Arthur Boka, Mamadou Bah und Ibrahima Traore (v.li.) vom VfB Stuttgart sind in den kommenden Wochen...
 Foto: dpa

Boka, Traoré und Bah müssen wegen politischer Lage beim Afrika-Cup den Kontakt zum VfB Stuttgart halten.

Stuttgart - So genau weiß niemand , worauf er sich da einlässt. Weder als Spieler, der für den Afrika-Cup in Gabun und Äquatorialguinea nominiert ist. Noch als Verein, der einen oder mehrere Profis für den Kontinental-Cup abstellt. Deshalb ist der VfB vor dem Turnierstart am Samstag gleich dreifach in Sorge. Bevor Arthur Boka (Elfenbeinküste), Ibrahima Traoré und Mamadou Bah (beide Guinea) aufbrachen, verpflichtete sie der Verein zu genauen Verhaltensregeln. Die wichtigste lautet: Meldet euch regelmäßig!

Vor allem in Äquatorialguinea ist die politische Lage nicht so stabil, als dass VfB-Sportdirektor Fredi Bobic ruhigen Gewissens zur Tagesordnung übergehen könnte. Das Land mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern ist offiziell eine parlamentarische Demokratie, trägt allerdings Züge einer Diktatur. So erreichte Präsident Theodoro Obiang, der 1979 nach einem Staatsstreich an die Macht kam, bei den letzten Wahlen eine Quote von 99,5 Prozent. Eine Manipulation gilt als wahrscheinlich, weil einige Wahllokale einen Stimmenanteil von 103 Prozent für Obiang angaben. Die Antikorruptions-Organisation Transparency International führt das Land unter den zehn korruptesten weltweit. Gewerkschaften existieren nicht, Rundfunk und Zeitungen befinden sich in Staatsbesitz. „Wir können uns hier kein genaues Bild machen, und vielleicht gehen unsere Jungs vor Ort lockerer an die Sache ran. Aber vorsichtshalber haben wir Vorkehrungen getroffen“, sagt Fredi Bobic.

„Alle vier Jahre wäre auch genug“

Boka, Traoré und Bah müssen nach jedem Spiel eine SMS schicken, um zu signalisieren, dass alles okay ist. Diese Regelung gilt generell für alle Nationalspieler des VfB. Falls sich ein Profi verletzt, muss er dies per SMS, E-Mail oder Telefon beim Trainerteam, bei Bobic oder dessen Managerkollegen Jochen Schneider anzeigen. „Da muss auf jeden Fall eine Meldung kommen“, sagt Bobic.

Zudem muss das Trio für die Roten ständig erreichbar sein. „Wir haben von jedem eine Handynummer, aber wir reden von Zentralafrika. Da kann es schon sein, dass der Kontakt zu dem einen oder anderen schwierig ist“, sagt Bobic, „deshalb muss jeder zwingend eine sichere Verbindung angeben, bevor er sich im Land bewegt.“ Das ungute Gefühl wird Bobic dennoch nicht los. „Andererseits, was willst du machen?“, sagt er, „der Afrika- Cup unterliegt dem Reglement der Fifa, da hast du keine Chance.“ Nur angenommen, der VfB hätte seinen Spielern die Freigabe verweigert, wären sie alle gesperrt und der Verein zu einer Geldstrafe verurteilt worden. So beißt Bobic notgedrungen in den sauren Apfel. Allerdings appelliert er, den Afrika- Cup nicht länger im Zwei-Jahres-Rhythmus auszutragen: „Alle vier Jahre wäre auch genug.“ Für Arthur Boka ist es bereits die dritte Teilnahme nach 2008 und 2010. „Als Verein überlegst du dir da ernsthaft, ob du einen Afrikaner vor einer Saison verpflichtest, in welcher der Afrika-Cup stattfindet“, sagt Bobic.

Die Frage, welcher Scout des VfB nach Gabun und Äquatorialguinea reist, war diesmal rasch beantwortet: keiner. „Diesmal gehen ganz, ganz wenige Vereine runter. Auch die Agenturen, die spezielle Reisen anbieten, haben sich zurückgezogen. Die Infrastruktur ist zu schlecht, die Wege zu weit, zum Teil sind die Flughäfen nicht unbedingt sicher“, sagt Bobic, der wie die Scouts die Spiele live beim TV-Sender Eurosport anschaut: „Unsere Scoutingsysteme funktionieren auch von zu Hause aus. Da kann man zu jedem gewünschten Spieler alle möglichen Daten bekommen und die besten und die schlechtesten Szenen zusammenstellen. Afrika ist ohnehin nicht das Kernland, in dem wir Spieler suchen.“

Gastgeber Äquatorialguinea eröffnet am Samstag (19.30 Uhr) gegen Libyen die Gruppenphase, die bis zum 1. Februar läuft. Danach folgen Viertelfinale (4./5. Februar), Halbfinale (8. Februar), Spiel um Platz drei  (11. Februar) und Finale (12. Februar).Der TV-Sender Eurosport überträgt alle 32 Spiele live. Eurosport 2 zeigt eine der zeitgleich ausgetragenen  Partien des jeweils letzten Gruppenspieltages.