Der ulkige Karlsson vom Dach besucht den jungen Lillebror in seinem Kinderzimmer.Foto: Brüstle Foto: Schwarzwälder Bote

Unterhaltung: Regionentheater gastiert in der Josef-Merz-Halle / Kinderbuchklassiker auf die Bühne gebracht

"Heißa Hopsa", ertönt es vor dem Fenster und Karlsson mit Latzhose, Karohemd und seinen roten Propellern auf dem Rücken wirbelt ins Kinderzimmer des jungen Lillebrors herein.

Aichhalden. Wie die beiden Freundschaft schließen und das Leben von Lillebrors Familie mit ihren Streichen mächtig durcheinander bringen, haben die jungen Theaterbesucher am Sonntag in der Josef-Merz-Halle erfahren. Das Regionentheater mit den Schauspielerinnen Kerstin Kiefer, Claudia Hagel und Michelle Brubach spielte vor voll besetzten Reihen das Stück "Karlsson vom Dach". Die Inszenierung basierte auf dem 1955 erschienenen gleichnamigen Kinderbuchklassiker von Astrid Lindgren.

Mit minimalistischer Requisite, aber viel Witz und Wiedererkennungswert schlüpften die Spielerinnen in die verschiedenen Rollen: der Bruder Birger, der sich zu cool fühlt, um mit dem "kleinen Knirps" zu spielen, die zickige Schwester Betty, die sich nur für ihren Freund interessiert, die leicht hysterische Mutter und der Vater, der mit seinen Verdauungsproblemen die meiste Zeit auf dem Klo verbringt.

Kerstin Kiefer gab den kleinen Lillebror: Sieben Jahre alt, etwas einsam, etwas schüchtern. Herzenswunsch: einen eigenen Hund als besten Freund zum Spielen.

Stattdessen fliegt ein kleiner bäuchiger Mann ins Kinderzimmer und stellt sich vor: "Ich bin Karlsson vom Dach – ein schöner und grundgescheiter und gerade richtig dicker Mann in meinen besten Jahren."

Chaos in Lillebrors Zimmer

Karlsson ist nicht gerade der Freund, den sich Eltern für ihre Kinder wünschen: er lügt, das sich die Balken biegen, ist gierig, verfressen und grandios selbstverliebt. Als erstes macht er sich über Lillebrors Dampfmaschine her und – "Peng" – da ist sie auch schon in die Luft geflogen. Karlssons einziger Kommentar: "Das juckt kein großen Geist", denn schnell findet der kleine dicke Mann eine andere Beschäftigung, um Lillebror vor seiner empörten Mutter in Verlegenheit zu bringen. Karlssons Glück dabei: Er ist hervorragend im Verstecken und so bleibt der ganze Ärger an Lillebror hängen, dem niemand die Geschichte vom Mann mit den Propellern glaubt – da hätte man sich lieber den Hund gewünscht.

Doch die beiden konträren Figuren wachsen aneinander und "Schabernacken" – wie Karlsson es nennt – was das Zeug hält. Mal veräppeln und vergraulen sie den neuen Schwarm der Schwester, indem sie als unter einer Decke durchs Haus geistern. Ein anderes Mal wird Lillebrors strenge Babysitterin Fräulein Bock kräftig an der Nase herumgeführt. Die beiden amüsieren sich köstlich über die Aufpasserin, die sich wundert, wo denn ihre Handtasche hingekommen ist und wer den ganzen Butterkuchen genascht hat – sie ahnt ja nicht, dass Lillebror einen kleinen Verbündeten hat. Auch über die Dächer Stockholms zu seinem kleine Haus nimmt Karlsson den Jungen mit. Szenisch, so umgesetzt, dass die beiden in dem per Beamer auf die Leinwand projizierten Fenster tatsächlich über die Dächer fliegen.

Geburtstag mit acht Torten

Dort hüpfen sie auf dem Trampolin herum und machen Karlssons "Kukelimuk- Medizin" – geschmolzenen Rahmbonbons – die der gefräßige Karlsson kurzerhand alleine austrinkt. Als Lillebrors achter Geburtstag ansteht, empfiehlt dieser ihm deshalb sich statt einer Torte mit acht Kerzen, lieber acht Torten mit jeweils einer Kerze zu wünschen.

An seinem besonderen Tag findet Lillebror unter den Geschenken ein Buch, bei dessen Titel er nicht schlecht staunt: Karlsson vom Dach. "Über dich gibt es ein Buch?", fragt er seinen Freund, der durch das Fenster geflattert kommt, um sich über die Torten herzumachen. In diesem Moment öffnet Lillebrors Mutter die Zimmertür: "Diesen Karlsson gibt es ja wirklich", sagt sie und fällt in Ohnmacht.