Der 26-jährige Maurizio Pastore ist für seine spaßige Kurzvideos eine Social-Media Berühmtheit. Doch der Freiburger Polizeipräsident Franz Semling kann über ein Video von Pastore so gar nicht lachen – und hat Anzeige erstattet. Der Prozess sollte am Mittwochnachmittag, 16. August, seinen Anfang finden. Doch es kam anders.
Auf TikTok folgen ihm fast drei Millionen Menschen. Auf Youtube wurden seine Videos insgesamt schon rund 375 Millionen Mal angeklickt. Ganz klar, der Elztäler Maurizio Pastore (26) hat eine Menge Fans, die seine Comedy-Kurzvideos im Internet lieben. Der Freiburger Polizeipräsident Franz Semling, der früher mal Pastores Chef war, gehört allerdings nicht dazu. Im Gegenteil: Semling hat sich von einem Video des ehemaligen Polizisten, der im Netz unter dem Künstlernamen „Mauriipastore“ unterwegs ist, beleidigt und in der Ehre verletzt gefühlt und vor etwa mehr als einem Jahr Anzeige erstattet.
Pastore bekam einen Strafbefehl in Höhe von fast 5000 Euro zugestellt, den er aber nicht akzeptiert hat. Nun sollte die Sache am gestrigen Mittwochnachmittag vor dem Amtsgericht Waldkirch ausgefochten werden. Doch dazu kam es – vorerst – nicht, denn Pastores Anwalt, der Konstanzer Strafverteidiger Christoph Nix (69), stellte zu Prozessbeginn einen Befangenheitsantrag gegen die Richterin in dem Verfahren. Nun muss erst einmal über diesen Antrag entschieden werden, das Verfahren wurde fürs Erste auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.
Rund eine Million Klicks
In der Regel sind Pastores Kurzvideos harmlose Späßchen, in denen er in verschiedene Rollen wie „Muddi“ oder „Oma Elke“ schlüpft, die dann irgendwas lustiges machen. Kicken zum Beispiel. Oder Minigolf spielen. Im Video, um das es nun vor Gericht geht, lagen die Dinge aber anders: Hier schlüpft der ehemalige Verkehrspolizist unter anderem in die Rolle von „Präsident Semmel“, dem in dem Clip unterstellt wird, dass er Polizistinnen im Gegenzug für sexuelle Dienstleistungen auf der Karriereleiter voranbringt.
Rund eine Million Mal wurde das Video laut Anklage angeklickt im Netz. Und Polizei-Insider können darin leicht nicht nur den Freiburger Polizeichef Semling sondern auch eine weitere Beamtin identifizieren, die von der angeblichen sexuell motivierten Protektion ihres Bosses profitiert haben soll. Üble Nachrede sei das, findet die Staatsanwaltschaft. Künstlerische Freiheit, so behaupten Pastore und sein Anwalt. Und Insider bei der Polizei vermuten, dass das Video ein Racheakt des ehemaligen Polizeianwärters für schlechte Benotungen in der Polizeiausbildung gewesen sein könnte.
Mehr Transparenz gefordert
Der Fall hat mittlerweile auch eine politische Dimension erreicht, da er parallel zum Verfahren wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung gegen den ranghöchsten baden-württembergischen Polizeibeamten Andreas R. für öffentlichen Wirbel gesorgt hat: Der SPD-Politiker Sascha Binder nahm die Pastore-Affäre zuletzt zum Anlass, ganz generell mehr Transparenz beim Thema Beförderungen bei der Polizei einzufordern. Sonst komme die Polizei im Land nicht aus den negativen Schlagzeilen.
Wann Maurizio Pastores Video nun wieder Schlagzeilen machen wird, ließ das Gericht in Waldkirch am Mittwoch vorerst offen.