Paul Armbruster vor seiner zweiten Putin-Version: Dort ist der russische Präsident mit Engelsflügeln und Heiligenschein dargestellt. Foto: Fritsche

Sozusagen "über die Bande", über das Schaufenster des "Kreisels" in der Hauptstraße, liefert sich Künstler Paul Armbruster einen politischen Disput über Wladimir Putin mit einer unbekannten, wohl in Schiltach oder Schenkenzell lebenden Frau.

Schiltach - Am liebsten malt Paul Armbruster, Mitglied der Künstlergruppe Forelle blau und leidenschaftlicher Wanderer, Waldlandschaften des Schwarzwalds. Aber der Krieg in der Ukraine trieb ihn um. "Putin hat den Krieg begonnen und unermessliches Leid verursacht", erklärte Armbruster beim Gespräch mit unserer Redaktion vor dem Schaufenster des "Kreisels" seine Beweggründe. Also malte er schon im Frühjahr ein Bild von Putin mit Hörnern, das er in dem ihm zugedachten Schaufenster des Kreisels präsentierte. Daneben stellte er einen längeren Text, in dem er über Putins Motive für den Krieg mutmaßte und der mit dem Satz endete: "Putin ist ein Satan."

 

Beschwerde kommt prompt

Es dauerte nicht lange, dann erreichte ihn wegen Bild und Begleittext auf zwei Wegen die Beschwerde einer Frau, die ihren Namen nicht nannte. Zunächst im Mai mittels einer Mitarbeiterin des "Kreisels", bei der diese Frau das Bild kritisiert habe, er solle das Bild abhängen, sonst erfolge eine Anzeige. Im September dann über Otto Schinle, Sprecher der Forelle blau. Danach gefragt, erzählt Schinle, die Frau habe eigentlich eher fürsorglich gewirkt, so in der Art, dass man Armbruster darüber informieren müsse, dass gewaltverherrlichende Darstellungen in der Öffentlichkeit in Deutschland strafbar sein könne.

Anonyme Post

Armbruster selbst bekam dann im September zwei Postkarten mit anonymem Absender: Eine der beiden habe ungefähr folgenden Inhalt gehabt: "Tausche Strafantrag gegen öffentliche Entschuldigung. Biete kostenlosen Kunstkurs mit Aufklärung zu den Paragrafen 131 und 185. Ein Anruf ist keine Drohung." Aber die Bezeichnung Heckenschütze sei eine kriminelle Darstellung ihrer Person. Am Ende habe noch der lateinische Satz gestanden: "Ignorantia legis non excusat" (Unwissenheit schützt vor Strafe nicht). Armbruster sagt, das habe er durchaus als Drohung mit einer Anzeige verstanden.

Bild übermalt

Obwohl er das Ganze eher als "Satire live" betrachtet habe und keine Angst hatte, wollte Armbruster seine Ruhe wieder haben. Er griff zum Pinsel und übermalte das Bild: Jetzt hat Putin eine Heiligenschein und Engelsflügel. Weil er "Putin mit Hörnern" durch "Putin, der Heilige" ersetzt habe, hoffe er, dass er dem Wunsch der "Frau Anonym" gerecht werde, setzte Armbruster diesmal als Text im Schaufenster des Kreisel als Botschaft an die ihm unbekannte Frau daneben. Und er machte noch einen Vorschlag: "Entweder geben Sie sich endlich zu erkennen oder Sie zeigen mich an oder Sie lassen mich einfach zukünftig in Ruhe."