Wenn da nicht der Amtsschimmel wiehert. Gefordert wird ein Lärmgutachten obwohl der Nachbar ein Friedhof ist und obwohl die Halle noch nicht steht, soll ein Belegungsplan für sie vorgelegt werden.
Zur Zeit geht es einfach nicht weiter mit der Baugenehmigung für die neue Turn- und Festhalle samt integriertem Bürgerhaus im Ortsteil Gauselfingen. Dabei hat man sich in Burladingens größtem Dorf jahrelang auf die neue Halle vorbereitet, sich geduldet und gewartet bis man zur hoch geförderten ELR-Schwerpunktgemeinde wurde. Die alte Halle ist schon ein ganzes Weilchen marode und quasi ein Fall für die Abrissbirne.
Jetzt soll direkt an der B 32, auf der Sigmaringer Straße zwischen und mit reichlich Abstand zu den Häusern 53 und 30, eine neue Halle gebaut werden. Die Ortschaftsräte haben sich akribisch darauf vorbereitet.
Die Halle hat in Hörschwag ihr Vorbild
Sie haben sogar ihre Amtskollegen in Hörschwag besucht, weil deren Bürgerhaus als Vorbild für den Neubau in Gauselfingen dienen soll.
Immer neue Papiere und Gutachten gefordert
Aber das Landratsamt lässt die Gauselfinger nicht nur warten, sondern, statt die Baugenehmigung zu erteilen, fordert die Kreisbehörde immer neue Papiere und Gutachten. Jüngster Amtsschimmel-Galopp: Das Landratsamt will einen Belegungsplan für eine Halle, die da noch gar nicht steht. Zuvor gab es bereits heftiges behördliches Fingerhakeln um ein Lärmgutachten.
Dabei ist gegenüber des Neubaus auf der anderen Straßenseite der B 32 das große Kindermodengeschäft Mayer. Das ist abends und in den Nachtstunden, wenn die Halle hauptsächlich in Betrieb wäre, gar nicht geöffnet.
Und hinter dem Neubau sind die Friedhofsgräber und Parkplätze für die Besucher. All zu viele Bürger sind es da wohl nicht, die irgendetwas hören könnten. Sind die Gauselfinger also Opfer im Bürokratiewust?
Ortsvorsteherin Silvia Roos sagt: „Die ELR-Mittel sind sicher, da müssen wir uns keine Sorgen machen. Wir haben alle erwünschten Gutachten und Unterlagen beigebracht. Es ist jetzt noch eine Nachfrage eingegangen, die von uns schnellstmöglich beantwortet wird. Das bedeutet natürlich eine weitere Verzögerung in puncto Baugenehmigung, aber es ist uns bewusst, dass dieser Umstand der Bürokratie in Deutschland geschuldet ist. Wir sind aber guter Hoffnung, dass nach Erledigung der Nachfrage die Baugenehmigung erteilt werden kann“.
Landratsamt: „Enger und konstruktiver Austausch“
Das Landratsamt bestätigt das Gerangel um den Millionenbau. „Die Stadt wurde aufgefordert, ein Nutzungskonzept vorzulegen. Der Belegungsplan steht noch aus. Das Lärmgutachten kann daher nicht abschließend erstellt werden. Sobald das Nutzungskonzept und der Belegungsplan ausgewertet und mit dem Lärmgutachten abgestimmt sind, kann die Genehmigung erteilt werden.“
Viele Fachbehörden und Gutachter sind involviert
Das Verfahren dauere so lange, weil viele Fachbehörden und Gutachter am Verfahren beteiligt sind und ihre Unterlagen beisteuern müssen“. Im übrigen sei man mit der Stadt- und der Ortsverwaltung im engen und konstruktiven Austausch. Das klingt tatsächlich nach viel zu viel und typisch deutscher Bürokratie und es wird deutlich, dass der Amtsschimmel vor irgendwelchen Klagen aus Reihen der Bürger scheut, die sich von Lärm und Verkehr belästigt fühlen könnten.
Bürgermeister Davide Licht verweist auf den Gerichtsfall der Stadt Haigerloch, der wohl wie ein Erdbeben durch alle Gemeinden des Zollernalbkreises ging, die Neubauten planen und Nachbarn anhören und ins Boot holen müssen. Er beklagt: „Ein Belegungsplan, das macht uns wieder total unflexibel bei der Hallennutzung. Ich würde mir einfach wünschen, dass Bürger und Anlieger wieder etwas toleranter und duldsamer sind und bei solchen Projekten in ihrer Nachbarschaft mehr Gemeinsinn zeigen“.