Spielen mit den Musikverein geht nicht so einfach, die Bläser müssen transponieren", erläutert Heizmann.

Alle zwei, drei Jahre bestreitet der Chor ein Konzert: Im Sommer 2018 vielleicht das nächste.