In Schömberg gibt es Ärger um die Abholung von Plastikmüll.  Foto: © Thomas Söllner – stock.adobe.com

"In Bad Liebenzell gibt’s mittlerweile Ratten, die die Säcke aufbeißen", sagte Ratsmitglied Joachim Zillinger bei der jüngsten Sitzung des Schömberger Gemeinderates. Die Abfuhr von Plastikmüll durch die Firma Remondis stand auf Antrag der CDU-Fraktion auf der Tagesordnung und sorgte für massig Gesprächsstoff.

Schömberg - Das Problem mit dem Müll habe nämlich nicht nur die Gemeinde Schömberg, es sei ein kreisweites, führte Zillinger weiter aus. Der unzuverlässige Abtransport sei ein Fakt, ein "ständiges Ärgernis", der so nicht mehr hinnehmbar sei. "Es trägt nicht dazu bei, unser Außenbild, unser Outfit nach außen zu verfestigen", so der Rat.

Den Ansatz eines direkten Gesprächs mit der Firma Remondis habe es schon mal vor mehr als einem Jahr gegeben, erzählt der Rat. Da sei er selber beteiligt gewesen. Er habe sowohl mit Helge Jesse von der AWG Calw, als auch mit Remondis telefoniert. "Damals hieß es von Remondis: Wir haben einen Virus in der Firma. Wir hatten viele Fahrer, die einfach krank waren", berichtet Zillinger. Deswegen habe sich die Abfuhr verlangsamt. "Und im Endeffekt, machen wir uns nichts vor, geht es auch ums Geld", ist sich der Rat sicher. Der gegenwärtige Status Quo sei letztlich nicht hinnehmbar, "wegschauen geht nicht". Bevor die Sache "eskaliere", müsse hier gemeinsam im Gremium mit der Firma Remondis eine Lösung gefunden werden. "Das geht nicht über das Telefon".

Schon lange ein Ärgernis

Tino Bayer von der UWV-Fraktion zeigte sich dankbar für den Antrag. Ihn ärgere das ebenfalls schon sehr lange. Besonders extrem sei es die letzten drei Male gewesen, natürlich auch, weil starker Sturm gewesen sei.

Am Freitag, 29. Januar, nachdem der Müll nicht abgeholt wurde, habe er bei der Firma Remondis angerufen. Dort habe man ihm erklärt, dass durch zusätzliche Dosenabfuhr Probleme aufgetreten seien, es zu wenig Fahrzeuge geben würde und außerdem, pandemiebedingt, Personalengpässe aufgetreten seien.

"Das ist ja alles gut und schön, aber letztendlich ist die Firma Remondis ein Weltunternehmen, das professionelle Dienstleistungen verspricht", beginnt Bayer. Umweltschutz habe bei dem Entsorgungsunternehmen höchste Priorität, Innovation ohne Grenzen und Nachhaltigkeit als Geschäftsbeziehung. Das seien nur einige Dinge, die er sich nach einer Internetrecherche notiert habe.

"Mich hat es kolossal geärgert, weil ich auch davon betroffen war", berichtet der Rat. Seine zwei gelben Tonnen habe es nämlich auch auf die Straße geworfen und Gott sei Dank habe es der Nachbar gesehen und ihn rechtzeitig benachrichtigt.

"Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir in Deutschland einfache Dinge nicht mehr hinbekommen", sagt Bayer ein wenig betrübt. Dass erwarte ich von so einem professionellen Unternehmen, dass die da einfach gute Lösungen bringen." Und manchmal brauche man einfach die Presse, da reichten Anrufe nicht, es gehe dann wirklich nur über die Öffentlichkeit.

"Ich bin ja Hausverwalter und habe Objekte im Enzkreis", so Rat Bayer weiter. Er habe sich dort mal kundig gemacht. Dort sei die Firma Veolia zuständig und es gebe überhaupt keine Probleme. "Ich erwarte von diesem Weltunternehmen Lösungen." Er appelliert daher an Remondis: "Schauen Sie, dass Sie die Probleme in den Griff bekommen". Und zum Ende des Plädoyers: "Ich bin emotional geworden und bitte dies zu entschuldigen."

Nicht locker lassen

Andreas Karcher von der MUZ-Fraktion sieht die Illusion im Raum, dass man da als Gemeinde Schömberg etwas machen könne. Remondis sei "sehr dickfellig" in diesem Punkt. Wenn überhaupt, gehe da nur was über den Kreis. Und selbst da habe er seine Zweifel, "aber wir sollten es trotzdem probieren. Nicht locker lassen, um diesen Umstand, diesen Missstand, zu beheben."

"Ich denke, da geht’s um Geld, um Nachforderungen, die im Raum stehen", schaltet sich Ratsmitglied Zillinger noch einmal dazwischen. Remondis mache das jetzt mit den gleichen Ressourcen, bevor die Dosen in die Plastiktonne gewandert sind.

Er sei sich jedoch sicher, dass Bürgermeister Leyn, in seiner Funktion als Kreisrat, das Thema auch in diese Versammlung einbringe, wo es mit Sicherheit auch hingehöre und behandelt werden müsse. "Ich wünsche mir, dass es da eine breite Resonanz gibt, deswegen haben wir ja viele Bürgermeister im Kreistag", so Zillinger.

Der Antrag der CDU-Fraktion wurde anschließend vom Gremium einstimmig angenommen. Er beinhaltet die Einladung eines Vertreters der Firma Remondis mit dem Ziel, eine Lösung für den Abtransport des Plastikmülls zu finden.

Kommentar: Gesprächsbedarf

Die Firma Remondis – ein Entsorgungskonzern, der professionelle Dienstleistungen verspricht. Mindestens in Teilen des Landkreises Calw wird das bezweifelt. Im Schömberger Gemeinderat ist man sich jedenfalls einig: Die Abfuhr des Plastikmülls sei mangelhaft, heißt es. Die Firma müsse an Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit arbeiten. Und, so der Wunsch aus dem Gremium, ein Vertreter soll am berühmten runden Tisch mit der Gemeinde eine Lösung anbieten. Ein solches Handeln stünde Remondis in der Tat gut zu Gesicht. Denn der Unmut ist groß, Vorwürfe stehen im Raum. Diese auszuräumen sollte im Interesse von Remondis sein. Mit der Einladung zum Gespräch streckt die Gemeinde die Hand in Richtung des Entsorgungsriesen aus. Von dessen Gesprächsbereitschaft wird nun abhängen, wohin die Reise geht. Und ob es zu einer konstruktiven Lösung kommt.