Für die Hausarztpraxis von Bernhard Rewes im Zentrum Neige ist ein Nachfolger gefunden: Nach einer längeren Übergangsphase übernimmt Florian Rebholz das Ruder.
Praxissterben? Erfolglose Suche nach einem Nachfolger? Nicht in diesem Fall: Ab sofort haben die Patienten von Bernhard Rewes nicht nur einen, sondern gleich zwei Ansprechpartner. Florian Rebholz, bisher Arzt am Zollernalb Klinikum in Balingen, ist vor wenigen Tagen als zweiter Mann in die Praxis des Internisten und Facharztes für Allgemeinmedizin eingestiegen.
Beide Ärzte sind in Balingen keine Unbekannten: Rewes als langjähriger CDU-Stadt- und Kreisrat, Rebholz als Stadtbrandmeister und stellvertretender Kreisbrandmeister. Am Zollernalb Klinikum hat Florian Rebholz die Facharzt-Ausbildung zum Anästhesisten gemacht, in der Hausarztpraxis hängt er als „Quereinsteiger“ innerhalb von zwei Jahren den Allgemeinmediziner mit dran. Für Rewes, der mittlerweile 65 Jahre alt ist, geht die Hausarzt-Tätigkeit damit noch lange nicht zu Ende.
Oberarztstelle ausgeschlagen
1993 war er nach seinem Studium in Ulm und der Facharztweiterbildung an der Isar-Klinik in München nach Balingen gekommen – „nach Hause“, wie er sagt. Damals, in den 1980er- und Anfang der 1990er-Jahren habe es in Deutschland eine Arztschwemme gegeben, eine Niederlassungssperre drohte.
Als er hörte, dass auf der Neige ein Haus gebaut wurde, wo unter anderem Arztpraxen einziehen sollten, habe er das Angebot seines Doktorvaters, eine Oberarztstelle an der Uniklinik anzutreten, ausgeschlagen und sofort zugegriffen. Die Entscheidung hat er während der 32-jährigen Tätigkeit in Balingen nie bereut.
Seine Ausbildungsermächtigung macht es ihm möglich, den neuen Kollegen in Sachen Allgemeinmedizin vorzubereiten – und selbst als Arzt weiterzumachen. Bereits vor zwei Jahren war er mit Florian Rebholz in Kontakt getreten.
Rebholz: „In der Hausarztpraxis hat man täglich Kontakt mit Menschen“
„Es stellte sich die Frage, ob er zuerst seinen Facharzt für Anästhesie machen sollte. Er hat sich dafür entschieden, und die Erfahrungen im Klinikum sind sicher von Vorteil.“ So könnten beide vom jeweils anderen lernen.
Das bestätigt auch Florian Rebholz: Die ambulanten Erfahrungen mit den Patienten, die man in der Arztpraxis mache, seien etwas ganz anderes als im Klinikum, im Bereich Anästhesie: „Dort schlafen die Patienten die meiste Zeit. In der Hausarztpraxis hat man täglich Kontakt mit Menschen, erfährt eine Menge über ihren Krankheitsverlauf und ihre Familiengeschichten.“ In knapp anderthalb Wochen habe er auch schon einiges mitbekommen über Gastroenterologie, Kardiologie, Urologie, sagt der 40-Jährige.
Und was ist, wenn ein Patient im Behandlungszimmer sitzt und es irgendwo brennt? Muss der Stadtbrandmeister dann den Patienten warten lassen, in die Feuerwehruniform schlüpfen und losdüsen?
Betreuungsumfang wird größer
Florian Rebholz lacht, er hat mit der Frage gerechnet. Bei der Feuerwehr, sagt er, gebe es eine Stellvertreter-Regelung. Mit einem kleineren Brand oder Unfall werde der Einsatzleiter vom Dienst oder auch ein Zugführer fertig, sagt er. Er müsse nicht in 100 Prozent der Fälle ausrücken.
Und im Zweifelsfall sei ja auch der Kollege Rewes da, der noch lange nicht ans Aufhören denke. Irgendwann werde es in der Praxis vielleicht einen zweiten Kollegen oder eine Kollegin geben. Er weiß: „Der Betreuungsumfang wird in der alternden Gesellschaft größer.“ Was ihn angeht – er kann sich nicht vorstellen, anderswo als in Balingen zu arbeiten: „Ich bin hier aufgewachsen“, sagt er, „ich bin diese Berge mit dem Schlitten runtergefahren, bin hier zur Schule gegangen.“
Alles in allem passt die Chemie zwischen den beiden Medizinern und dem Team: „Wir haben eine gute Mannschaft beisammen“, sagt Rewes. „Es macht Spaß, hier zu arbeiten, und die Patienten spüren das.“