Viele ältere Bürger in der Region nutzen das Angebot, sich Mahlzeiten nach Hause liefern zu lassen. Foto: Felix Kästle/dpa

Der Caritasverband Lahr zieht sich im Oktober als Lieferant für den Mahlzeitendienst der Sozialstation St. Vinzenz zurück. Der Nachfolger liefert samstags und sonntags nicht.

„Das ist nicht das, was wir eigentlich wollten“, sagt Anita Weber. Die Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe Schuttertal wurde in diesem Sommer von einer Nachricht der katholischen Sozialstation St. Vinzenz Ettenheim-Lahr überrascht. Diese hat die Nachbarschaftshilfe über eine wichtige Änderung beim Mahlzeitendienst informiert: Die Sozialstation bezieht ihr Essen aktuell aus der Küche des Caritas-Hauses Sancta Maria in Lahr – doch die Caritas wird die Essenslieferungen einstellen. Ab Oktober übernimmt der Ortenauer Mahlzeitendienst. Das hat Folgen für die Betroffenen. Nicht nur im Schuttertal, sondern im ganzen Zuständigkeitsgebiet der Sozialstation – von Friesenheim über Lahr und Kippenheim bis nach Ettenheim und ins Schuttertal.

 

„Wir hatten uns den verlässlichen Mahlzeitendienst unter der Hilfe der Caritas auf die Fahnen geschrieben“, erklärt Weber. Die Sozialstation habe zwar Ersatz gefunden und man sei – notgedrungen – auf den Zug aufgesprungen. Doch „ganz glücklich sind wir nicht“. Es geht dabei nicht nur um die Umstellungen auf neue Gerichte eines neuen Kochs, auf die Bezieher mitunter sensibel reagieren können. Stand jetzt könne man mit dem neuen Partner am Wochenende „keine frischen Mahlzeiten mehr ausliefern“, so Weber.

Mahlzeiten werden bereits am Freitag vorab geliefert

Den Mahlzeitendienst der Nachbarschaftshilfe Schuttertal nehmen aktuell rund 30 ältere Mitbürger in Anspruch. Am Wochenende, so Weber, sind es etwas weniger. Für diese sieht das neue Konzept so aus, dass die Mahlzeiten für Samstag und Sonntag auf Wunsch bereits am Freitag geliefert werden und die Senioren sie sich am Wochenende selbst warm machen, beziehungsweise dafür jemand von der Nachbarschaftshilfe vorbeikommt. Weber ist sich jedoch bewusst, dass viele sicher wert auf frischere Gerichte legen. „Das Ende vom Lied soll das noch nicht sein“, sagt sie. Man wolle das Konzept erst einmal so umsetzen und schauen, wie es sich etabliert. Alternativen, etwa eine Kooperation mit Gaststätten, sieht sie nicht als realistisch an.

Der Rückzug der Caritas aus den Essenslieferungen zahlt in Schuttertal nun weiter auf den Ärger ein, den die Anwohner gegenüber dem Verband hegen. Mit der Ankündigung, das Pflegeheim St. Hildegard in Seelbach schließen zu wollen, hat die Caritas auch in der Nachbargemeinde für einige Empörung gesorgt. Heftig kritisiert wurde unter anderem dürftige Kommunikation, auch im vorliegenden Fall hätten Anita Weber „die genaueren Hintergründe interessiert“. Kommuniziert wurden ihr bislang lediglich „strategische Gründe“. Unsere Redaktion hat beim Caritasverband nachgehakt.

Dessen Vorsitzende Mireille Ochalek-Starzetz klärt auf: „In der Küche von Sancta Maria gibt es einen massiven Wasserschaden.“ Die Sanierung stehe im Herbst an, werde voraussichtlich drei bis vier Monate dauern. Nachdem die Caritas die Sozialstation informiert hatte, habe diese den Handlungsbedarf als Anlass genommen, den Anbieter nicht nur für die Zeit der Sanierung, sondern dauerhaft zu wechseln. Ochalek-Starzetz betont, dass die Küche inzwischen ohnehin so viele Aufträge habe, dass man diese langfristig nicht mehr stemmen könne. Um die sichere Versorgung auch der belieferten Institutionen zu gewährleisten, habe man eine Lösung finden müssen.

Behebung des Schadens kostet die Caritas viel Geld

Welche Lösung die Caritas selbst für das Haus Sancta Maria für den Zeitraum der Küchensanierung trifft, werde noch besprochen. Klar ist nur: „Es ist ein richtig teurer Schaden zu beheben“, so die Vorsitzende des Verbands, der – nicht nur in Zusammenhang mit der Schließung des Pflegeheims St. Hildegard – in der Vergangenheit immer wieder auf seine angespannte Finanzlage hingewiesen hat.

Die Sozialstation St. Vinzenz sieht den Anbieterwechsel gelassen. „Der Mahlzeitendienst ist ein ganz wichtiges Angebot, das wir gerne im Portfolio behalten möchten“, erklärt Gesamtpflegedienstleitung Stephanie Kirn im Gespräch mit unserer Redaktion. Durchschnittlich werden nach Angaben der Sozialstation 250 Mahlzeiten pro Tag ausgeliefert, mehr als 90 000 seien es über das Jahr verteilt.

Sie verstehe, sagt Kirn, dass ein solcher Wechsel kritisch gesehen werden kann, es gebe aber auch Vorteile: „Künftig stehen vier Menüs zur Auswahl, vorher waren es nur zwei.“ Der Ortenauer Mahlzeitendienst sei der bestmögliche Nachfolger für die Caritas gewesen, auch wenn er nicht am Wochenende liefert. Zu diesem Thema verweist Kirn auf die auch von der Schuttertäler Nachbarschaftshilfe angesprochene Lösung, dass die Mahlzeiten für Samstag und Sonntag bereits am Freitag ausgeliefert werden.

Noch kein Ergebnis

Mireille Ochalek-Starzetz, Vorsitzende des Caritasverbandes Lahr, betont im Gespräch mit unserer Redaktion, dass es aus den Verhandlungen über die Übernahme von St. Hildegard durch die Firma Kenk noch kein Ergebnis zu vermelden gibt. Vorher werde sie sich inhaltlich nicht zu den Verhandlungen äußern.