Da der Schreiner derzeit nicht genügend Plexiglas hat, behilft sich Monika Lehrer von der Postagentur mit tatkräftiger familiärer Unterstützung zunächst mit Folie.Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder Bote

Einkauf: Geschäfte rüsten sich auch kreativ gegen fliegende Viren-Tröpfchen / Lieferservice in Rötenberg ist angelaufen

Auch auf dem "Land" rüsten sich diejenigen Geschäfte, die der Versorgung der Bevölkerung dienen, hinsichtlich des Schutzes ihrer Mitarbeiter – und damit auch der Kunden – gegen das Coronavirus auf.

Aichhalden. Sei es im Einkaufsmarkt oder auch bei der Postagentur: Handwerker und Inhaber sind dabei, mit Folie oder Plexiglas sensible Bereiche zu schützen. Es wird gemessen und auch gebastelt, denn Lösungen von der Stange gibt es derzeit wohl keine – die einzelnen Situationen sind zu unterschiedlich. Und so nutzt Monika Lehrer von der Postagentur Folie statt Plexiglas – letzteres ist beim Schreiner derzeit nicht verfügbar.

Ein Blick in die Regale, beispielsweise im "Netto" in Aichhalden, macht deutlich dass die Menschen in verschiedener Hinsicht vorsorgen – so in jüngster Zeit heftig eingekauft haben: Nicht nur der Toiletten- und Küchenpapierbereich ist, abgesehen von einigen Servietten, leer gefegt. Und das trotz Schildern am Regal, dass nur ein Paket Toilettenpapier oder Küchenrollen und zwei Pakete Nudeln, Reis oder Mehl gekauft werden dürften. Auch in den Kühltruhen herrscht zum Teil gähnende Leere. Aufbackbrötchen? Fehlanzeige. Und auch bei Pizzen und anderen Schnellgerichten ist der Bestand eher bei Null als bei "genügend vorhanden". Ähnlich leer ist es auch beim Tierfutter.

Ganz anders sieht es bei den Frischwaren aus, da findet jeder genügend Möglichkeiten, sich für das Mittagessen einzudecken. Gefragt sind an diesem Montagmorgen allerdings auch weniger Großmengen als der Mittagssnack oder ein Vesper für den Tag.

Gleich vier Mitarbeiter eines Handwerksunternehmens aus dem Landkreis Ludwigsburg fahren so mit ihrem Geschäftstransporter vor und kaufen gemeinsam, dann aber jeder für sich, im Geschäft ein. Natürlich etwas argwöhnisch beobachtet von anderen Kunden, da schon allein durch die Berufskleidung klar ist, dass es sich um "Fremde" handelt. Ansonsten sind es vor allem Einzelpersonen, die gegen 11 Uhr den Discounter besuchen, abgesehen von einem jungen Paar, das per Fahrrad kommt und einem Paar im Seniorenalter. Während bei den meisten das Mittag- und Abendessen für einen oder auch mehrere Tage auf dem Einkaufszettel stehen dürfte, sind es bei den "mittelalterlichen" Einkäufern oft ein Getränk und ein Vesper.

An der Kasse freuen sich die Kunden, dass das Personal auf Hygiene und Sauberkeit achten: Nach jeder Geldannahme nimmt der Kassier, der mit Handschuhen arbeitet, ein Sprühfläschchen und ein frisches Tuch und säubert Hände, Kassenband und mehr. Auch manche der Kunden gehen auf Nummer Sicher: Sie wischen den Handgriff des Einkaufswagens mit einem desinfizierten Tuch sorgfältig ab, bevor sie ihn berühren.

Wer sich allerdings von zuhause aus vorab erkundigen möchte, ob bestimmte Artikel vorrätig sind, der hat zumindest bei "Netto" ein Problem, wie Kunden berichten. So dürfen die Mitarbeiter, die unter der zentrale Servicenummer des Discounters erreicht werden, Gespräche nicht an die jeweilige Filiale durchstellen, um nachfragen zu können, ob etwas vorhanden ist. Man müsse schon selbst schauen – zumindest entschuldigt sich der Mitarbeiter aber gleich, dass es "derzeit nicht möglich" sei, bestimmte Produkte zu erwerben. "Wir arbeiten aber daran", heißt es.

Zwar ist beim Rötenberger Frischemarkt Toilettenpapier ebenfalls ausverkauft, die Lieferung für Menschen, die sich nicht selbst versorgen könnten oder sollten, ist dort in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Sportverein mittlerweile angelaufen. Selbst aus Aichhalden gebe es Anfragen, lacht Inhaber Markus Presshoff, der beobachtet hat, dass im Ortsteil Rötenberg selbst die Nachfrage noch nichts so groß ist: "Derzeit kommen noch viele Senioren selbst einkaufen oder die Enkel erledigen dies für sie."