Kaum eine Leerung klappe im Kreis Rottweil zeitgerecht, wird im Kreistag bemängelt. Foto: Otto

Eine Gebührenerhöhung für die Abfallentsorgung an sich ist schon ärgerlich, doch noch mehr, wenn dann nicht einmal die Qualität stimmt – in der letzten Sitzung des Rottweiler Kreistags 2021 wurde genau daran Kritik geübt.

Kreis Rottweil - Wenn es um das Thema Müll geht, sind emotionale Diskussionen und heftige Reaktionen in der Bevölkerung vorprogrammiert, erst recht, wenn die Gebühren erhöht werden sollen.

Die letzte Gebührenerhöhung – um sage und schreibe 27 Prozent – liegt noch gar nicht so lange zurück. Im Winter 2019 gab es deshalb einen ordentlichen Shitstorm. 2022 steigen die Gebühren erneut an, diesmal um vier Prozent. Und auch das brachte viele Bürger dazu, ihrem Ärger über die Abfallentsorgung Luft zu machen.

Grund ist das ihrer Meinung nach schlechte Preis-Leistungsverhältnis. "Wir haben im Vergleich zu anderen Landkreisen die höchsten Müllgebühren", meinte nun auch Thomas Engeser (FWV) im Rottweiler Kreistag. "Das kann man sich nicht schönrechnen, sondern muss gucken, wie man die Gebühren senken kann." Hohe Gebühren begünstigten auch wilde Müllablagerungen, so Franz Rohrer (FDP). Diese würden zunehmend zum Problem. Dort brauche es drastische Strafen für Müllsünder, fand Horst Niehues (AfD).

Seiten- statt Hecklader

Landrat Wolf-Rüdiger Michel setzte der Kritik an den hohen Gebühren entgegen, dass mehr Qualität eben koste. Als Beispiel nannte er die Entscheidung des Kreistags, statt der Seitenlader, für die man nur eine Person benötige, Hecklader zu bevorzugen, was gleichzeitig zwei Personen pro Wagen bedeute. Somit stiegen auch die Personalkosten und damit die Müllgebühren – mal abgesehen von den hohen Spritkosten zurzeit, so Michel. Zudem sei man bei den Gebühren nur knapp über dem Preisniveau von 2022. "Das gibt’s sonst heutzutage bei keiner Dienstleistung mehr", so Michel.

Der Erste Landesbeamte Hermann Kopp ergänzte, dass das Bürgerverhalten auch eine große Rolle spiele. Wenn jeder beispielsweise einen so großen Behälter nähme, wie er ihn brauche und den Müll richtig trennen würde, käme man als Bürger günstiger weg, sagte er.

Ralf Ulbrich (SPD) meinte, höhere Gebühren für mehr Qualität wären in Ordnung, aber eben jene Qualität werde beim Entsorgungsunternehmen Alba nicht geboten. Kaum eine Leerung klappe einigermaßen zeitgerecht, so Ulbrich. Das ärgere die Bürger enorm.

Probleme gebe es tatsächlich insbesondere in Monaten mit vielen Feiertagen, meinte Christian Mutz, Leiter des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft. Es gebe auch Monate, in denen die Entsorgung gut klappe. Generell greife man jede Reklamation auf und bespreche sie mit dem Dienstleister Alba. Dort werde stets Besserung gelobt.

Vertragsstrafe könnte helfen

Landrat Michel meinte, im Kreis Rottweil gebe es in Sachen Abfallentsorgung immer noch weniger Probleme als in den Nachbarlandkreisen, auch wenn das ein schwacher Trost für die Bürger sei. Er empfahl, immer zu melden, wenn die Abholung nicht geklappt habe. Wenn diese innerhalb von 48 Stunden nicht nachgeholt werde, drohe Alba dann nämlich eine Vertragsstrafe. "Und wenn’s finanziell wehtut, dann hilft das bestimmt."

Franz Rohrer (FDP) kritisierte die monopolistischen Strukturen bei der Abfallentsorgung. "Wir sollten schauen, wie wir bei der nächsten Ausschreibung zu mehr Angeboten kommen, sonst sind wir preislich und qualitativ ausgeliefert", meinte er. Bei der letzten Ausschreibung der Abfallentsorgungs-Leistungen hatte nur das Angebot der Firma Alba vorgelegen.

Die Müllgebührenerhöhung wurde bei drei Gegenstimmen abgesegnet.