An den Strombörsen fallen die Preise, doch Bestandskunden der EnBW müssen tiefer in die Tasche greifen. Das müssen sie sich nicht gefallen lassen, meint unser Autor Jonas Schöll.
Die deftige Strompreiserhöhung der EnBW haben sich einige Verbraucher nicht gefallen lassen. Ihre Treue hätte sich auch nicht gelohnt. Das ist die bittere Erkenntnis vieler Bestandskunden dieser Tage, die ihren Strom teils seit Jahrzehnten über den Karlsruher Energieriesen beziehen – und ihm nun enttäuscht den Rücken kehren. Erst nach ihrer Kündigung erfahren sie durch ein günstigeres Zurück-Wechsel-Angebot, dass die EnBW den Strom offenbar auch deutlich günstiger liefern kann.
Die Kritik an der Preispolitik der EnBW ist berechtigt. Aus ihr folgt die Lektion: Untreue zahlt sich aus! Bislang galt diese Praxis vor allem bei Mobilfunk- und DSL-Verträgen. Doch auch beim Strom und Gas ist es wichtig, seine Verträge genau zu prüfen. Ein Wechsel lohnt sich. Aktuell kann man mit Neukundentarifen Hunderte Euro im Jahr sparen.
Macht sich die EnBW die Taschen voll?
Es stellt sich die Frage: Macht sich die EnBW die Taschen voll – ausgerechnet auf Kosten ihrer treuen Kunden? Zumindest deutet einiges darauf hin. Deutschlands drittgrößter Energieversorger wird Ende März allen Prognosen zufolge einen Milliardengewinn ausweisen, eines der besten Ergebnisse seiner Geschichte. Zugleich fallen die Strompreise an den Börsen – und dennoch dreht die EnBW kräftig an der Preisschraube.
Dass die fallenden Börsenpreise nicht in allen Haushalten ankommen, begründen Grundversorger häufig mit einer langfristigen Beschaffungsstrategie. Daher gehörten sie zu Hochzeiten der Energiekrise zu den günstigsten Anbietern im Markt. Dennoch: Generell verraten Lieferanten nie, wie sie kalkulieren und wann sie Energie einkaufen. Der Verbraucher kann ihnen nur glauben. Dazu gehört Vertrauen – aber genau das verspielt die EnBW mit ihrer unfair anmutenden Preispolitik.