Blick vom Strand von Deauville auf den Ärmelkanal Foto: dpa

Russland demonstriert weiter militärische Stärke - diesmal praktisch im Herzen Europas. Wegen eines Sturms ziehen sich mehrere russiche Schiffe in den Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien zurück. Die Nato ist irritiert.

Moskau - Russland hat mit einer Übung der Kriegsmarine im Ärmelkanal seine seit Wochen andauernden militärischen Muskelspiele fortgesetzt. Ein U-Boot-Zerstörer der russischen Nordflotte sowie weitere Schiffe passierten den Kanal zwischen dem französischen Calais und dem britischen Dover, wie die Marine mitteilte. Der Verband sei wegen eines Unwetters in die neutralen Gewässer einer Seine-Bucht eingelaufen, hieß es. Die Manöver gelten als Antwort Russlands auf ähnliche Übungen der Nato im Osten Europas.

Die Bundesregierung kritisierte die Übung mit Blick auf die im Konflikt um die Ukraine ohnehin gespannte Lage zwischen Russland und dem Westen. „Dieses Manöver, auch wenn es sozusagen in internationalen Gewässern stattfindet, ist nicht unbedingt ein Zeichen, um die Bereitschaft zur Deeskalation zu unterstreichen“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz am Freitag in Berlin. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums ergänzte: „So wie dieser Verband zusammengestellt ist, sieht es aus wie ein ganz normaler Übungsverband. Und insofern ist er für uns nicht weiter dramatisch. Und stellt auch dort keine besondere Situation dar.“

Nato nennt Übungen "ungewöhnlich"

Russland hält seit mehreren Wochen Militärmanöver mit verschiedenen Streitkräften weit außerhalb seiner Landesgrenzen ab - auch mit Langstreckenbombern. Die Nato hatte die Übungen als „ungewöhnlich“ bezeichnet. Allerdings halten sich die russischen Streitkräfte in neutralen Gewässern oder im internationalen Luftraum auf.

Russland will mit dieser Präsenz angesichts der schwersten Krise mit dem Westen seit dem Kalten Krieg militärische Stärke zeigen. Auch Nato-Staaten hatten zuletzt zum Ärger Russlands im Osten Europas immer wieder Manöver abgehalten, darunter auch in der Ukraine. US-Kriegsschiffe hatten sich wiederholt im Schwarzen Meer und damit auch in der Nähe Russlands aufgehalten. Russland kritisierte, dass die Schiffe sich dort länger als zulässig aufhielten.

Kremlchef Wladimir Putin erinnerte zuletzt daran, dass sich Moskau zu Zeiten des Kalten Krieges vor allem mit militärischen Drohgebärden Gehör und Respekt habe verschaffen können. Mitte November hatte die russische Marine auch Kriegsschiffe vor die Küste Australiens verlegt. Auf dem Kontinent hatte Putin am Gipfel der 20 führenden Industrienationen und Schwellenländer teilgenommen.