Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen ruft die Nachbarländer auf, Geflüchtete aus Afghanistan aufzunehmen. (Archivbild) Foto: dpa/Boris Roessler

Bis zu 500.000 Menschen könnten nach Schätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Afghanistan zu Flüchtlingen werden.

Kabul - Die Vereinten Nationen bereiten sich auf die Flucht von mehr als einer halben Million Menschen aus Afghanistan vor. 515 000 Menschen könnten das Land im schlimmsten Fall in diesem Jahr verlassen, berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag in Genf. Wie sich die Lage tatsächlich entwickele, sei jetzt noch nicht abzusehen. Die stellvertretende Hochkommissarin für Flüchtlinge, Kelly Clements, betonte, dass an den Grenzübergängen Richtung Iran und Pakistan noch keine größeren Flüchtlingsgruppen angekommen seien.

Nachbarstaaten haben bereits 5,2 Millionen Afghaninnen und Afghanen aufgenommen. 90 Prozent seien im Iran und in Pakistan, weitere in Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan.

Nachbarländer sollen helfen

Die Vereinten Nationen riefen die Weltgemeinschaft auf, die Nachbarstaaten Afghanistans finanziell zu unterstützen. Insgesamt brauchen den Angaben zufolge elf UN- und Hilfsorganisationen für die Vorbereitung auf weitere afghanische Flüchtlinge in der Region bis Ende des Jahres zusätzlich 299 Millionen Dollar (254 Mio Euro). Damit sollen Zelte, Hygieneartikel und Nahrungsmittel beschafft werden.

Sollte das schlimmste Szenario Wirklichkeit werden, müsse die Summe erheblich aufgestockt werden, sagte Clements. Das UNHCR hofft auf Geld von Regierungen, dem Privatsektor und Privatspenden.

3,5 Millionen Vertriebene

Die bestehenden Programme zur Unterstützung der seit Jahren im Iran und in Pakistan beherbergten afghanischen Flüchtlinge sind nach UNHCR-Angaben bislang zu weniger als 50 Prozent finanziert.

Auch für die humanitäre Hilfe innerhalb Afghanistans fehlen die Mittel. Die humanitären Organisationen hatten schon im Dezember 2020 um 1,3 Milliarden Dollar gebeten. Davon waren aber bis diese Woche erst 39 Prozent zusammengekommen. Im Land sind etwa 3,5 Millionen Menschen vertrieben, davon 558 000 seit Beginn des Jahres.