Gar Existenzen seien bedroht, so die BI. Foto: Herzog

Misst die Stadt beim Bebauungsplan „Bergstraße-Schönblick-Hardtstraße“ mit zweierlei Maß? Dies und noch mehr wirft die Bürgerinitiative „BI Schönblick“ der Stadtverwaltung vor.

Schramberg-Sulgen Stein des Anstoßes ist die Absicht eines Großinvestors, auf der Freifläche in der Straße Schönblick drei dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit Flachdach und insgesamt 25 Wohneinheiten sowie ein Garagenhof mit 20 Garagen, zwei Carports und 13 Stellplätzen zu bauen.

 

Seit Samstag stehen dort große Plakate, auf denen die BI mit Sprüchen wie „Keine Böcke auf Wohnblöcke“, „Wohnraum schaffen ja, aber keine Wohn-Silos“ und „Pro Schönblick – kontra Schandfleck“ ihrem Ärger Luft macht.

Befürchtungen sogar noch übertroffen

„Unsere Befürchtungen wurden noch übertroffen und es ist erschreckender als wir gedacht haben, seit wir die Pläne gesehen haben“, klagt BI-Mitglied Andrea Hermann. Der Investor brauche für sein überdimensioniertes Bauvorhaben mindestens vier Befreiungen von den Bauvorschriften. Beispielsweise würden die Baugrenzen überschritten und die Garagen würden außerhalb des Baufensters gebaut. Dies sowie die Abweichung von im rechtskräftigen Bebauungsplan von 1999 festgelegten Reihen-, Doppel- und Kettenhäuser erfordere eine Änderung des Bebauungsplans durch den Gemeinderat, bekräftigt Hermann.

Auch sähe sie bei dem Bauvorhaben die Grundzüge und den Charakter der bestehenden Bebauung mit Ein- und Zweifamilienhäusern verletzt. „Unser Ziel ist es, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass auch ein namhafter Investor sich genauso an den Bebauungsplan halten muss wie andere Hauseigentümer, denen Befreiungen in der Vergangenheit versagt worden sind“, ergänzt ein Mitglied der BI.

Wohnblöcke als zu groß kritisiert

Insgesamt bemängelt die im vergangenen Spätherbst gegründete BI, dass die Bürger im Gebiet Schönblick von den geplanten Maßnahmen – außer den Mehrfamilienhäusern sollen auch noch eine Stichstraße gebaut und die Straße Schönblick saniert werden – aus der Zeitung erfahren hat und eine Informationsveranstaltung früher hätte stattfinden müssen.

Sie fühle sich hintergangen, weil die Stadtverwaltung offensichtlich schon weitreichende Gespräche mit dem Großinvestor geführt habe, bevor sie die Anlieger informierte. Keineswegs werde die Bebauung von freien Flächen in der Stadt infrage gestellt. Dennoch müsse eine Nachverdichtung dem vorhandenen ländlichen Siedlungscharakter entsprechen und optisch angepasst sein. Hierzu gehörten keinesfalls Wohnblöcke mit erdrückender Kubatur. So eine Zersiedelung führe dazu, dass Einwohner der Stadt den Rücken kehrten.

Offener Brief an den Gemeinderat

Des Weiteren wirft die BI der Stadt vor, hauptsächlich für den Investor eine Erschließungsstraße (Stichstraße) zu bauen, für die dann alle Anlieger Erschließungsbeiträge zahlen müssten, teilweise überhaupt keinen Nutzen hätten und Existenzen kosteten. Mit den geplanten Wohnblöcken werde die Einwohnerzahl im Schönblick verdoppelt. Die Verkehrsbelastung der Schönblickstraße sei aber jetzt schon durch den Durchgangsverkehr extrem hoch und werde weiter steigen. Dies sei nicht hinnehmbar. Man habe das Gefühl, dass die Bürger bei so einem Vorhaben weder gehört noch beteiligt würden.

In einem Brief an den Gemeinderat schildert die BI all ihre Ängste, Sorgen und Befürchtungen, wenn die Wohnblocks wie geplant realisiert werden. Hierzu gehören beispielsweise durch die Bodenversiegelung entstehenden Probleme der Oberflächenwasserversickerung bei Starkregen, die es jetzt schon gebe. Ökologische Ausgleichsflächen in anderen Teilen des Stadtgebiets seien da nicht hilfreich. „Wir werden das Thema nicht ruhen lassen und ihr zu weiterer Größe verhelfen. Hierzu wird auch die Unterstützung des Gemeinderats gebraucht. Denn genau deshalb haben wir ihn gewählt“, unterstreicht die BI-Sprecherin. Gleichzeitig hat die BI eine Unterschriftenaktion gestartet und will eventuell auch eine Petition einreichen.