In der Gemeinschaftsunterkunft in der Sturmbühlstraße leben derzeit viele geflüchtete Menschen – hier sollen auch bald neue Projekte entstehen. Foto: Marina Schölzel

Es war eine hitzige Debatte, die kürzlich beim Bund-Länder-Gipfel über eine mögliche Verschärfung des Asylrechts geführt wurde. Genau so hitzig reagiert jetzt der Schwenninger Arbeitskreis Asyl, der sich nun seit zehn Jahren für geflüchtete Menschen zusammen mit vielen Ehrenamtlichen einsetzt, und veröffentlicht eine Stellungnahme.

Es ist der „politische Grundtenor“, der den Arbeitskreis (AK) Asyl in Schwenninger derzeit sehr stört. Zur aktuellen entfachten Flüchtlings-Debatte anlässlich des Flüchtlings-Gipfels von Bund und Länder, meldet sich der AK Asyl jetzt zu Wort und beteuert: „Jetzt erst recht.“

 

Jetzt erst recht müsse geholfen werden, jetzt erst recht müsse aber auch die ehrenamtliche Arbeit des Arbeitskreises wertgeschätzt werden.

Das laut Reinhold Hummel „eklige Verhalten“, das derzeit innerhalb des politischen Grundtenors herrsche, müsse abgelegt werden, etwaige Pläne der Bundesregierung, geflüchtete Menschen sollen kein Bargeld mehr bekommen, seien eine „Schweinerei“.

AK Asyl in „großer Sorge“

Im Zuge der Debatte um ein verschärftes Asylrecht veröffentlichte der AK Asyl seine Leitlinien und eine Stellungnahme. „Mit großer Sorge nehmen wir wahr, wie in kurzer Zeit eine drastische Änderung der Sprache und der Maßnahmen gegen geflüchtete Menschen stattgefunden hat“, schreibt der Arbeitskreis darin, und weiter: „Ängste werden geschürt. Geflüchtete werden nur noch als Bedrohung und nicht mehr als Bereicherung gesehen.“

Setzen sich für die Rechte von Flüchtlingen ein: Albrecht Benzing (von links), Hans-Ulrich Hofmann, Evelyn Preuß und Reinhold Hummel Foto: Marina Schölzel

In ihrer Stellungnahme etwa fordern sie beschleunigte Verfahren von Asylsuchenden, eine Weiterführung der Seenotrettung oder auch, die Investitionen, die in die Sicherung der EU-Außengrenzen fließen, lieber in die Integrationsarbeit zu stecken.

Positive Erfahrungen im Ehrenamt

Mit Integrationsarbeit und Ehrenamt habe der Arbeitskreis „positive und bereichernde Erfahrungen“ gemacht – und das im März seit zehn Jahren. Sowohl unter den Ehrenamtlichen, als auch unter den Geflüchteten seien Freundschaften entstanden, auch habe es viele „Erfolgsstorys“ gegeben von Menschen, die vom Arbeitskreis Asyl über viele Jahre auf ihrem Weg begleitet wurden.

„Die Ehrenamtlichen sind eine Brücke der Gesellschaft“, warben Evelyn Preuß, Hans-Ulrich Hofmann und Reinhold Hummel in einem Pressegespräch für neue Ehrenamtliche. Die Integration der Geflüchteten sei natürlich kein Selbstläufer, es brauche Strukturen, jedoch seien „lobende Worte gut und schön, dennoch braucht es aber noch ein bisschen mehr“, wie Preuß, Hofmann und Hummel bekräftigten.

Dankbar um Hilfe

„Als ökumenischer Arbeitskreis Asyl in AK in Schwenningen haben wir viele positive Erfahrungen gemacht und sehen sehr deutlich den persönlichen und gesellschaftlichen Nutzen, wenn Geflüchtete zu uns kommen“, drückt es die Stellungnahme des AK Asyls aus. Reinhold Hummel ist sich sicher: „Die Leute, die hier her geflüchtet sind, wissen den Staat oft mehr zu schätzen als andere, weil sie wissen, wie es ist, keinen Staat zu haben.“

Dabei betonen die Verantwortlichen des AK Asyls auch: „Der AK Asyl versteht sich nicht als ein politischer Arbeitskreis, sondern als ein Arbeitskreis, der helfen will.“

So schreibt es das Statement abschließend: „Unser Wertefundament lautet: Behandle jeden Menschen in Not so, wie du auch behandelt werden willst, wenn du in Not bist.“ Das aus den den „schrecklichen Erfahrungen der NS-Zeit“ entstandene Grundrecht auf Asyl für politisch verfolgte Menschen dürfe nicht weiter ausgehöhlt und aufgegeben werden.

Kontakte zum Arbeitskreis

Helfer gesucht
Wer sich dazu berufen fühlt, sich beim AK Asyl ehrenamtlich einzubringen, darf sich nach ihren Angaben jederzeit bei Evelyn Preuß unter der Telefonnummer 07720/301352 melden. Derzeit werden etwa noch Helfer bei der Kinder- oder Hausaufgabenbetreuung gesucht.