Wenn im Neubaugebiet Günthershöhe III die Häuser klimaneutral mit Energie versorgt werden sollen, müssen auf den Dächern Fotovoltaik-Anlagen installiert werden. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Gemeinderat beschäftigt sich erneut mit "Kalte Nahwärme" / Fachbüro stellt Studie vor

Nächste Runde beim Pilotprojekt "Kalte Nahwärme" für das Baugebiet Günthershöhe III. Der Gemeinderat muss sich jetzt damit beschäftigen, was den potenziellen Bauherren zugemutet werden kann und was nicht.

Aichhalden. Das Büro "Schäffler Sinnogy" aus Freiburg stellte am Dienstag die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vor. Laut Geschäftsführer Harald Schäffler entstünden durch den Bau von circa 45 Wohneinheiten zusätzliche CO2-Emissionen, die an anderer Stelle gemindert werden müssten. Deshalb sollte das Neubaugebiet klimaneutral mit Energie versorgt werden. "Wir schütten sonst zusätzlich Öl in das Klima-Feuer", warnte der Experte.

Bei einer klimaneutralen Energieversorgung brauche es keinen Flächenbedarf für eine Heizzentrale und ein Brennstofflager. Es fielen keine Emissionen und Brennstoffkosten an, von internationalen Marktturbulenzen und Handelskriegen sei man unabhängig und diese Form der Energieversorgung wirke sich wertsteigernd auf die Immobilie aus. Ohne teure Zusatzinvestition bekomme man eine Sommerkühlung noch inklusive, zählte Schäffler die Vorteile auf.

Klimaneutralität herrsche, wenn klimaneutrale Wärmequellen wie Erdwärme genutzt würden und die Stromlieferung ins Netz größer sei als der Strombezug aus demselben. Die Gebäude, fuhr Projektingenieur Malik Kohl fort, müssten nach dem KfW-EGS-55-Standart gebaut und im Technikraum Wärmepumpen mit 2000 Liter Pufferspeichern für Heizungs- und Warmwasser installiert werden.

Als Wärmequellen dienten nach dem Ergebnis der Probebohrungen im Dezember vergangenen Jahres circa 150 Meter tief liegende Erdwärmesonden. Die Dachflächen böten ein hohes Potenzial für die Installation von Fotovoltaik-Anlagen für die eigene Stromversorgung, wodurch die Klimaneutralität erfüllt werde. Für die Umsetzung empfehle er das Versorger- oder das Genossenschaftsmodell. Bei einmaligen Planungs- und Investitionskosten von circa 31 000 Euro werde nur die Wärmepumpe mit 35 Prozent gefördert. Beim Versorgermodell reduzierten sich die Kosten durch die Bafa-Förderung auf rund 19 000 Euro, beim Genossenschaftsmodell auf knapp 16 000 Euro je Wohneinheit, so Kohl.

Da das Berechnungsmodell darauf ausgelegt ist, dass das gesamte Baugebiet innerhalb von vier Jahren komplett bebaut ist, wollte Rat Thomas Engelhardt wissen, was passiert, wenn dies nicht eintrete. "Diejenigen, die später bauen, können nicht mehr von der Förderung profitieren", räumte Schäffler ein. Bürgermeister Michael Lehrer missfiel beim Versorgermodell, dass jeder Bauherr Fotovoltaik auf seinem Dach und zwei große Pufferspeicher im Keller dulden müsste. Für ihn stelle sich die Frage, was man den Häuslebauern aufbürden könne.

Für Gemeinderat Marcus Storz stand fest: "Die Umsetzung des Vorhabens braucht für das Ratsgremium und den Bürgermeister großen Mut. Jeder Bauherr muss einen ordentlichen Technikraum bereitstellen." Ratsmitglied Stefan Wiedmann urteilte, der Rat müsse sich klar werden, ob er ein Pilotprojekt anbieten wolle oder dazu noch nicht bereit sei. "Ich wäre enttäuscht, wenn wir das nicht schaffen. Der Klimawandel spricht sehr für dieses Konzept, auch auf dem Land", nahm Wiedmann klar Stellung.

Ein Beschluss wurde an diesem Abend nicht gefasst. Anhand der Informationen durch das Büro wird die Verwaltung die Ergebnisse konkretisieren und dem Gemeinderat ein Geschäftsmodell vorschlagen, über das in einer der kommenden Ratssitzungen entschieden werden soll.