Mehrere Arztsitze sind frei. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

1,5 Kinderarzt-Sitze sind derzeit im Zollernalbkreis unbesetzt. Zum Jahresende will nun auch noch der Hechinger Kinderarzt Jurij Ciokan seine Praxis schließen.

Schon jetzt gibt es im Zollernalbkreis rein rechnerisch zu wenig Kinderärzte. 1,5 Arztsitze sind derzeit unbesetzt; 11,25 Kinderarzt-Stellen sind aktuell für den Kreis eingeplant. Zum Ende des Jahres wird der Hechinger Kinderarzt Jurij Ciokan seine Praxis aus Altersgründen.

 

Wie viele Ärzte sich wo niederlassen können, regelt die gesetzlich vorgegebene Bedarfsplanungsrichtlinie.

Die Bedarfsplanung folgt einer Vorgabe der Bundesregierung, „wonach aus Kostengründen die Zahl der ambulant tätigen Ärzte begrenzt wird“, so die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW).

Versorgungsgrad bei Kinderärzten: derzeit bei 99,1 Prozent

Eingeführt worden ist sie laut Bundesgesundheitsministerium Anfang der 90er-Jahre aus einem anderen Grund: um wegen der damals „hohen Ärztezahl eine Überversorgung zu verhindern“.

Noch heute wird ein Arzt-Einwohnerverhältnis festgelegt, das eine 100-Prozent-Versorgung bedeutet. Ab einem Versorgungsgrad von 110 Prozent wird ein Bereich gesperrt. Neue Praxen dürfen dann nicht eröffnen, bestehende nicht vergrößert werden.

Von dieser Grenze ist der Zollernalbkreis ein ganzes Stück entfernt: Der Versorgungsgrad bei Kinderärzten liegt derzeit bei 99,1 Prozent. Der tatsächliche Bedarf ist höher: Patienten tun sich bereits schwer, schnell an einen Termin zu kommen.

„Weniger Interesse an einer Niederlassung“

Gabriele Kiunke von der KVBW spricht von einem „gravierenden Ärztemangel“. Zwar ließen sich noch Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin ausbilden. Aber: „Früher wurde 60 Stunden pro Woche geklotzt, das wollen die Jungen heute nicht mehr“, sagt Kiunke unserer Redaktion.

Teilzeit sei interessanter, gerade auch für die zahlreichen Frauen, die inzwischen Medizin studieren. Die Folge: „Es gibt immer weniger Interesse an einer Niederlassung.“