Christina Schleicher vor der Ajou Universität, an der sie ein Semester absolvierte (oben). Zahlreiche Tempel prägen die Architektur des Landes. Dieser wurde sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt (unten links). Harubang-Statuen fand Christina Schleicher auf einer der vielen Vulkaninseln (unten rechts). Die Rötenbergerin mit einem Festungswächter (rechts). Fotos: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Junge Rötenbergerin studiert ein Semester in Südkorea / Von Gastfreundschaft und den kleinen Klippen des Alltags

Von Christina Schleicher Aichhalden-Rötenberg. Eine fremde Kultur, eine komplizierte Sprache und eine völlig andere Art zu leben. Die BWL-Studentin Christina Schleicher aus Rötenberg ist das Wagnis eingegangen und absolvierte ein Studiensemester in Südkorea. Sie berichtet:"Warum Korea? ›Was willst du denn in Korea?‹ Diese Fragen wurde mir sehr oft gestellt, als ich mich für ein Auslandssemester dort entschieden habe. Ein fremdes Land mit einer völlig unbekannten Kultur hat mich gereizt. Im gleichen Maße faszinierend wie fremd.

So landete ich in Suwon, eine Stadt mit 1,1 Millionen Einwohnern 30 Kilometer südlich der Hauptstadt Seoul. Hier habe ich bis kurz vor Weihnachten ein Semester an der Ajou University mit 13 000 koreanischen und rund 500 ausländischen Studierenden absolviert. Ich war dort in einem Zwei-Bett-Zimmer im Wohnheim (für Austauschstudenten) untergebracht, direkt auf dem Unigelände. Auf jedem Stock befinden sich eine Gemeinschaftsküche und zwei Gemeinschaftswaschräume. Jedes Stockwerk ist streng nach Frauen und Männern getrennt und es ist nicht erlaubt sich im Männerstockwerk aufzuhalten.

Am meisten Spaß macht mir mein freiwillig gewählter Koreanischkurs. Vor allem weil es die erste Sprache ist die ich erlerne, die nicht aus lateinischen Buchstaben besteht, sondern aus Zeichen. Ich bin interessiert das Gelernte im Alltag dann umzusetzen. kann aber noch nicht viele Sätze sprechen, da die koreanische Sprache sehr schwierig ist und man erst einmal damit beschäftigt ist, das Alphabet zu lernen und es schreiben zu können. Für die kleinen Dinge des Lebens reichte es aber. Die weitere Verständigung erfolgte dann aber doch meist mit Händen und Füßen, da viele Koreaner nur wenig Englisch sprechen oder aus Angst, Fehler zu machen, lieber nichts sagen.

Die Menschen sind sehr nett, freundlich, aber auch schüchtern. Vor allem waren sie interessiert, woher man kommt und was man in Korea macht und fühlen sich geehrt, dass man ihr Land besucht und entdeckt. Oft wurde ich angesprochen. ›Germany? Really?‹ Daraufhin blühten sie total auf und erzählten, was sie alles über Deutschland wissen und ich war wiederum total verblüfft, wie viel sie wissen und wie sehr sie Deutschland schätzen. Und sie kennen, glaube ich, mehr deutsche Fußballnationalspieler als ich.

Trotz ihrer Schüchternheit sind die Menschen freundlich und hilfsbereit. Es kommt immer jemand hinzu, wenn man vor einem Busfahrplan oder Stadtplan steht. Bei Regen wird einem ein Poncho gegeben und beim Wandern wird man mit Essen und kleinen Snacks versorgt. Wenn ich auf der Suche nach der nächsten U-Bahnstation in Seoul war, wurde mir nicht der Weg erklärt, sondern ich wurde direkt dorthin gebracht, auch wenn der Weg einen halben Kilometer durch die Stadt führte. Schnell ist mir allerdings aufgefallen, dass die Koreaner von ihrem Handy abhängig sind. Es gibt keinen Koreaner ohne Handy. Egal wo, alle stehen da und tippen Nachrichten, telefonieren oder schauen Filme auf ihrem Handy.

Das Erstaunlichste für mich ist die koreanische Kultur und die Lebensweise. Es gibt viel zu entdecken und zu sehen. Korea hat viel zu bieten.

Die Bibliotheken sind 24 Stunden geöffnet

An der Hochschule musste ich mich erst einmal umgewöhnen. Hier verlaufen die Vorlesungen anders, als ich es von den deutschen Vorlesungen in Nürtingen gewohnt bin. Die eine Hälfte der Koreaner tippt wie wild auf dem Handy herum, die andere Hälfte schläft, denn das Leben in Korea ist sehr hektisch. Die Studenten lernen die Nächte in der Bibliothek durch. Jede Bibliothek hat 24 Stunden geöffnet. Die Studenten bringen ihre Kleidung und Zahnbürsten mit und machen sich dann morgens auf der Toilette für die nächsten Vorlesungen fertig.

Ein weiteres interessantes Kapitel ist die koreanische Küche. Am ersten Tag musste ich erstmal lernen mit Stäbchen zu essen, was die erste Herausforderung darstellte. Danach war das Bestellen in Restaurants an der Reihe, was sich als ziemlich schwierig erwies, da fast alle Speisekarten auf Koreanisch geschrieben sind. Auf gut Glück wählte ich dann mit dem Finger beliebig irgendetwas aus und wartete dann gespannt, was mir gebracht wurde. Häufig ist das Essen jedoch scharf, sehr scharf sogar. Zu jedem Gericht dazu gibt ist Reis und Kimchi (eingelegter Kohl mit Chilipulver). Und gerne wird eine Flasche Soju (Kartoffelschnaps) dazu getrunken. Und selbst nach einigen Monaten konnte ich mich immer noch nicht an den Reis zum Frühstück gewöhnen.

Relativ unaufgeregt reagierten die Südkoreaner auf die Spannungen mit dem kommunistischen Nachbarn im Norden. Nach dem nordkoreanischen Angriff Ende November war ich ziemlich allerdings geschockt und ich hatte kein gutes Gefühl. Ich habe schnell den Kontakt zu meinen koreanischen Freunden gesucht und mich über die Lage informieren lassen. Da in Korea eine zweijährige Wehrpflicht für jeden Mann besteht, haben viele koreanischen Studenten bereits ihren Wehrdienst absolviert, weshalb sie die Lage auch besser einschätzen können. Sie sahen den Angriff als Provokation, haben mich beruhigt und mir gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen muss."