Der Aichhalder Ulrich Böttger mit der Eingießhilfe "Bruno", die er erfunden hat. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Erfindung: Ulrich Böttger entwickelt Eingießhilfe aus Holz / Fernsehauftritt in Tüftlershow von RTL

Nach einem Schlaganfall kann sein bester Freund den Arm nicht mehr bewegen. Für viele Hürden im Alltag gibt es Hilfsmittel, doch das Einschenken des geliebten Weißbiers bleibt ein Hindernis – bis Ulrich Böttger die Eingießhilfe Bruno erfindet.

Aichhalden. Nach einem Schlaganfall vor vier Jahren ist Hans-Peter Storz aus Aichhalden zunächst einseitig gelähmt. Dank intensiver neurologischer Behandlung und moderner Reha-Maßnahmen ist Storz heute wieder so weit hergestellt, dass nur noch ein Teil seiner rechten Körperhälfte gelähmt ist – allerdings auch sein rechter Arm.

Das bedeutet, dass er nur noch einen funktionierenden Arm zur Bewältigung vieler Tätigkeiten einsetzen kann, zu denen einem gesunden Menschen zwei zur Verfügung stehen. Dazu gibt es viele Hilfsmittel, entwickelt speziell für Menschen mit Handicap, um ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Umfangreiche Umbaumaßnahmen an seinen Auto ermöglichen ihm heute wieder ein hohes Maß an Mobilität, da er nach einer erneuten Führerscheinprüfung für derartige Sonderfahrzeuge wieder selber fahren darf und kann.

Nur beim Einschenken seines Biers, vor allem des geliebten Weißbiers, war er aufgrund seines Handicaps auf andere angewiesen. Denn dazu sind eigentlich zwei funktionierende Hände nötig: In einer Hand das Glas in einem Winkel von circa 31 Grad halten und mit der anderen die Flasche langsam in das geneigte Glas entleeren. Damit wird ein Überschäumen vermieden. Dieser Umstand fiel dem Aichhalder Ulrich Böttger bei einer Geburtstagsfeier auf, als sein Freund ihn bat, ihm das Bier einzuschenken.

Gleich am nächsten Tag recherchierte Böttger und stellte fest: "Dafür gibt es bisher kein Hilfsmittel." In den darauffolgenden Wochen entwickelte er eine Eingießhilfe aus Holz, der er den Namen Bruno gab. "Damit ist es nun möglich, mit nur einer Hand den optimalen Eingießwinkel zu erreichen und die stark mit Kohlensäure versetzte Flüssigkeit ohne Überschäumen in ein Glas einzugießen", sagt er.

Bei vielen Versuchen habe sich herausgestellt, dass die Eingießhilfe nicht nur für Menschen mit Handicap hilfreich sein könne, sondern auch bei Menschen, die sich beim Einschenken von Weizenbier schwer tun.

Über eine Patentanwaltskanzlei in Villingen hat Böttger Ende April beim Patentamt in München ein Patent beantragt, das derzeit noch bearbeitet werde. Dabei geht es laut Böttger vor allem um das Befüllen von Gläsern mit einer stark schäumenden Flüssigkeit. "Das findet natürlich auch Anwendung in der Industrie und Laborbereichen", sagt der Erfinder.

Die Eingießhilfe, speziell für Bier und sonstige Getränke, werde zu fairen Bedingungen in einer Behindertenwerkstatt nachhaltig aus Holz gefertigt. Es sollen künftig zwei Versionen produziert werden: "Eine Schwarzwälder Ausführung aus massivem Vollholz und eine etwas günstigere ›Schwäbische Version‹ aus unverwüstlichem Schichtholz", erklärt Böttger. Die Grundversion könne mit verschieden Gläsern versehen werden. Für Brauereien oder andere Wiederverkäufer werde "Bruno" mit gewünschtem Logo, Glas und Bierdeckeln geliefert.

Vor Kurzem wurde auch die Fernsehproduktionsfirma Fandango auf Böttgers Erfindung aufmerksam.

Weitere Informationen: Ulrich Böttger und seine Erfindung sind am Dienstag, 13. November, 15 Uhr, in der RTL-Show "Hol’ dir die Kohle" zu sehen. Dort präsentieren mehrere Erfinder ihre Ideen. Der Tüftler, der das anwesende Publikum mit seiner Erfindung überzeugt, gewinnt 5000 Euro.