Die Ärzte an den Unikliniken streiken am Montag bundesweit, wie schon Ende Januar (Foto). Auch Tübingen und Freiburg werden betroffen sein. Foto: dpa/Jens Büttner

Mehr Gehalt und weniger Schichtarbeit sind zwei Forderungen der Ärzte an den Unikliniken. Am Montag streiken sie erneut. Was das für Patienten, Notfälle und Schwangere in Freiburg und Tübingen bedeutet.

Richtig sauer sind die Ärzte an den Unikliniken. Am Montag streiken sie bundesweit – wer dann einen OP-Termin hat, sollte damit rechnen, dass der verschoben wird. Statt am OP-Tisch sind die Ärzte auf der Straße. Das betrifft auch Tübingen und Freiburg.

 

Geplante OPs werden verschoben und neu angesetzt. Für Notfälle geben die beiden Unikliniken aber Entwarnung. Dafür gibt es für den Streiktag eine Notdienstvereinbarung mit der Gewerkschaft. Ärzte sind im Dienst, ähnlich besetzt wie an Wochenenden und Feiertagen.

„Wir behandeln alle Notfälle sowie alle onkologisch dringlichen Fälle, etwa im Rahmen einer Chemotherapie“, bestätigt Jens Maschmann, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Tübingen.

Geburtshilfe läuft auch am Streiktag weiter

Schwangere können ebenfalls aufatmen: Geburtshilfe und Notfallversorgung für werdende Mütter gibt es auch am Streiktag in Freiburg und Tübingen. Bei Fragen erreichen Schwangere und werdende Mütter die Pforte der Frauenklinik Tübingen unter der Telefonnummer 07071/29-82211 und den Kreißsaal unter der Telefonnummer 07071/29-83111.

Das erste Mal streikten die Uniklinik-Ärzte am 30. Januar. Rückblickend verlief das in Tübingen gut, meint die Klinik. Medizinische Notfälle konnten versorgt werden, einige Behandlungen mussten jedoch aufgeschoben werden. In Freiburg waren das 35 von 115, berichtet Pressesprecher Benjamin Waschow. Von 1800 Ärzten streikten in Freiburg vor rund fünf Wochen 400.

Einfluss hat die Uniklinik Tübingen nach eigenen Angaben nicht auf die aufgeheizten Tarifverhandlungen und die Streiks, da sie kein Mitglied im Arbeitgeberverband „Tarifgemeinschaft der deutschen Länder“, kurz TdL, sei.

Warum die Ärzte unzufrieden sind

Die Uniklinik-Ärzte fühlen sich überlastet. „An den Unikliniken werden schwerst kranke Patientinnen und Patienten versorgt. Die Ärztinnen und Ärzte haben es mit hochkomplexen Fällen zu tun. Zur Krankenversorgung kommt noch Forschung und Lehre dazu“, erläutert Jörg Woll, stellvertretender Landesvorsitzender der Ärztegewerkschaft „Marburger Bund“ in Baden-Württemberg.

Trotz dieser Dreifachbelastung und im Vergleich zu anderen Krankenhäusern längsten Wochenarbeitszeiten hätten die Unikliniken die schlechtesten Ärztegehälter.

„Gegen diesen Mangel an Wertschätzung gehen unsere Mitglieder erneut auf die Straße. Wir fordern Wertschätzung“, erklärt Woll. „In den Unikliniken reiht sich eine Überstunde an die andere, immer mehr Regelarbeit findet in den Abendstunden und am Wochenende statt – dieser Entwicklung werden wir nicht tatenlos zusehen.“

Der Marburger Bund wirft dem TdL mangelnde Verhandlungsbereitschaft vor. Vier Verhandlungsrunden sind bislang ergebnislos geblieben. Von diesen Tarifverhandlungen sind deutschlandweit 23 Kliniken und 20.000 Ärzte betroffen. In Baden-Württemberg sind es die Kliniken Tübingen, Freiburg, Ulm und Heidelberg.

Was die Ärzte verdienen und was sie möchten

Forderungen
Der Marburger Bund fordert für Ärzte 12,5 Prozent mehr Gehalt sowie höhere Zuschläge für Regelarbeit in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen. Schicht- und Wechselschichtarbeit will er begrenzen.

Was Ärzte verdienen
Derzeit verdient laut Tarifvertrag für die Universitätskliniken ein Assistenzarzt im ersten Jahr rund 5100 Euro brutto, ein Facharzt im ersten Jahr rund 6700 Euro brutto, ein Oberarzt im ersten Jahr rund 8400 Euro und ein Chefarzt 9900 Euro. Das Gehalt wird je nach Erfahrung hochgestuft. Die Arbeitszeit liegt bei jeweils 42 Stunden pro Woche, Überstunden sind jedoch die Regel. Zudem gibt es im Gesundheitswesen die sogenannte „Opt-Out“-Klausel. Unterschreiben Ärzte diese freiwillig, können sie für mehr Stunden als die gesetzliche Höchstarbeitszeit herangezogen werden.