Einen Euro pro Einwohner und Jahr will die Gemeinde Bitz sechs Jahre lang in ein Stipendienprogramm einzahlen, das die regionale Ärzteversorgung stärken will. In Summe macht das derzeit 3800 Euro pro Jahr. Foto: Zimmermann

Die Gemeinde Bitz will sich an einem Stipendienprogramm zur Stärkung der ärztlichen Versorgung in der Region beteiligen. Der Gemeinderat gab dafür nun grünes Licht.

Es waren keine leeren Floskeln, wie in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend deutlich wurde. Das Thema Gesundheitsversorgung treibt Bürgermeisterin Raphaela Gonser bereits seit einiger Zeit um.

 

Es war einer ihrer Schwerpunkte bei der Kandidatur um das Bürgermeisteramt, und sie weiß, dass sich schon ihr Vorgänger Hubert Schiele daran die Zähne ausgebissen hat. Dennoch, so betonte sie erneut, müsse man aktiv werden, um überhaupt eine Chance zu haben, junge Mediziner aufs Land zu locken.

3800 Euro jährlich zahlt Bitz für sechs Jahre in das Stipendienprogramm ein

Die Verwaltung Bitz schlug deshalb vor, sich an Stipendienprogramms zur Stärkung der Ärzteversorgung in der Region zu beteiligen.

Die Kommunen Hettingen, Veringenstadt, Trochtelfingen, Gammertingen, Winterlingen, Neufra und Burladingen seien bereits im Boot. Die Kosten seien überschaubar. Ein Euro jährlich pro Einwohner – in Bitz also 3800 Euro - für eine Mindestdauer von sechs Jahren werden in das Programm eingezahlt.

Festgelegte Kriterien sollen bestimmen, wer ein Stipendium erhält. Beispielsweise erhalten nur Studierende, die aus der Region kommen, diesen Zuschuss.

„Bürokratiemonster“ hindert junge Ärzte, selbstständig zu werden

Gemeinderat Metin Barlik fragte nach der Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs für Bitz. Es sei sicher kein Konzept, das in absehbarer Zeit einen Arzt nach Bitz bringe, war die ehrliche Antwort von Raphaela Gonser, denn eine Medizinerausbildung dauert etwa zehn Jahre, aber langfristig könne es ein Schritt in die richtige Richtung sein.

Björn Schiefer stimmte dem zu – aber die Beteiligung an dem Stipendienprogramm könne nur ein Anfang sein. Parallel dazu gelte es, die passenden Strukturen aufzubauen, um die Gemeinde attraktiver zu machen.

Bürgermeisterstellvertreterin Regina Birk blickte etwas skeptischer auf die Angelegenheit. Stichwort: Bürokratie. Das „Bürokratiemonster“ hindere die jungen Ärzte daran, sich selbstständig zu machen.

Alle waren sich aber letztlich darin einig, dass Nichtstun keine Option sei, und beschlossen einstimmig, dass sich Bitz an einem regionalen Stipendienprogramm zur Stärkung der ärztlichen Versorgung in der Region beteiligt.

Düstere Prognose: Bis 2035 fehlen bundesweit rund 11 000 Hausärzte

Die Zukunft sehe nämlich eher düster aus: Laut einer Studie der Robert-Bosch-Stiftung aus dem Jahr 2023 werden bis zum Jahr 2035 in Deutschland rund 11 000 Hausarztstellen unbesetzt sein. Fast 40 Prozent der Landkreise werden unterversorgt sein oder sind von Unterversorgung bedroht.

Die Prognose besagt, dass im Jahr 2035 trotz aller bisherigen Maßnahmen vier von zehn Landkreisen massiv von dieser Entwicklung betroffen sein werden. In den Landkreisen Sigmaringen und Zollernalb ist diese Situation bereits Realität.

Erschwerend komme hinzu, so Gonser, dass der Altersdurchschnitt der niedergelassenen Hausärzte in den Landkreisen Zollernalbkreis und Sigmaringen deutlich über dem Landesdurchschnitt von Baden-Württemberg – er liegt bei 38,7 Prozent – liegt.

Im Mittelbereich Sigmaringen sind 51,4 Prozent über 60 Jahre alt, im Zollernalbkreis beträgt dieser Anteil 50,5 Prozent. Die Bürgermeisterin ist sich sicher, dass Einzelmaßnahmen einzelner Gemeinden nicht ausreichen werden, um dieser Herausforderung effektiv zu begegnen.