Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) unterzeichnete einen Gesellschaftsvertrag für die Zukunft der Landwirtschaft. (Archivbild) Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Zwei Jahre haben sich Akteure aus Landwirtschaft, Politik und anderen Bereichen zusammengesetzt - und einen Vertrag formuliert. Es geht um die Zukunft der Landwirtschaft. Manchen bleibt er zu vage.

Die Landwirtschaft in Baden-Württemberg soll auf Herausforderungen wie den Klimawandel und das Artensterben besser vorbereitet werden. Dazu haben sich unter anderem die Landesregierung und die Bauern auf einen Gesellschaftsvertrag für die Zukunft der Landwirtschaft geeinigt.

 

„Wir haben einen breit getragenen Konsens geschaffen, der alle relevanten Akteure einbindet und Naturschutz und Landwirtschaft zusammenbringt“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei der Unterzeichnung des Vertrags in Stuttgart. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) war krank und nicht wie geplant vor Ort.

Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Naturschutz, Handel, Verarbeitung, Erzeugung, Gesellschaft, Wissenschaft, Kirchen und Politik haben nach Angaben der Landesregierung unterschrieben. Der Vertrag ist das Ergebnis eines zweijährigen Strategiedialogs, der im grün-schwarzen Koalitionsvertrag vereinbart worden war. 143 Millionen Euro stellt das Land für die Umsetzung der Maßnahmen bereit.

Regionale Bio-Produkte besser erkennen

Im Zentrum der Vereinbarung steht unter anderem die Förderung regionaler und qualitativ hochwertiger Lebensmittel. Dafür soll das Angebot an regionalen Bio-Produkten verbessert und sichtbarer in den Regalen platziert werden. Zudem sollen die Produkte besser gekennzeichnet werden.

„Die Menschen müssen auf den ersten Blick erkennen können, welche Lebensmittel regional erzeugt werden“, sagte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU). Auch in Restaurants, Kantinen und Mensen sollen bio-regionale Produkte häufiger auf den Speiseplan.

Umwelt- und Artenschutz stehen im Vertrag ebenfalls im Fokus. Landwirte sollen dabei von Land, Bund und EU finanziell unterstützt werden. „Nachhaltige Landwirtschaft muss sich für unsere Bäuerinnen und Bauern auch wirtschaftlich lohnen“, sagte Umweltministerin Thekla Walker (Grüne). Insbesondere für kleine Betriebe müsse sich der Wandel rechnen.

„Die Bedeutung von Landwirtschaft und Artenvielfalt muss in die Köpfe“, betonte Kretschmann. Der Vertrag sehe daher vor, diese Werte in der öffentlichen Bildung zu verankern und schon ab dem Kindergarten zu vermitteln. Für Bauern soll es Weiterbildungsangebote geben.

Nabu: Anstöße jetzt zügig umsetzen

Nach Angaben des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands gibt der Gesellschaftsvertrag den Landwirten wichtige Perspektiven und Planungssicherheit. „Unsere Höfe brauchen klare und verlässliche Rahmenbedingungen, um auch in Zukunft erfolgreich zu wirtschaften“, sagte Präsident Bernhard Bolkart.

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau, Marcus Arzt, hält die Vereinbarung dennoch an vielen Stellen für nicht konkret genug. Der Wert des Vertrags müsse sich nun an der Umsetzung in die Praxis zeigen.

Mehrere Vertreterinnen und Vertreter forderten, nun zu handeln. „Miteinander statt übereinander zu reden hat uns ein Stück weit vorangebracht, um unser Ernährungssystem nachhaltiger und biodiversitätsfreundlicher aufzustellen. Jetzt erwarten wir von allen Beteiligten, die vielen sinnvollen Anstöße zügig umzusetzen“, sagte Johannes Enssle, der Landesvorsitzende des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu).