Unfassbar: Timo Götz (vorne kniend) und seine Mitspieler holen sich in Polen den Turniersieg und gewinnen 60 000 Dollar. Fotos: Supercell Foto: Schwarzwälder Bote

Turnier: Der Aichhalder Timo Götz gewinnt mit seinem "Clash of Clans"-Team in Polen 60 000 Dollar

"Clash of Clans" ist ein Online-Spiel, das Timo Götz aus Aichhalden ziemlich gut beherrscht. So gut, dass er es jetzt damit bei einem Turnier in die höchsten Profi-Sphären schaffte. Mit seinem Team holte er sich im Finale in Polen den Sieg. Das Preisgeld: sage und schreibe 60 000 Dollar.

Aichhalden. Eins vorneweg: Der 19-Jährige ist keiner, der außer "zocken" nichts im Sinn hat. Eigentlich ist er derzeit mit seinem Dualen Studium an der Hochschule für Finanzen in Ludwigsburg ziemlich ausgelastet. Nebenher spielte er jedoch seit November mit vier Mitspielern im Team bei einem "Clash of Clans"-Turnier des Spieleentwicklers Supercell mit. Bei diesem Strategiespiel geht es darum, mit möglichst viel Köpfchen, geschickter Planung und bestmöglichem Einsatz der Truppen andere Dörfer zu besiegen – und sein eigenes Dorf zu verteidigen. Es gibt Spieler – die ältere Generation mag das kaum glauben – die dies sogar profimäßig machen. Bei Turnieren weltweit gibt es viel Preisgeld zu gewinnen.

Mitten in Timos Prüfungsphase an der Hochschule platzte Anfang Dezember tatsächlich die Nachricht: Sein Team hat es in die Endrunde geschafft! Der 19-Jährige und seine Mitspieler wurden zum Finale nach Kattowitz in Polen eingeladen. Flug, Hotel, Verpflegung – natürlich alles inklusive. Bei Timo brach daraufhin kurz Hektik aus. "Ich wusste nicht, ob mich die Hochschule dafür freistellt." Ausgerechnet am Finaltag war ein Test angesagt. Krank machen und heimlich gehen kam natürlich nicht in Frage – allein schon deshalb, weil das Turnierfinale live im Internet übertragen wurde.

Hochschule stellt ihn frei

Die Hochschule hatte ein Einsehen, Timo flog nach Kattowitz und lernte dort erstmals seine Teamkollegen kennen. "Bis dahin haben wir uns noch nie in echt gesehen, nur über den PC", schmunzelt Timo. Das erste Treffen sei genial gewesen. Die Fünf – allesamt Studenten – verstanden sich auf Anhieb.

Das war auch nötig, denn das Turnier verlangte von den Fünfen alles ab. Vier Teams mit Spielern aus aller Welt – Amerika, China, Chile, Mexiko – lieferten sich in der ESL-Arena in Kattowitz vor einer Großbildleinwand packende Matches. Vor dem Halbfinale hatten die Teams drei Stunden Zeit, um ihre Strategie gegen den Gegner auszuarbeiten. Worum es da geht, ist für Nicht-Spieler schwer nachzuvollziehen. "Wir überlegen, wie der Gegner wohl agiert, von welcher Seite wir angreifen, wo wir welche Truppen einsetzen", berichtet Timo. Die Spielzüge werden so lange durchgangen, bis sie sitzen. "Da hilft dann ein fotografisches Gedächtnis", sagt der Aichhalder.

Nach dem siegreichen Halbfinale blieb für die Vorbereitung des Finales nicht mehr viel Zeit. Alles musste schnell gehen: "Wenn man da auf die große Bühne der Arena geht, kriegt man schon mal kurz Herzrasen." Das Finale sei dann rumgegangen "wie ein Film", sagt Timo. Nach zwei Stunden stand fest: Er und sein Team können vom gegnerischen Team Nova – das immerhin einen Weltmeistertitel hat – nicht mehr eingeholt werden. Der Aichhalder und seine Jungs holten sich tatsächlich den Sieg. Plötzlich standen sie auf der Bühne – mit einem Scheck über 60 000 Dollar, das sind rund 53 900 Euro. "Ein irres Gefühl."

Für Timo Götz war das eine Wahnsinns-Erfahrung, wie er sagt. Aber die Realität hat ihn dann doch schnell wieder eingeholt: Schon zwei Tage nach dem Finale saß der Aichhalder an der nächsten Prüfung. Die ist glücklicherweise auch ganz gut gelaufen.