Mit Markus Frohnmaier will auch die AfD einen Bewerber um die Nachfolge von Winfried Kretschmann ins rennen schicken. Doch der Landeschef der Partei hat ein Problem.
Am Samstag wird Markus Frohnmaier von der AfD im Land aller Voraussicht nach zum Ministerpräsidentenkandidaten gekürt. In den Landtag von Baden-Württemberg strebt der Landeschef der Partei nicht. Sollte er nicht Regierungschef werden, plant Frohnmaier wieder nach Berlin zu gehen – um dort im Bundestag sein Abgeordnetenmandat wahr zu nehmen. Vorgehen dieser Art sind umstritten – aber nicht unüblich. Nancy Faeser hatte vor zwei Jahren sogar aus einem Bundesministeramt heraus versucht, in Hessen Ministerpräsidentin zu werden – es blieb bei einem Versuch.
Wo steht Frohnmaier im Blick auf die anderen Spitzenkandidaten?
Innerhalb der AfD ist Markus Frohnmaier eine Nummer. Zusammen mit Emil Sänze führt er die Landespartei. Auf den Parteitagen gehört er stets zu denen, die am Rednerpult mit am spritzigsten zu formulieren wissen. Außerhalb der AfD-Bubble ist der Kandidat für den Ministerpräsidenten-Posten weit weniger bekannt. Beim Bawü-Check, einer Umfrage im Auftrag der Stuttgarter Zeitung und des SWR, geben 24 Prozent an, den AfD-Chef zu kennen. Zum Vergleich: Manuel Hagel, den Frontmann der CDU kennen 34 Prozent, Cem Özdemir von den Grünen bringt es auf 85 Prozent. Im Südwesten tritt Frohnmaier nicht oft öffentlich in Erscheinung. Allerdings wird der Bundestagsabgeordnete mehrfach im Bericht des Verfassungsschutzes zitiert, der belegen soll, dass die AfD eine rechtsextreme Partei ist.
Wie sieht die Wahlkampfstrategie aus?
Die AfD hat gut schimpfen. Egal wer in Stuttgart oder Berlin in den letzten Jahren in der Regierungsverantwortung gewesen ist – selten ist alles richtig gemacht worden. Und da die AfD weder an dem einen noch an dem anderen Ort unter Beweis stellen musste, dass sie es anders machen könnte, können ihr auch keine Fehler nachgewiesen werden. Die Behauptung, dass die eigenen Ideen die besseren wären, bleibt eine Behauptung. Bei ihrer Kritik rückt die Partei nun Themen in den Mittelpunkt, gegen die niemand ernsthaft Widerspruch einlegen kann – und beklagt marode Schulen oder dass manche Rentner ihren Lebensunterhalt durch das Sammeln von Pfandflaschen aufpeppen müssen. Frohnmaier wird versuchen im Ton konzilianter aufzutreten, als das bei seinen Kollegen im Osten der Fall ist. Ob ihm die Partei dabei uneingeschränkt folgt oder ob einzelne Kreisverbände aus der Reihe tanzen lässt sich nicht im Vorfeld sagen.
Wie präsentiert sich der Herausforderer?
Optisch gibt Markus Frohnmaier den Schwiegersohn par excellence. Stets adrett und ordentlich gekleidet, meistens im Anzug, mal mit, mal ohne Krawatte. Gute Umgangsformen. Lieblingsthema der AfD ist ein rigoroserer Umgang mit Migranten. Kritik daran kontert der Landesvorsitzende stets damit, dass auch er einen Migrationshintergrund habe. Frohnmaier wurde in Rumänien geboren, dann von einer deutschen Familie adoptiert und ist im Landkreis Böblingen aufgewachsen. Dort ist auch sein Wahlkreis.
Was ist Frohnmaiers größtes Problem?
Hans Filbinger, Lothar Späth und Erwin Teufel waren die drei einzigen der insgesamt neun Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg, die das Land zumindest zeitweise in einer Alleinregierung regieren konnten. In jedem Fall war das die CDU. Seit 1992 ist es keiner Partei mehr gelungen, mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich zu vereinen. Dass dies bei den Wahlen im kommenden Jahr anders werden könnte ist unwahrscheinlich. Wer auch immer Ministerpräsident werden möchte braucht dafür einen Koalitionspartner – der ist für die Frohnmaier und die AfD nicht in Sicht.
Wie wird sich Frohnmaier positionieren?
Dass die Grünen von der AfD kein gutes Wort erwarten können ist klar. Ungleich komplizierter ist der Umgang mit der CDU. Auf der einen Seite sind die Christdemokraten Hauptgegner, denn ein Teil der Wähler mag durchaus schwanken, für welche der beiden Parteien sie stimmen wollen. Auf der anderen Seite ist die CDU zumindest auf mittlere oder lange Sicht die einzige Partei, mit der eine Zusammenarbeit zumindest aus AfD-Sicht denkbar ist. In der AfD wird immer wieder laut über die Möglichkeit einer Mitte-rechts-Regierung nachgedacht. Da sich CDU-Frontmann Manuel Hagel sehr klar gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgesprochen hat wird Frohnmaier die Union ähnlich hart wie die Grünen attackieren.
Was ist Frohnmaiers größte Schwäche?
Frohnmaier hat eine beachtliche Karriere innerhalb der jungen Partei hingelegt, eine berufliche Karriere ähnlicher Ausprägung hat er nicht. Seine Jura-Ausbildung hat er nicht beendet und sich für die Karriere als Berufspolitiker entschieden. Dabei hat er sein Schicksal schnell und eng mit dem der Bundesvorsitzenden Alice Weidel verknüpft. Sollte die einmal ins Trudeln kommen, trudelt der Landeschef wohl mit.