Ärzte sind in Oberndorf knapp. Dass bei einigen der Ruhestand bevorsteht,erschwert die Lage. Foto: dpa

Die Stadt Oberndorf bekommt den Ärztemangel schmerzlich zu spüren. Kann ein Gesundheitszentrum da Abhilfe schaffen?

Nur noch sechs Hausärzte gibt es im Stadtgebiet, auch Fachärzte sind knapp. Die Verwaltung plant daher eine „Ärzteoffensive“. Das Vorhaben wurde am Dienstag im Verwaltungsausschuss beraten.

Ein „weiter so“ funktioniert nicht, stellte Bürgermeister Hermann Acker klar. Man müsse neue Wege beschreiten, um junge Ärzte nach Oberndorf zu locken. Eine mögliche Antwort auf dieses Problem stellte der Erste Beigeordnete Lothar Kopf vor: Ein Gesundheitszentrum in Kooperation mit der SRH.

Keine „Einzelkämpfer“ mehr

In den vergangenen Monaten habe man mit Oberndorfer Ärzten, der Kassenärztlichen Vereinigung sowie der SRH-Führung Gespräche geführt, so Kopf. In dieser Zeit sei man auf das Planungsbüro Mörk aus Leonberg gestoßen, das schon bei einem Gespräch im Januar mit Vertretern des Gesundheitssektors dabei war. Das Büro begleitet Kommunen bei Projekten dieser Art, beispielsweise die Stadt Calw, wo die Errichtung eines Gesundheitszentrums bevorsteht. Das Unternehmen soll laut Beratungsvorlage eine Bestandsanalyse zur Gesundheitsversorgung durchführen. Die Kosten liegen bei rund 17 000 Euro. Jana Schulz-Lamek, bei Mörk für Gesundheitsimmobilien zuständig, stellte die Pläne vor.

Zu wenig Ärzte, ältere Kollegen finden keine Nachfolger, die Praxen sind überlastet – Landauf, landab sehen sich Kommunen mit diesen Herausforderungen konfrontiert. Zudem hat sich bei jungen Medizinern ein Wandel vollzogen: Sie wünschen sich geregelte Arbeitszeiten und wollen nicht mehr 60 bis 80 Stunden die Woche arbeiten. Als „Einzelkämpfer“ eine eigene Praxis zu führen, sei auch nicht mehr attraktiv, so Schulz-Lamek.

Ergebnis steht schon fest?

Ist ein Ärztehaus die Lösung? Wie und wo soll es errichtet werden? Diese und weitere Fragen sollen durch die Analyse beantwortet werden. Dafür werden mit Oberndorfer Ärzten und gesundheitsnahen Dienstleistern Einzelgespräche geführt. Dadurch wolle man sich einen genaueren Einblick in die Versorgungslage verschaffen. Auch das Thema Ärztehaus werde dabei angesprochen. Nach der Analyse könne man sich weitere Schritte überlegen, so Schulz-Lamek.

„Ich halte diese Analyse für sinnvoll, auch wenn das Ergebnis vermutlich schon feststeht“, sagte Günter Danner (SPD). Er gehe davon aus, dass man um die Errichtung eines Gesundheitszentrums nicht herumkomme. Doch auch wenn man jungen Ärzten dann etwas attraktives bieten könne, stelle sich die Frage, wie man die Nachwuchskräfte nach Oberndorf bekommt. „Wir sind nicht Tübingen, Freiburg oder Konstanz.“ Und die älteren Hausärzte würden wohl kaum in das Gesundheitszentrum ziehen.

Attraktivität für Ärzte steigern

Selbst wenn ein Ärztehaus die Lösung wäre, stelle sich immer noch die Frage nach dem „Wie“, sagte Schulz-Lamek. Auch die Anforderungen, beispielsweise im Hinblick auf die Ausstattung, sollen ermittelt werden. Ob einer der Oberndorfer Ärzte Interesse habe, in das Ärztehaus zu ziehen, werde sich zeigen. Wenn man ein attraktives Arbeitsumfeld bieten kann, würden grundsätzlich die Chancen steigen, dass sich hier junge Ärzte ansiedeln. Auf Nachfrage von Thorsten Ade (CDU) stellte sie zudem klar, dass ein Ärztehaus nicht zwingend die Lösung sein muss.

Robin Jackl (FWV) fand, dass bei der Analyse die Bedürfnisse der jungen Ärzte zu kurz kommen. Schulz-Lamek erklärte, dass diese bereits ausreichend untersucht wurden und daher bekannt seien. Das Gremium beschloss einstimmig das Büro mit der Bestandsanalyse zu beauftragen.