So dürfte es nach Meinung von Naturschützern im Scharlenbachtal nicht aussehen. Foto: privat

Naturschützer und Anlieger sind entsetzt und schalteten das Regierungspräsidium ein: Im Starzelner Scharlenbachtal, das ein Naturschutzgebiet ist, stellten sie nach Holzarbeiten große Schäden fest.

Das Scharlenbachtal und das Gewann Hofwald in Burladingen-Starzeln sind nicht nur zwei Kleinode, weil es für für die Anlieger schöne Naherholungsgebiete mit plätschernden Bächen an Wiesen und Wäldern gibt. Auch Fachleute in Behörden und im Forst wissen um den Wert der Region rund um den Bachlauf.

 

Deshalb wurde das Tal 2002 zum Naturschutzgebiet. Seitdem haben auch IGNUK-Aktivisten im Killertal ein wachsames Auge auf das rund 99 Hektar große Areal. Immer mal wieder gibt es Führungen für interessierte Naturfreunde.

Immense Vielfalt von Biotoptypen

Entlang der Quellen und Stillgewässer existiert eine hohe Vielfalt von Biotoptypen. Dort leben Reptilien, Amphibien, Zaun- und Weideechsen, Kleinstlebewesen, Schmetterlinge – von denen bisher 60 Arten nachgewiesen wurden –, und es wachsen sehr seltene Pflanzen.

Selbst die so rar gewordene, weil akut vom Aussterben bedrohte, Kreuzotter ist dort heimisch. Sie war das Reptil des Jahres 2024. Ihre Verwandte, die Ringelnatter, huscht dort regelmäßig durchs Gebüsch und über die Wege.

Entsetzen bei den Anliegern und Naturschützern

Schützenswert: Flora und Fauna im Starzelner Scharlenbachtal. Foto: privat

Das Entsetzen bei Anliegern und Naturschützern war also groß, als sie bemerkten, wie das Tal nach einigen Hiebmaßnahmen jetzt aussieht. Aufgestapelte Stämme, umgeholzte Bäume, kaputte und matschige Wege, Reisig in Gräben und entlang der Bachläufe. „Wo bleibt da der Naturschutz?“, fragte sich ein verärgerter Burladinger. Er informierte unsere Redaktion, aber auch das Regierungspräsidium.

Ein wüstes Durcheinander von Reisig, Zweigen, und Ästen. Foto: privat

Wir fragten beim Landratsamt und in Tübingen nach. Die Balinger Behörde bestätigte, dass das Forstamt Zollernalbkreis entlang der Wege zwischen Ortsrand und Weiher aus Gründen der Verkehrssicherheit erkrankte und teils abgestorbene Eschen entfernen lässt.

Dies räumte auch das Regierungspräsidium ein, dessen Vertreter am Mittwoch, 26. Februar, mit den Beschwerdeführern aus dem Killertal vor Ort war und die Zustände im Scharlenbachtal anschaute. Das Regierungspräsidium äußert sich jetzt: „Im Scharlenbachtal wurden zwei Maßnahmen parallel und unabhängig voneinander durchgeführt. Die Maßnahme entlang des Scharlenbachs wurde vom Forstamt veranlasst. Gleichzeitig wurde im Gewann ‚Neu Auchtert‘ eine Gehölzentnahme durch die höhere Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums beauftragt, die der Wiederherstellung ehemaliger Magerrasen- und Feuchtbiotope beziehungsweise in Teilen auch der Verjüngung der Gehölzbestände dient“, klärt die Tübinger Behörde auf und fügt hinzu:

Forstarbeiten waren größer, als mit dem RP abgestimmt

„Die Maßnahme am Scharlenbach wurde vom Forstamt durchgeführt beziehungsweise beauftragt.“ Und deshalb sei das Forstamt selbst für die Einhaltung naturschutzfachlicher Vorgaben und die Berücksichtigung von Naturschutzbelangen verantwortlich.

Maßnahme umfangreicher als mit dem RP vereinbart

Das RP selber, so heißt es, habe dem Naturschutz dadurch Rechnung getragen, dass seine Maßnahme „aus dem bestehenden Pflege- und Entwicklungsplan heraus entwickelt wurde“. Das Ergebnis sei, dass die Landschaftspflegemaßnahme im „Neu Auchtert“ nicht weiter beanstandet wurde. Im Bereich des Materialzwischenlagers würden noch Nacharbeiten stattfinden müssen, sobald das Schnittgut abtransportiert wurde.

Wenig glücklich scheint man in Tübingen allerdings über die Forstarbeiten des Landratsamtes zu sein. Vom RP heißt es dazu: „Über die forstliche Maßnahme im Bereich des Scharlenbachs, die der wesentliche Anlass der Beschwerde war, gibt es noch Klärungsbedarf zwischen der Naturschutz- und Forstbehörde, da der Umfang der Maßnahme deutlich größer war, als zuvor mit uns, der höheren Naturschutzbehörde, abgestimmt.“