Die Simon-Mutter Indus Holding AG hat ein Maßnahmenpaket beschlossen, um den Ertrag nachhaltig zu verbessern. Foto: Wegner

Pandemie schwächt Umsatz und Ertrag. Langsame Erholung im zweiten Quartal erwartet.

Bergisch Gladbach/Aichhalden - Die Simon-Mutter Indus Holding AG hat ein Maßnahmenpaket beschlossen, um den Ertrag nachhaltig zu verbessern.

Bereits am 7. Juli hatte Indus in einer Ad-hoc-Mitteilung darüber informiert, dass der Vorstand "Maßnahmen zur Bereinigung unprofitabler Bereiche" beschlossen habe. Am 30. Juli wurde das Unternehmen in einer Pressemitteilung konkreter: Durch die Eliminierung von schwachen Ergebnissen und Restrukturierungskosten solle die EBIT-Marge nachhaltig verbessert werden. Im Zuge der Umsetzung des Maßnahmenpakets wurde am 24. Juli 2020 ein Vertrag zum Verkauf des Osnabrücker Tochterunternehmens Kieback GmbH & Co. KG aus dem Segment Fahrzeugtechnik an den Geschäftsführer geschlossen.

Im Rahmen des Strategieprogramms Parkour prüft Indus auch punktuelle Unternehmensverkäufe. "Dabei lassen wir uns von der Frage leiten, ob sich im Einzelfall für ein Unternehmen und seine Mitarbeiter mit einem anderen Eigentümer langfristig bessere Entwicklungsmöglichkeiten bieten", erklärte Johannes Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Indus-Gruppe.

Simon Group

Mit Simon Kinetics habe im Februar dieses Jahres bereits ein Geschäftsbereich der Indus-Tochter Simon Group, der Möbelbeschläge und Dämpfungssysteme herstellt, an die britische Titus Group verkauft werden können. Wie die Geschäftsführung der Simon Group auf Anfrage mitteilte, arbeitet sie intensiv an Nachnutzungsszenarien für die frei werdende Halle. "Nachdem die Beschlagstechnik komplett ausgezogen ist, werden hier neue Tätigkeitsfelder im Bereich Logistik und Montage für Betek geschaffen werden", teilte Tobias Hilgert mit, Geschäftsführer der Simon Group. Teilweise seien entsprechende Projekte sogar schon abgeschlossen und die Mitarbeiter der Simon Beschlagtechnik hätten neue Arbeitsplätze bei Betek erhalten.

Darüber hinaus, so Indus in der Pressemitteilung, stünden vielversprechende Verhandlungen für den Verkauf eines Enkelunternehmens einer Indus-Beteiligung aus dem Bereich Fahrzeugtechnik kurz vor dem Abschluss.

Stilllegungen möglich

Bereiche, in denen Restrukturierungen auch nach längerer Zeit nicht die erhofften Ergebnisse zeigen, will Indus nach sorgfältiger Abwägung schließen. Über die Stilllegung des Simon-Bereichs Kunststoffgalvanik aus dem Segment Metalltechnik, dessen Fortführung durch das EU-weite Chrom-IV-Oxid-Verbot unrentabel geworden wäre, hatte Indus bereits im Geschäftsbericht 2019 informiert. Bei einem Enkeltochterunternehmen aus dem Segment Fahrzeugtechnik hat Indus Ende Juni die Stilllegung beschlossen und eingeleitet. Bei der Bacher AG aus dem Segment Metalltechnik wird die Einstellung des Betriebs im Jahr 2021 geprüft.

Schmidt erwartet, dass durch die Verkäufe und Schließungen Jahresumsätze im mittleren zweistelligen Millionenbereich wegfallen werden und sich die EBIT-Marge um ein Prozentpunkt verbessert. "Verkäufe sind kein strategischer Teil unseres Geschäftsmodells. Leitmotiv unseres Handelns bleibt ›Kaufen, halten und entwickeln‹. Dennoch ist es im Einzelfall notwendig, sich von einem Unternehmen zu trennen. So verschaffen wir uns die Kraft und die Kapazitäten, um uns verstärkt der Akquisition margenstarker Hidden Champions in Zukunftsbranchen zu widmen. Perspektivisch sind dabei auch größere Akquisitionen vorstellbar", versicherte Schmidt.

Prognose

Über die Entwicklung im ersten Halbjahr 2002 informierte Indus in einer Ad-hoc-Mitteilung am 3. August: Die vorläufigen Geschäftszahlen sind stark durch die Effekte der Corona-Pandemie geprägt. So beläuft sich der Umsatz auf 774,2 Millionen Euro (Vorjahr: 876,5 Millionen Euro), das operative Ergebnis (EBIT) auf minus 18,3 Millionen Euro (Vorjahr: plus 66,5 Millionen Euro) und das Ergebnis nach Steuern auf minus 39,3 Millionen Euro (Vorjahr: plus 37,7 Millionen Euro).

Für das Geschäftsjahr 2020 rechnet Indus zum jetzigen Zeitpunkt mit einem Umsatz im Bereich von 1,45 bis 1,6 Milliarden Euro und einem EBIT von 0 bis 20 Millionen Euro. "Die aktualisierte Prognose unterliegt der Annahme der Erreichung des Tiefpunkts der wirtschaftlichen Lage im zweiten Quartal 2020 und einer zögerlichen Erholung im zweiten Halbjahr 2020. Das inkludiert die Annahme, dass es in der zweiten Jahreshälfte in Deutschland und in den wichtigsten Absatzmärkten nicht mehr zu einem Lockdown kommt", formuliert Indus. Die endgültigen Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2020 werden am 6. August 2020 veröffentlicht.