Die deutsche Kriegsfotografin Anja Niedringhaus ist in Ostafghanistan erschossen worden. In unserer Bildergalerie zeigen wir einige Bilder der preisgekrönten Fotografin. Foto: dpa

Immer wieder dokumentierte die Fotografin Anja Niedringhaus die Lage in Krisengebieten auf der ganzen Welt. Ihre Arbeit war preisgekrönt. Kurz vor der Wahl in Afghanistan wurde sie nun erschossen - von einem Polizisten.

Immer wieder dokumentierte die Fotografin Anja Niedringhaus die Lage in Krisengebieten auf der ganzen Welt. Für ihre Arbeit wurde sie ausgezeichnet. Kurz vor der Wahl in Afghanistan wurde sie nun erschossen - von einem Polizisten.

Kabul - Einen Tag vor der Präsidentenwahl in Afghanistan ist die prominente deutsche Foto-Reporterin Anja Niedringhaus im Osten des Landes von einem Polizisten erschossen worden. Die US-Nachrichtenagentur Associated Press bestätigte den Tod ihrer langjährigen preisgekrönten Mitarbeiterin. Die mit Niedringhaus reisende kanadische AP-Reporterin Kathy Gannon wurde demnach bei dem Beschuss in der Unruheprovinz Chost am Freitag verwundet.

Gannons Zustand sei stabil, teilte AP weiter mit. Ein anwesender freier Mitarbeiter von AP Television habe berichtet, beide Reporterinnen hätten in ihrem Wagen in einem Wahlkonvoi gesessen und auf die Abfahrt gewartet. Ein Polizist sei auf das Auto zugekommen und habe mit den Worten „Allahu Akbar“ (Gott ist Groß) das Feuer auf die Journalistinnen auf dem Rücksitz eröffnet. Der Kommandeur einer Polizeieinheit habe sich dann widerstandslos festnehmen lassen.

Niedringhaus (48) und Gannon (60) hatten jahrelange Erfahrung in der Region und anderen Konfliktgebieten. Die Taliban - die Angriffe auf die Wahlen angekündigt haben - wiesen jede Verantwortung für den Mord zurück. Auch die Bundesregierung schaltete sich in den Fall ein. Die deutsche Botschaft in Kabul sei „mit Nachdruck um Aufklärung bemüht“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin.

Niedringhaus arbeitete seit 2002 für die AP

Die beiden Reporterinnen waren zur Berichterstattung über die afghanische Präsidentenwahl an diesem Samstag nach Chost gereist. Der von afghanischer Armee und Polizei gesicherte Konvoi, in dem sie unterwegs waren, lieferte laut AP Wahlzettel an Wahllokale aus. Nach Angaben eines Polizeisprechers handelte es sich bei dem Todesschützen um den Kommandeur eines Checkpoints. Das Innenministerium in Kabul teilte mit, der Mann werde verhört.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sowie die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) reagierten bestürzt. ROG-Geschäftsführer Christian Mihr forderte die afghanische Regierung dazu auf, dafür zu sorgen, „dass Journalisten in den kommenden Tagen über die Präsidentschaftswahl berichten können, ohne um ihr Leben fürchten zu müssen“. DJV-Chef Michael Konken forderte, den Täter zur Verantwortung zu ziehen: „Wer Journalisten tötet, löscht Leben aus und versetzt der Pressefreiheit einen schweren Schlag. Das darf nicht ungesühnt bleiben.“

Niedringhaus arbeitete seit 2002 für die AP. 2005 gewann sie gemeinsam mit einem Team an AP-Fotografen den Pulitzer-Preis für ihre Berichterstattung im Irak, sie wurde für ihre Arbeit außerdem mit mehreren anderen Ehrungen ausgezeichnet. Auch Gannon bekam für ihre Arbeit zahlreiche Preise.

Im vergangenen Monat war ein schwedischer Reporter in der Hauptstadt Kabul auf offener Straße erschossen worden. Kurz danach war unter den Opfern eines Taliban-Angriffs auf das Serena-Hotel in Kabul ein afghanischer Reporter der französischen Nachrichtenagentur AFP, auch ein Großteil seiner Familie wurde getötet. Die Sicherheitslage in Afghanistan vor der Wahl ist extrem angespannt.