Der Ahland als Hauptfigur der Fasnet in Rottenburg hat eine Geschichte, die Jahrhunderte zurückreicht. Populär wurde die Figur vor etwas mehr als 100 Jahren, als sie auf Geldscheinen abgedruckt wurde. Der Name Ahland stammt wohl aus dem Hochmittelalter.
Eine in Stein gehauene Schreckmaske aus dem 16. Jahrhundert dient als Vorbild für den Ahland. Die Narrenzunft Rottenburg gibt auf ihrer Homepage Einblicke in die Geschichte ihrer Hauptfigur: „Das Steinrelief ist in Lausbühler Sandstein gehauen und circa 100 mal 90 Zentimeter groß. Es ist an der Fassade des Jägerhäusles nahe dem Preußischen zu finden.Vermutlich entstand die Maske um 1550 bis 1570 und befand sich ursprünglich an einem größeren Gebäude in Rottenburg, das beim Stadtbrand von 1644 zerstört wurde.“
Der große Durchbruch gelang der in Stein gehauenen Maske Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Narrenzunft schreibt dazu: „Für den wenige Jahre alten Elferrat galt in den 20er-Jahren nichts anderes als heute: Im schwäbisch-alemannischen Bereich ist eine Maskengestalt für die Fasnet einfach ein Muss. Die Räte um Lucian Grall brauchten nicht lange zu suchen. Das von 1918 bis Ende 1923 in Rottenburg im Umlauf befindliche Notgeld hatte eine wunderschöne Maske populär gemacht, die Sandsteinmaske vom Jägerhaus. Aber nicht das Original am Jägerhaus, sondern die Abbildung auf dem Notgeld diente als Vorlage für die „Rottenburger Originalmaske“, denn wie auf dem Notgeldschein fehlen auch bei der Maske die Hörnchen. Der erste bildliche Beleg der „Rottenburger Originalmaske“ stammt aus dem Jahre 1929.“
Das Rottenburger Notgeld
Ein Notgeldscheine aus der damaligen Zeit trägt beispielsweise folgende Aufschrift:„Oberamtsstadt Rottenburg. 50 Pfennig. Gültig bis 1. Januar 1921. Nachahmung strafbar.“ In der Mitte prangt die teuflisch lachende diabolische Maske des späteren Ahlands. Unter der Abbildung steht der Satz: „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“.
Wie aus dem Prototyp der „Rottenburger Originalmaske“ die heutige Fasnetsmaske wurde, beschreibt die Narrenzunft so: „Lucian Grall, der Präsident des Elferrates, ließ für seinen Sohn Helmut 1929 in Elzach eine Maske schnitzen, die in der Fasnet 1930 ihren ersten Auftritt hatte. Diese „Teufelsmaske“ war als eine Weiterentwicklung und Verfeinerung der zwar optisch sehr gut, ansonsten aber etwas zu flach und zu schwer geratenen Originalmaske gedacht. Auch die Hörnchen fehlten nicht.“ Ab 1930 erkenne man den Ahland in seiner heutigen Form.
Die Rottenburger „gehen Aland“
Doch woher kommt eigentlich die Bezeichnung Ahland für die Rottenburger Maske? Darauf haben die Verantwortlichen des Ahlandmalkurses eine Antwort parat: „Erst in den 50er-Jahren setzte sich der Begriff „Ahland“ als Eigenname durch. Zunächst wurde dieser grundsätzlich für alle vermummten Narren in Rottenburg verwendet. „Aland gehen“ hieß damals noch soviel wie „vermummt gehen“ – also als Sammelbegriff für Maskierungen an sich. Die Herkunft des Wortes „Ahland“ ist nicht gewiss. Es wird davon ausgegangen, dass es eine Abwandlung des mittelhochdeutschen „vâlant“ ist, was „Teufel“ bedeutet.“ Mittelhochdeutsch ist die Sprachstufe des Deutschen aus der Zeit zwischen 1050 und 1350.
Auch Goethe kannte das Wort
Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache listet abgeleitet von „vâlant“ das Substantiv „voland“ auf und nennt unter anderem ein berühmtes Beispiel für dessen Verwendung aus Johann Wolfgang von Goethes Werk Faust (1808). Darin schreibt Goethe folgende Zeile: „Platz! Junker Voland kommt. Platz! süßer Pöbel, Platz!“
Groß herauskommen werden die Ahlande besonders in diesem Jahr. Denn die Narrenzunft Rottenburg feiert ihr 100-jähriges Bestehen.