Der Ergenzinger Bahnhof ist modernisiert worden. Foto: Steinmetz

Gegen eine "Kappung" oder die Umleitung der Gäubahn über Tübingen sprechen sich die BfE- sowie CDU/UB-Fraktion im Ergenzinger Ortschaftsrat aus.

Rottenburg-Ergenzingen - Die Ortschaftsräte schrieben gemeinsam einen offenen Brief an den baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann, der dann aber doch nicht abgeschickt wurde. Inzwischen haben sich nach dem Gäubahn-Gipfel in Böblingen neue Perspektiven ergeben. "Unsere Wünsche sind nicht alle erfüllt worden, aber es gibt Verbesserungen", sagte die stellvertretende Ortsvorsteherin Cornelia Ziegler-Wegner bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung.

 

Unmut über OB Neher

Was aber bleibt, ist der Unmut darüber, dass Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher einen Brief an den Verkehrsminister unterzeichnet habe, in dem die Umleitung der Gäubahn ab Horb durch das Neckartal nach Stuttgart gefordert werde. Das hätte aus Sicht des Ergenzinger Ortschaftsrats fatale Folgen: "Der Wegfall der Gäubahn wäre für Hunderte von Fahrgästen und Pendlern auf der Strecke Horb-Eutingen-Ergenzingen-Bondorf-Nebringen eine Katastrophe. Ab Herrenberg und von Böblingen und Sindelfingen reduziert sich die Bahnverbindung nach Stuttgart dann nur auf die S-Bahn, mit längeren Fahrzeiten und ohne direkte Umsteigemöglichkeit auf Anschlusszüge."

In Ergenzingen viel Geld investiert

Die beiden Fraktionen weisen in ihrem Brief darauf hin, dass sowohl Bahn als auch die Stadt in Ergenzingen für die Sanierung des Bahnhofs viel Geld investiert haben. So seien neue Parkplätze angelegt, ein barrierefreier Zugang mit Aufzügen geschaffen, die Bahnsteige erhöht, eine neue Beleuchtung und digitale Anzeigen angebracht worden. Überdachte Fahrradabstellplätze seien zusammen mit der Bahn in Planung. Die Fahrgastzahlen stiegen, aus dem Neckartal nutzten vermehrt Fahrgäste den modernen Bahnhof Ergenzingen. Auch die Bahnhalte Eutingen und Bondorf seien modernisiert und barrierefrei.

Eine Umleitung der Gäubahn über das Neckartal löse die Anbindung an den Hauptbahnhof Stuttgart nicht und sei keine Alternative zur bestehenden Strecke.

Anbindung von Ergenzingen in der Metropolregion

Der Ortschaftsrat Ergenzingen schließt sich deshalb der Resolution des Tuttlinger Gemeinderats an und appelliert, die Abbindung der Gäubahn oder Umleitung über das Neckartal ab 2025 auszuschließen. Stattdessen solle die Weiterführung über die Panoramabahn sichergestellt werden, bis die künftige Gäubahn-Trasse zur Verfügung stehe. Eine dritte Forderung ist, die Errichtung eines oberirdischen Ergänzungsbahnhofes erneut zu prüfen. Die Gäubahn auf der bestehenden Strecke sichere die direkte und schnelle Anbindung der Kommunen entlang der Trasse und somit auch die Anbindung von Ergenzingen in der Metropolregion.

Maßlose Enttäuschung

Für BfE-Ortschaftsrätin Renate Holzmann ist nach dem Böblinger Gipfel "die Sache noch nicht erledigt". Sie sei maßlos enttäuscht vom Oberbürgermeister, dass er sich für die Umleitung der Gäubahn über Tübingen ausgesprochen habe. Sie räumte ein, dass es mit den Bahnhöfen in Bieringen und Rottenburg sowie Ergenzingen zwei Interessenlager gebe. "Ich hätte aber ein salomonisches Urteil erwartet und nicht, dass der OB Ergenzingen im Regen stehen lässt", meinte die Ortschaftsrätin. Reinhold Baur (CDU/UB) hätte sich eine offene Kommunikation des OB gewünscht. Die Ortschaftsräte haben erst aus der Presse erfahren, dass Neher die Umleitung der Gäubahn über Tübingen favorisiert.

Irmgard Kussauer (BfE) sagte: "Wir dürfen diese Strecke nicht kappen lassen. Wir haben einen tollen Bahnhof, und wir wollen ebenfalls nach Stuttgart kommen."

Auch wenn der Brief nicht ans Verkehrsministerium ging: "Wir werden die Entwicklung weiter kritisch verfolgen. Oberstes Ziel bleibt die unterbrechungsfreie Fahrt zum Hauptbahnhof", erklärte Cornelia Ziegler-Wegner.