Referent Christoph Morgner bringt den Gästen die Person und das Wirken des Dietrich Bonhoeffer näher. Foto: Leinemann Foto: Schwarzwälder Bote

Bibeltage: Theologe Dietrich Bonhoeffer ist an vier Tagen Thema in Rötenberg

Die Bibeltage in Rötenberg standen kürzlich ganz im Zeichen des Theologen Dietrich Bonhoeffer, welcher den Gästen durch Christoph Morgner aus Garbsen vom Gnadauer Gemeinschaftsbund nähergebracht wurde.

Aichhalden-Rötenberg. "Ein engagiertes Leben in schwieriger Zeit" war die Prämisse des ersten Abends, nachdem am Sonntagmorgen der Auftakt-Gottesdienst gehalten wurde. Man stoße, sagte Referent Morgner, auf Schätze, die es zu heben gelte, wenn man sich mit dem Leben und Wirken des Dietrich Bonhoeffer befasse. So ging Morgner auf die Biografie Bonhoeffers ein, der im Zweiten Weltkrieg überhaupt keine Kriegseuphorie verspürte und bereits mit 21 Jahren zum Theologen promovierte. Er profitierte auch von Auslandsaufenthalten in den USA und in Barcelona, die Bergpredigt war elementarer Baustein seines christlichen Wirkens.

Der Theologe verurteilte die Untätigkeit der Kirche gegenüber Hitler

Die nationalsozialistische Diktatur verurteilte er aufs Schärfste – Heil, so Bonhoeffers Überzeugung, könne nur von Gott kommen. Auch mit dem "Segeln der Kirche mit dem Wind" war Bonhoeffer nicht einverstanden: Die Kirche müsse notfalls gegen den Staat antreten, proklamierte Bonhoeffer, der zunehmend Kontakt zu Hitler-feindlichen Kreisen fand. 1944 kam er ins Gefängnis der Gestapo, das Ende des Zweiten Weltkrieges überlebte er um wenige Tage nicht.

Der zweite Abend thematisierte die "Bibel als Liebesbrief Gottes". Das Bibelstudium, so Morgner in seinen Ausführungen, sah Dietrich Bonhoeffer als unerlässlich an. Die bekannte "historisch-kritische Methode" zur Untersuchung historischer Texte lehnte er ab.

Die Bibel indes verliert in der Zeitepoche der Moderne an Ansehen: Wunder, die nicht rational erklärbar seien, gelte es "zu interpretieren", wie Christoph Morgner mitteilte. Jedes Bibelwort sei Gottes Geschenk, ein Liebesbrief – und einen Liebesbrief lese man ja schließlich auch nicht Korrektur auf Rechtschreibung und Kommafehler, zog Morgner den Vergleich.

Bonhoeffer indes, fuhr der Referent fort, schwärmte für die Psalmen. Wieder zog er die Metapher des "Segelns mit dem Wind" der heutigen Gesellschaft heran. Man orientiere sich am "Mainstream", die Kirche verliere an Format. Das Bibellesen solle, so Morgner, täglich geschehen – wenn auch nur für wenige Minuten.

Abend Nummer drei war ganz dem "christlichen Leben als gemeinsames Leben" gewidmet. Bonhoeffer habe ein Buch geschrieben, das zum Bestseller avancierte, wenngleich seine Familie als wenig christlich bezeichnet werden konnte. Eine Reise nach Rom inspirierte den Theologen, ökumenisches Denken wurde für ihn attraktiv, Kirche war mehr und mehr ein Geschenk für ihn. Religiöse Sozialisation stellte sich bei Bonhoeffer eher spät ein, referierte Morgner.

Der Wert der Gemeinschaft war ihm sehr wichtig – "die Gemeinschaft trägt uns und nicht wir die Gemeinschaft". Gemeinschaft sei dabei kein Ideal, sondern reelle Wirklichkeit. Der "gemeinsame Tag", bei dem das Christsein in den Tagesablauf integriert werden solle, stand bei Bonhoeffer im Vordergrund – gerne auch mit Schweigen und Meditation als Möglichkeiten des Rückzuges. Wichtig sei, die Balance zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft zu finden. Letztere sei ein Dienst am Nächsten, der durch Zuhören, Ernstnehmen und Handeln geprägt sein solle.

"Vorgeformte" Psalmen als Einstieg für Gebets-Anfänger

Wiederum erwähnte Morgner die von Bonhoeffer favorisierten Psalmen. Vorgeformte Gebetsworte seien, so der Referent, vielleicht einfacher als freie Gebete und auch für Gebets-Anfänger geeignet.

Am vierten Abend wurde ein Film präsentiert, der unter die Haut ging. In eineinhalb Stunden erlebten die Zuschauer in einer Mischung mit, was verschiedene Menschen über Dietrich Bonhoeffer zu sagen hatten und wie der Krieg vonstatten ging. Mit den Begriffen Bestürzung und Berührtsein lässt sich die Stimmung an diesem Abend treffend beschreiben.

An allen Abenden erfolgten Aussprachen zum Gehörten. Musikalisch umrahmt wurden die Abende durch den Posaunenchor, den Kirchenchor sowie durch den Chor "Aufwind" aus Betzweiler-Wälde und am letzten Abend von einer kleinen Abordnung des Posaunenchors. Es wurde auch gebetet, Christoph Morgner erhielt ein Präsent als Dank für seine Worte, die im jeden Abend gut besuchten Rötenberger Gemeindehaus nachhaltig wirken dürften.